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0946 - Priester der Kälte

0946 - Priester der Kälte

Titel: 0946 - Priester der Kälte
Autoren: Manfred H. Rückert
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Hunderte von Metern bergab. Er musste aufpassen, denn ein Sturz konnte tödliche Folgen haben.
    Aufpassen, das war leicht gesagt, wenn die Glieder zitterten und der Verstand vor Angst immer kurz vor dem Aussetzen stand. Früher war das anders gewesen, damals, als er noch einen anderen Körper besessen hatte. Irgendetwas hatte sich seit einigen Jahren verändert, aber er war nicht in der Lage zu sagen, was es war. Jedes Mal, wenn er darüber nachdachte, kam er an eine Grenze in seinen Erinnerungen. Und diese Grenze zu überschreiten war kaum möglich für ihn.
    Irgendwann einmal hatte er einem Kraken geähnelt, soviel wusste er noch. Er hatte alle Wasserwege auf dieser Welt benutzt, sofern sie irgendwie miteinander verbunden waren.
    Sein ursprünglicher Körper war vertrocknet und zu Staub zerfallen, weil er sich zu einem unbekannten Zweck an Land bewegen musste. Aber dann war ein Raumschiff der Meeghs über dem Silbermond aufgetaucht und hatte Wahnsinn verbreitet.
    Und seitdem war alles anders als vorher. Die pervertierten Druidenseelen waren weg, das Meeghraumschiff vernichtet, und er selbst… Weshalb er nun in einem anderen Körper existierte, wusste er nicht. Vieles hatte sich verändert und er hatte das Gefühl, dass er manchmal in den Wahnsinn abglitt.
    Fort! Nur fort von hier! Dreh dich bloß nicht um , hämmerte es hinter der Stirn mit den verdreht aussehenden Fühlern. Wie in einer Endlosschleife hörte diese Stimme nicht auf ihn anzufeuern.
    Er wusste nicht zu sagen warum, aber erst in diesem Augenblick fielen ihm die beeinflussten Sauroiden wieder ein. Erst musste er ein neues Versteck finden, dann konnte er sich um seine Diener wider Willen kümmern. Sie mussten ihm helfen, ob sie wollten oder nicht.
    Aber halt, da war ein älterer Priester aus Tzakk Rakkos Tempel. Er war einer der fünf, die er in seinem eigenen Sinn beeinflusst hatte, und er arbeitete eng mit Rakko zusammen. Ihm sandte er den hypnotischen Befehl, dass er sich stets in der Nähe des Tempelherrn aufhalten sollte. Jede Information konnte lebenswichtig für ihn sein.
    Er schloss kurz die Augen, dann hetzte er weiter.
    Dreh dich bloß nicht um.
    Nein, das hatte er wirklich nicht vor. Wenn schon alles im Dunkel der Vergangenheit lag, dann konnte die Flucht nur in die Zukunft gelingen. Total ausgelaugt blickte er auf. Nicht weit entfernt sah er eine Höhle. Erst wenn er dort angelangt war, konnte er sich ausruhen.
    Er lief weiter, so schnell ihn die Füße trugen.
    Und er drehte sich dabei nicht um.
    ***
    »Warte, Tempelherr!«, rief Padrig YeCairn dem davonlaufenden Tzakk Rakko hinterher. Die hier und da verstreut liegenden Organhäuser und Wohn-Eier an der Schotterstraße bemerkten sie in ihrer Erregung nicht.
    Der Teamleiter der Priesterschaft hielt an und drehte sich um. Fast wäre Korr Takkon gegen ihn geprallt. Rakko hatte die krallenbewehrten Finger zu Fäusten geschlossen. Sein furchterregendes Gebiss klapperte mehrmals aufeinander, gerade so, als wollte er jemand zerfetzen. YeCairn wusste genau, dass der Tempelherr sich auf diese Weise abreagierte.
    »Dieser arrogante Dummkopf nimmt keinen von uns dreien ernst!«, stieß Rakko angewidert hervor. »Noch nicht einmal dich, obwohl ihr doch ersichtlich vom gleichen Volk seid. Irgendwann wird ihm diese Überheblichkeit zum Verhängnis!«
    Gevatter Tod verzog die Augenbrauen in die Höhe.
    »Das war aber jetzt keine Drohung gegen ihn«, vermutete der Philosoph.
    Rakko schüttelte den Kopf. Er schnaufte mit einem seufzenden Geräusch aus.
    »Die drei Priester haben schon gewusst, weshalb sie das magische Netz gestartet haben, um den Silbermond irgendwann einmal einweben zu können«, entfuhr es ihm.
    Gevatter Tod sagte nichts dazu. Er war bei der Vernehmung der Priester im Tempel dabei gewesen und hatte dabei vom Plan der Priesterschaft erfahren, den Silbermond magisch zu umweben. Damit sollte er in nicht ferner Zukunft aus der Traumsphäre herausgelöst werden, da die Sauroiden befürchteten, dass der Silbermond genauso instabil werden könnte wie die Echsenwelt. Es war das große Trauma ihres Volkes. Sie wollten unabhängig sein, ohne die ständige Drohung, weiter fliehen zu müssen. Dazu hatten sie vor der Flucht von Götterwelt und nach der Rettung auf dem Silbermond zu viel durchgemacht.
    YeCairn hielt das Experiment der drei getöteten Priester für ein gewagtes Unternehmen. Seiner Ansicht nach hätten die Sauroiden zumindest Julian Peters Bescheid geben müssen, dass sie einen Test
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