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0949 - Die geronnene Zeit

0949 - Die geronnene Zeit

Titel: 0949 - Die geronnene Zeit
Autoren: Oliver Fröhlich
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Begriffe wie Andruckabsorber oder künstliche Gravitation noch in ferner Zukunft lagen -, hätte er diese ölig wirkende Erscheinung mit einem Flüssigkeitstropfen verglichen, der in der Schwerelosigkeit vor sich hin wallte und waberte. Allerdings ein Tropfen ungeheuren Ausmaßes, wie er hätte zugeben müssen.
    Schon oft genug hatte Kesriel hier oder an ähnlicher Stelle gestanden und das schwarze Ding angestarrt. In Ermangelung eines richtigen Namens nannten die Lemurer es nur das Dunkel . Niemand wusste, woraus es bestand oder woher es gekommen war.
    Seit es sich im Shevnaron-Gebirge niedergelassen hatte, war es weder gewachsen noch geschrumpft. Auch wanderte es nicht, sondern verharrte stets in der gleichen Position. Deshalb hielt man die Erscheinung zwar für sonderbar, aber keineswegs für gefährlich.
    Allerdings galt das nur, wenn man sie in Ruhe ließ. Von den wenigen Abenteuerlustigen, die unbedingt hatten herausfinden wollen, was sich im Inneren des Dunkels befand, fehlte jede Spur. Sie hatten die Schwärze zwar betreten, sie aber nie wieder verlassen.
    Insofern gab es für Kesriel keinen Grund, den Monstertropfen zu fürchten. Und doch hing seine stete Unruhe irgendwie mit ihm zusammen. Das Dunkel schien ihn förmlich anzuziehen, als hätte es nach all den Abenteurern noch Appetit auf ein wenig Erbfolger-Nachtisch.
    »Das Dunkel«, murmelte Kesriel.
    Merlin nickte.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte er den Magier.
    Für einen Augenblick schwieg Merlin. Dann nickte er abermals und musterte Kesriel mit ernstem Blick. »Was du hier siehst, ist der materialisierte finstere Teil deiner Seele. Und du wirst mich hineinführen.«
    ***
    Gegenwart
    Noch immer starrte Zamorra auf seine Hand. Auf die sprunghaft angestiegene Zahl der Falten, auf die deutlicher sichtbaren Adern. Er erwartete, dass der Verfall voranschritt. So wie bei Dunja, dem ersten Menschen, der je an der Quelle des Lebens die Unsterblichkeit erlangt hatte.
    Vor seinen Augen war sie gealtert, gestorben - und zu Staub zerfallen. In Sekundenschnelle.
    Stand ihm dieses Schicksal ebenfalls bevor?
    Nein, der Alterungsprozess kam zum Stillstand. Dennoch wusste er nicht, ob er sich darüber freuen sollte, noch zu leben, oder ob er besser bedauerte, im Körper eines Siebzigjährigen gefangen zu sein.
    Warum reagierte er nicht im gleichen Ausmaß wie Dunja auf das, was auch immer mit ihnen geschah?
    In Sekundenbruchteilen rasten die vergangenen Ereignisse an seinem inneren Auge vorbei.
    Alles hatte damit begonnen, dass er in Träumen die Reinigung der Erbfolge miterlebt hatte, jeweils durch die Augen unterschiedlicher Priester aus dem Bund der Sha'ktanar - dem Bund der lichten Streiter.
    Wie sich später herausstellte, empfingen im gleichen Augenblick Dylan McMour, der jüngste Unsterbliche, und Dunja Bigelow in verschiedenen Visionen einen Hilferuf. Obwohl von einer Männerstimme ausgestoßen, stammte dieser offenbar von der Quelle des Lebens . Sie schwebte in tödlicher Gefahr - sofern man bei einem Ort von so etwas sprechen konnte. Jemand namens Jo Steigner werde sie ermorden. Oder habe sie ermordet. Oder wie auch immer. Nur ein Hort der Sha'ktanar könne Rettung bringen.
    Zunächst war Zamorra nicht klar, warum es in seiner Vision augenscheinlich nicht um die Quelle ging. Doch dann erkannte er, dass sie mithilfe seiner Träume erst erfuhren, worum es sich bei diesem geheimnisvollen Hort handelte: um einen von sieben Kristallen, der über Jahrtausende die Seelen der gestorbenen Mitglieder des Bundes speicherte. Bei der Reinigung stießen sie diese guten Geister wieder aus, die den finsteren Teil aus der Erbfolgerseele wusch und nur den klaren, strahlenden Teil zur nächsten Wiedergeburt in Kesriel entließ.
    Zu ihrer Überraschung wusste Rhett, wo sie einen Seelenkristall finden konnten, nämlich auf dem Llewellyn-Friedhof. Einer der Erbfolger namens Calum Saris ap Llewellyn hatte ihn seiner geliebten Isobel über den Tod hinaus geschenkt und in ihrem Grabstein verwahrt.
    Ohne zu wissen, was sie damit anfangen und wie sie ihn zur Rettung der Quelle einsetzen sollten, machten sie sich auf den Weg, den Kristall zu holen. Rhett konnte ihnen den Seelenhort gerade noch zeigen, da stürzten plötzlich eine dämonisch beeinflusste Frau und ein Junge auf sie zu und griffen sie an. Doch damit nicht genug! Es tauchten auch noch fünf Vampire auf.
    Das Team um Professor Zamorra wusste gar nicht, wie ihm geschah.
    Bevor der Meister des Übersinnlichen in die
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