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0946 - Der sechste Schlüssel

Titel: 0946 - Der sechste Schlüssel
Autoren: Unbekannt
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und fragte mich, warum mir die wahre Bedeutung des Geräts nicht schon viel früher aufgegangen war. Es mußte an der fremdartigen Form liegen. Es gibt wohl kaum einen Terraner, der eine farbige Flüssigkeit in einem zierlichen U-Rohr hin und her pendeln sehen kann, ohne dabei an einen physikochemischen Vorgang zu denken.
    Was aber nützte mir die Erkenntnis? Die Uhr maß offenbar, wieviel Fortschritt bis zum endgültigen Aufbruch von Bardiocs Burg noch erzielt werden mußte. Konnte man daraus lesen, wieviel Zeit uns noch verblieb? Nein. Es konnten Schwierigkeiten auftreten, die den Weitergang der Vorbereitungen hemmten-zum Beispiel ein Schwarm Norane aus dem Krater, über dem die Burg schwebte.
    Nur soviel ließ sich sagen: Die Maschine war nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt. Das blaue Röhren war nahezu voll, und wenn die hin und her schwingende Flüssigkeit den Abschluß des U-Schenkels erreichte, dann waren wir besser schon eine Zeitlang unterwegs, oder Bardiocs Burg würde uns mit sich reißen wohin immer ihr Weg auch ging.
     
    10.
     
    Für mich ergaben sich zwei einschneidende Erkenntnisse.
    Erstens: Ich durfte die BASIS nicht um Hilfe bitten. Denn wer mir zu Hilfe kam, geriet unweigerlich in den Sog der Burg und wurde mitgerissen. Da ich keine Ahnung hatte, wann die Burg entmaterialisieren würde-außer dem dumpfen Gefühl, daß der Zeitpunkt in der sehr nahen Zukunft lag - war das Risiko, daß durch meinen Hilferuf zusätzliche Menschenleben in Gefahr gebracht würden, zu groß.
    Zweitens: Aus dem zuvor Festgestellten ergab sich zwingend, daß ich beim Finden eines Auswegs allein auf mich selbst angewiesen war. Ich konnte das Genie der an Bord der BASIS versammelten Wissenschaftler, Techniker und Exoten beanspruchen - aber letzten Endes lag es an mir, den Mechanismus zu entdecken, der es mir und den Vargarten ermöglichte, der drohenden Katastrophe zu entgehen.
    Ongelsken war mir gefolgt. Es war offenbar, daß er sich Mühe gab, mir nicht in den Weg zu kommen und mich bei meinen Überlegungen nicht zu stören. Als ich jedoch da stand und reglosen Blicks vor mich hinstarrte, weil mir, was er nicht wußte, hundert Gedanken gleichzeitig durch den Kopf gingen, da hielt er es für an der Zeit, sich bemerkbar zu machen.
    „Hast du dich um das gekümmert, was deine Aufmerksamkeit erforderte? Wie willst du dich mit deinen Freunden in Verbindung setzen? Wo sind sie überhaupt?"
    Ich schob meine Gedanken einfach beiseite. Ongelsken - und, was das anging, alle anderen Vargarten - befand sich in derselben Gefahr wie ich, jetzt, da ich fest entschlossen war, die Burg nicht ohne die Vargarten zu verlassen. So sehr mir auch die Möglichkeiten einer überlegenen Technik zur Verfügung standen, so hatte ich doch keinen Anspruch darauf, die Notlage im Alleingang anzugreifen. Ich hatte kein Recht, mich als den einzig Entscheidungsfähigen zu betrachten.
    „Ich habe mich darum gekümmert", beantwortete ich Ongelskens erste Frage. „Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend. Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit."
    „Wieviel?"
    „Das weiß ich nicht." Er war auf unschuldige Art und Weise wißbegierig und erwartete von mir, daß ich alle Antworten kannte. Ich mußte ihn von schwierigen Fragen so rasch wie möglich ablenken, denn es war niemand damit gedient, daß er sein Zutrauen zu mir verlor. „Mich mit meinen Freunden in Verbindung zu setzen, kostet nur wenig Mühe. Ich habe mein Fahrzeug auf der Oberfläche dieser Burg abgestellt. Es besitzt die geeigneten Kommunikationsgeräte. Meine Freunde sind nach unseren Maßstäben nicht weit entfernt, nur ein paar Lichtstunden.
    Aber ich kann sie nicht um Hilfe bitten."
    „Warum nicht?° „Weil ich nicht weiß, wann diese Burg sich in Bewegung setzen wird. Ich lehne es ab, ein weiteres Leben in Gefahr zu bringen."
    Ich war nicht sicher, ob er mich verstand. Auf jeden Fall blieb er an der Frage nicht hängen. Er brachte die Sprache sofort auf das nächste Thema.
    „Wir müssen uns also selbst helfen. Weißt du einen Ausweg?° „Noch nicht", bekannte ich. „Hast du etwa eine Idee?"
    Es überraschte ihn nicht, daß ich ihn fragte.
    „Ich weiß nicht, ob man es eine Idee nennen kann", sagte er. „Es hört sich verrückt an. Ich dachte an die Norane ..."
     
    *
     
    Die Vorstellung elektrisierte mich.
    Die Energiewale besaßen eine Hülle, die den Anschein erweckte, als bestehe sie aus elastischer Materie. In Wirklichkeit handelte es sich um eine Art hyperenergetischer
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