Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0946 - Priester der Kälte

0946 - Priester der Kälte

Titel: 0946 - Priester der Kälte
Autoren: Manfred H. Rückert
Vom Netzwerk:
gelang?«, stellte Peters eine Gegenfrage. »Ihr seid in dieser Hinsicht doch weitaus bewanderter als ich.«
    »Du hast es doch noch nicht einmal versucht!«, knurrte Korr Takkon. »Erinnere dich daran, wie es vor einigen Jahren war, als die Seelen der Druiden wieder zurückkamen. Auch damals dachten wir, dass wir endlich in Sicherheit leben könnten. Erinnere dich an diesen Satz: Die Schatten des Todes verdecken das Sonnenlicht. «
    Er blickte seine beiden Begleiter an, dann drehte er sich um und verschwand aus dem Organhaus - das in Sekundenschnelle eine Türöffnung schuf -, ohne sich zu verabschieden.
    Tzakk Rakko folgte ihm ebenso wortlos.
    Lediglich Gevatter Tod blieb kurz in der Öffnung stehen. Seinem Gesicht waren Trauer und Enttäuschung gleichermaßen anzusehen. Er sah Peters an und sagte: »Ich hoffe du weißt, was du tust. Und was du uns mit deinem Verhalten antust.«
    Dann war auch er verschwunden. Die Türöffnung schloss sich sofort wieder hinter ihm.
    Julian biss sich auf die Lippen. Er war mit sich selbst unzufrieden. Eigentlich hatte er das Gespräch in eine andere Richtung lenken wollen, aber die ständigen Befürchtungen seiner drei Gäste hatten ihn nervös gemacht. Und immer, wenn er nervös war, fiel er in überwunden gehoffte Verhaltensweisen zurück.
    »Bleibt doch da!« , hätte er YeCairn und den Sauroiden am liebsten zugerufen, doch eine innere Blockade hielt ihn davon ab. In diesem Fall hätte er ja einen Fehler zugeben müssen.
    Er blieb auf dem Stuhl sitzen und starrte die Innenwand des Organhauses an, als könne er darauf die Auflösung des Problems sehen. Die Imitation des Kaminfeuers warf einen Schatten an die Wand. Julian bemerkte nur das unruhige Hin- und Herflackern, aber es interessierte ihn nicht.
    Du hast es doch noch nicht einmal versucht! , hallten die Worte Korr Takkons in ihm nach. Und jetzt spürte er erst richtig die Enttäuschung des sauroiden Sicherheitsbeamten. Und: Die Schatten des Todes verdecken das Sonnenlicht.
    Wie könnte er die damaligen Ereignisse jemals vergessen? Die Lage war damals sehr ernst gewesen, aber mit dem heutigen Ereignis doch nicht zu vergleichen.
    Doch auch die Worte von Padrig YeCairn hatten Einschläge bei ihm hinterlassen: Ich hoffe, du weißt, was du tust. Und was du uns mit deinem Verhalten antust .
    Die Unruhe kribbelte immer stärker in ihm. Julian stand auf und ging nervös in dem Zimmer hin und her. Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, er zerrte an ihnen, als wollte er sie ausreißen. Weshalb forderten immer alle, dass er ihre Schwierigkeiten zuerst lösen sollte? Vielleicht hatte er es nicht so leicht, wie alle anderen immer annahmen? Hatten sie wirklich noch nicht bemerkt, dass seine Kräfte schon seit Jahren schwanden? Er besaß lange nicht mehr die herausragenden Fähigkeiten wie noch vor fünfzehn Jahren. Je älter er wurde, desto weniger konnte er erschaffen. Manchmal würde er selbst lieber in eine seiner Traumwelten verschwinden und jahrelang schlafen, damit sich manche Probleme von selbst lösten…
    Die Schatten des Todes verdecken das Sonnenlicht.
    Irgendwie brachte er den Satz nicht mehr aus seinen Gedanken. Fast noch schlimmer hallte der Vorwurf Takkons in ihm nach: Du hast es doch noch nicht einmal versucht!
    Wie auch, wenn er doch nicht mehr auf die Fähigkeiten von früher zurückgreifen konnte? Den Sicherheitsbeamten der Sauroiden sollte der Blitz treffen. Am besten beim… Julian lächelte hilflos und schüttelte den Kopf.
    Na dann versuche ich es halt, ihr Quälgeister , dachte er. Aber ich kann euch sowieso jetzt schon versprechen, dass der Erfolg gleich null ist…
    Er legte sich flach auf den Rücken. Und um zur Ruhe zu kommen, atmete er langsam ein und aus. Dabei versuchte er, alle störenden Einflüsse nach und nach auszuschalten. Als dies gelungen war, versetzte er sich durch ein posthypnotisches Schaltwort in Trance.
    Schon nach kurzer Zeit war er nur noch reines Bewusstsein. Mit einem Schlag erlosch die Umgebung, in der Julian sich aufgehalten hatte. Sein Geist drang aus dem Körper, dann aus dem Organhaus und strich schließlich über die Ansiedlung hinweg…
    ***
    Nicht hier bleiben! Fort! Sonst erwischen sie dich!
    So trieb er sich selbst an, als er eine kurze Pause einlegen wollte. Er atmete tief ein, dann hastete er weiter. Solche Anstrengungen war dieser Körper nicht gewöhnt. So schnell ihn seine Füße trugen, lief er über den schmalen Bergpfad dahin. Rechts und links ging es steil über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher