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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin
Autoren: Edgar Wallace
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gelang fast zu leicht. Ich fuhr in die Nähe eines vornehmen Restaurants, ging einfach hinein, hielt die Anwesenden durch meine Pistole in Schach und nahm einer Dame den Schmuck ab. Ich bedauere das durchaus nicht. Sie ist dadurch nicht viel ärmer geworden.
    Durch meine Berührung mit den Ärmsten der Armen kam ich auch in Kontakt mit der Unterwelt und lernte einen Hehler in Antwerpen, einen anderen in Birmingham kennen. Diesen Leuten verkaufte ich die Steine, und mein erster Beutezug genügte, um die Klinik neu auszustatten. Außerdem konnte ich an die Gründung des Erholungsheims in Eastbourne denken.
    Aber ich hatte nicht mit Lorna gerechnet. Sie hatte den Bericht über den Überfall gelesen, stellte mir nach und beobachtete mich. Nach einiger Zeit hatte sie herausgefunden, daß ich der Verbrecher mit der weißen Maske war, und verlangte ihren Anteil.
    Mein zweites und mein drittes Unternehmen verliefen noch erfolgreicher als das erste. Ich beteiligte Lorna, und sie lebte in größerem Luxus als jemals zuvor in ihrem Leben.
    Im Verlauf meiner Tätigkeit hatte ich das Glück, Miss Harman zu finden, die mich aus reiner Begeisterung für meine Arbeit unterstützte und die Stelle einer ersten Krankenpflegerin bei mir versah.
    Von Bateman hatte ich nichts gesehen. Ich hatte keine Ahnung, daß er in England war und daß Lorna ihn im Westend getroffen hatte. Zufällig erfuhr ich durch Mrs. Landor von seiner Anwesenheit. Sie war in einer so verzweifelten Verfassung, daß sie mir alles anvertraute, was sie quälte, und sie erzählte mir auch von dem Mann, der sie erpreßte. Es war Donald Bateman.
    Aber diese Nachricht hatte mir die Ruhe vollkommen geraubt, und ich konnte kaum noch zusammenhängend denken. Der alte Haß gegen Bateman erwachte plötzlich wieder in mir. An seiner großen Narbe unter dem Kinn hätte ich ihn sofort wiedererkannt. Sie rührte von einem Messerstich her, den ihm eine Frau in Australien beigebracht hatte.
    Mrs. Landor hatte mich kaum verlassen, als ich Stimmen auf der anderen Seite der Straße hörte. Es regnete, und die Gegend war menschenleer. Ich schaute hinaus und entdeckte einen Mann in Gesellschaftskleidung. Eine Frau eilte auf ihn zu. Er mußte in ihrer Wohnung gewesen sein und dort etwas vergessen haben, denn ich hörte, wie er sich bei ihr bedankte. Dann bemerkte ich, daß sie herüberschauten, und wußte, daß sie ihm bereits mitgeteilt hatte, wer ich war. Aber er ahnte nicht, daß ich ihn auch erkannt hatte!
    Nachdem er sie weggeschickt hatte, ging er langsam weiter, und ich wollte ihm gerade folgen, als plötzlich Landor auf ihn zustürzte. Ich hörte einen kurzen Wortwechsel, sah, daß Landor zuschlug und daß Bateman zu Boden stürzte. Es gehörte zu seinen Tricks, beim Kampf einen Knockout vorzuspiegeln, und auch Landor ließ sich täuschen. Er lief davon, und ich verlor ihn aus den Augen.
    Ich war noch unentschlossen, was ich tun sollte, als der Polizist Hartford näherkam. Sein Helm blitzte unter einer Laterne auf. Ich konnte also im Augenblick nichts unternehmen.
    Dann erhob sich Bateman, wischte den Schmutz von seinem Mantel und ging Hartford entgegen. Der Polizist unterhielt sich kurz mit ihm und ging dann weiter. Gleich darauf stürzte Bateman zu Boden, als ob ihn ein Schuß getroffen hätte.
    Ich wußte genau, was geschehen war: er hatte einen Herzkrampf. Aus rein beruflichem Interesse wollte ich gerade zu ihm eilen, als ein Mann über die Straße ging und sich über ihn beugte. Hartford drehte sich gerade um und sah es. Er sprang sofort auf die beiden zu, und ich folgte ihm. Plötzlich sah ich einen Schlüsselbund zu meinen Füßen, hob ihn auf und steckte ihn ein. Der Mann, der Batemans Taschen durchsucht hatte, war ein bekannter Dieb, ein gewisser Lamborn. Er sah den Polizisten und lief davon, aber Hartford hatte ihn bald eingeholt. Während die beiden miteinander kämpften, kam ich näher und sah ein Messer neben Bateman liegen, das ihm aus der Tasche gefallen sein mußte. Und da kam es plötzlich über mich. Ich sah diesen gemeinen Menschen, diesen Lügner, diesen Verräter vor mir, der für den Tod meines Bruders verantwortlich war. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich zustieß, aber als ich im nächsten Augenblick wieder zu mir kam, bemerkte ich, daß sich Bateman nicht mehr rührte: Er war sofort tot.
    Der Polizist war noch mit Lamborn beschäftigt, und ich steckte das Messer in die Tasche. Es fiel später nicht weiter auf, daß ich blutige Hände hatte, da ich
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