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0946 - Priester der Kälte

0946 - Priester der Kälte

Titel: 0946 - Priester der Kälte
Autoren: Manfred H. Rückert
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hatte er ihre Seelen ausgelöscht. Einfach so, wie im Vorbeigehen. Er konnte es selbst nicht glauben, dass es so einfach geklappt hatte. Ihren Körpern war nichts anzumerken, es gab weder äußere noch innere Verletzungen.
    Trotzdem waren sie tot.
    Sie waren einfach mitten in der Bewegung umgekippt, als er ihre Existenzen vernichtet hatte. Und dann hatten bei ihnen sämtliche Kreislauffunktionen mit einem Schlag versagt. Und schließlich war der Körper kurz nach dem Geist gestorben.
    Er hatte sich zurückgezogen und bemerkte gerade, dass das Magienetz, das ihn fast verraten hätte, zerfaserte und dann zerfiel. Selbst durch das größte Magiepotenzial konnte niemand mehr eine Spur zu ihm feststellen.
    Langsam wurde er sich des unglaublich großen Vergehens bewusst, dass er gerade begangen hatte. In seiner Hysterie hatte er sich dazu hinreißen lassen, das schlimmste Verbrechen zu begehen, das es gab. Kraft seines Geistes hatte er gemordet. Nicht nur einmal, nein, dreimal!
    Drei Wesen waren durch ihn gestorben. Und das, ohne dass ein Grund dazu bestanden hätte. Nur, weil er sich irrtümlich bedroht gefühlt hatte.
    Das wollte ich nicht! , dachte er erschüttert. Wirklich nicht. Nein, das nicht… Bitte, glaubt mir doch!
    Doch es war niemand da, der ihm hätte antworten können.
    Eine innere Unruhe erfasste ihn, die alles bisher Erlebte bei Weitem überstieg. Er schnappte nach Luft, gerade so, als müsste er jeden Augenblick ersticken. Alles schien sich um ihn zu drehen.
    Er sprang auf und musste sich an der Felswand festhalten, um nicht hinzufallen. Er taumelte leicht, sein Spinnengesicht war zur abstoßenden Fratze verzerrt. Die Krallen der unteren beiden Armpaare, die sonst kaum benutzt wurden, hatte er zu Fäusten zusammengeballt. Das obere Armpaar beeilte sich, die wenigen Habseligkeiten zusammenzuklauben, die er besaß. In diesen Augenblicken handelte er automatisch, der bewusste Verstand war fast ganz ausgeschaltet.
    Er dachte auch nicht an die Handvoll Sauroiden, die er in seinem Sinn beeinflusst hatte. Er dachte an so vieles nicht, das er bedenken musste.
    Fort! Nur fort von hier! , hämmerte es hinter seinem mit schwarzen Borstenhaaren versehenen Kopf. Die Augen funkelten rot und das aus der Stirn ragende Fühlerpaar bewegte sich unaufhörlich hin und her, gerade so, als würde es unter Strom stehen.
    Nicht hier bleiben! Fort! Sonst erwischen sie dich!
    Fast hätte er den blauen Sternenstein verloren, ohne den sein Körper nicht erhalten werden konnte. Er war sein wichtigstes Hab und Gut. Das Einzige, ohne das er nicht existieren konnte.
    Fort! Nur fort von hier! Dreh dich bloß nicht um…
    ***
    »… und deswegen konntet ihr also keinen Erfolg haben«, stellte Julian Peters fest und blickte von Tzakk Rakko zu Korr Takkon. Sie saßen zusammen in Julians Organhaus, die Sauroiden wegen ihres andersgearteten Körperbaus auf Hockern, die Menschen auf Stühlen, und berieten über die Ergebnisse der Untersuchung. Der vierte im Bunde war Gevatter Tod. Auf Julians Anweisung hin erhellte das Organhaus den Raum durch die Imitation eines flackernden Kaminfeuers und ließ dabei einen leichten Geruch nach Fichtennadeln entstehen. »Wenn selbst die Priester der Kälte voreinander Geheimnisse haben, dann kann kein Fortschritt bei den Ermittlungen entstehen.«
    »Du musst dich nicht über unser Scheitern lustig machen, Träumer «, knurrte der Tempelherr lautstark. »Ich bin sicher, dass selbst du nach der Untersuchung nicht mehr Erfolge vorweisen könntest als wir. Selbst wenn du dich noch so sehr anstrengen würdest.«
    Takkon hob einen Arm an, er wollte seinen Artgenossen beruhigen. Julian besaß ein einmaliges Talent, seine Überheblichkeit auszudrücken; so etwas hatten weder YeCairn noch die Sauroiden bei einem anderen Wesen erlebt. Dabei hatte Julian Peters im Lauf der letzten Jahre einen großen Teil jener Arroganz verloren, die ihn früher ausgezeichnet hatte. Der Tod naher Freunde wie der Corr T'Carra oder seiner ehemaligen Freundin Angelique Cascal und das Schwinden seiner Geisteskräfte hatten ihn auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht.
    Trotzdem blitzte hin und wieder immer jene Selbstherrlichkeit durch, die fast alle Wesen an ihm hassten und verachteten. So mancher hatte sich insgeheim geschworen, den Träumer für diese Hybris umzubringen. Seltsamerweise hatte es bis jetzt noch niemand geschafft, Julian ins Jenseits zu befördern.
    Julian beugte sich leicht vor. Er musterte Rakko aus seinen
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