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0946 - Der sechste Schlüssel

Titel: 0946 - Der sechste Schlüssel
Autoren: Unbekannt
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ihn bis in den Grund seiner Seele hinein zu erschrecken. Nach meinen Maßstäben war er ein Wegelagerer, der nur deshalb keinen größeren Schaden hatte anrichten können, weil ich dazwischen getreten war im Besitz technischer Mittel, denen er nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen hatte.
    „Warum sollte das so sein?" fragte er zweifelnd.
    „Weil Bardioc es so gewollt hat und er war ein Mächtiger!"
    Mit diesen Worten setzte ich das kleine Feldaggregat in Gang und schwebte, ohne das Seil zu benützen, hinter Zwadivars Vargarten her den Schacht hinauf.
     
    *
     
    Da hatte ich mir etwas vorgenommen !
    Der sechste Schlüssel befand sich in meinem Besitz. Ich hätte mit der Lichtzelle aufbrechen und die Vargarten sich selbst überlassen können.
    Aber wer konnte so handeln? Laire vielleicht - und doch: Selbst in seinem Fall wäre ich wahrscheinlich keine Wette eingegangen. Es gab für mich keinen Zweifel, daß jeder denkbare Versuch unternommen werden mußte, um die Vargarten von Bardiocs Burg zu retten. Vielleicht konnte mir die BASIS zu Hilfe kommen!
    Ich gelangte in die Halle, in der der Drugun-Umsetzer stand. Zwadivars Vargarten hatten bereits mit der Berichterstattung begonnen. Ich wurde dazu nicht mehr gebraucht. Abseits entdeckte ich Ongelsken. Ich wunderte mich zunächst über seine rasche Rückkehr, bis mir einfiel, daß ich mich in einer Zeitfalle aufgehalten hatte.
    Er trat auf mich zu.
    „Du hast richtig vermutet. Die FÄNGERGLÜCK ist nicht mehr flugtauglich."
    „Wie steht es mit deiner Besatzung?"
    „Es gibt mehrere Verwundete, aber niemand hat ernsthaften Schaden genommen."
    „Gott sei Dank!"
    Der Translator streikte anscheinend bei dieser Äußerung; denn Ongelsken fragte: „Was hast du gesagt?"
    Ich winkte ab.
    „Wenn wir einmal besonders viel Zeit haben, können wir uns darüber unterhalten", vertröstete ich ihn.
    „Inzwischen gibt es fast ebenso Wichtiges zu tun."
    „Du hast einen Plan?"
    „Ja. Ich bitte meine Freunde um Hilfe. Zuvor aber muß ich mich noch um etwas kümmern."
    Ich schritt durch die Menge der eifrig debattierenden Vargarten auf den Drugun-Umsetzer zu. Die geheimnisvolle Maschine ließ mir keine Ruhe. Die Logik sagte mir, daß es mir in Jahren nicht gelingen werde, ihre Funktionsweise zu ergründen, geschweige denn in der kurzen Zeit, die mir noch blieb, bevor Bardiocs Burg sich von neuem in Bewegung setzte - diesmal über die Grenze hinweg, die wahrscheinlich kein menschliches Wesen überqueren konnte. Aber die beiden Röhrchen, von denen ich weiter nichts wußte, als daß sie eine gemeinsame Aufgabe versahen, übten eine fast magische Anziehungskraft auf mich aus.
    Ich inspizierte sie. Das U-Rohr mit der rötlichen Flüssigkeit war nur zur Hälfte gefüllt, das andere mit der blauen Substanz wirkte dagegen beinahe voll. Das war eine Umkehrung aller bisherigen Beobachtungsergebnisse.
    Ich fragte mich, was es zu bedeuten haben konnte. Während ich noch vor der Maschine kauerte und in meinen Gedanken suchte, füllte sich das rote Röhrchen zusehends mit Flüssigkeit, und die heftigen Schwingungen führten bald dazu, daß die rötliche Substanz den oberen Abschluß des U-Rohrs erreichte.
    Von dem blauen Röhrchen her ertönte das mittlerweile vertraute „Ping". Das Geräusch lenkte meinen Blick. Ich sah erstaunt, daß das blaue Rohr mit einemmal fast voll war. Die Flüssigkeit schwappte nur noch matt hin und her, und in Kürze würde der Augenblick kommen, in dem auch sie das obere Ende des U-Rohr-Schenkels erreichte und womöglich an dritter Stelle ein „Ping" auslöste ...
    In diesem Augenblick wurde mir die Bedeutung der beiden U-Rohre klar. Ich hatte sie nicht logisch erschlossen sie offenbarte sich mir durch eine Intuition. Ich begriff nicht wirklich, wie das komplexe Gerät funktionierte. Ich hatte eine Vision.
    Die beiden U-Rohre zusammen bildeten eine Uhr! Nicht eine Uhr, die den Ablauf der Zeit maß, sondern eine solche, die den Fortschritt eines Projekts registrierte. Eine assoziative Uhr nannte man das in der terranischen Technik. Wenn sie abgelaufen war, dann bedeutete das, daß ein wichtiges Vorhaben einen kritischen Punkt erreicht hatte. Das Rohr mit der roten Flüssigkeit maß den Fortschritt einzelner Projektphasen. Jedesmal, wenn eine Phase abgeschlossen war, sandte es ein Signal an das Rohr mit der blauen Substanz, die den Fortschritt für das Gesamtprojekt aufaddierte.
    Es war so einfach! Ich hatte mich oft mit der Theorie assoziativer Uhren beschäftigt
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