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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin
Autoren: Edgar Wallace
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nahm ich rasch Geld, Fahrkarten und Pässe an mich, aber Elk kam ein paar Augenblicke zu früh in die Wohnung zurück. Ein Totschläger war die einzige Waffe, die ich bei mir hatte, und ich mußte sie in diesem Augenblick höchster Gefahr anwenden. Es tat mir unendlich leid, daß ich gerade den Mann verletzte, den ich stets als einen Freund betrachtet hatte.
    Als ich zu meiner Klinik zurückkehrte, erwartete mich eine andere Gefahr. Rudd kehrte langsam zum Bewußtsein zurück. Ich hörte ihn stöhnen und gab ihm eine zweite Spritze.
    Nun hatte ich eine Chance zu entkommen. Ich war mit meinen Vorbereitungen fertig und brachte den Wagen heraus, als Bray plötzlich anrief, daß Sie zu mir kommen wollten. Nun hing meine Rettung nur noch an einem Seidenfaden, und unter dem Druck der Verhältnisse erfand ich im Augenblick die Geschichte von dem angekündigten Besuch Weißgesichts. Wie mir die Durchführung gelang, wissen Sie. Ich muß nur noch erwähnen, daß ich unter meiner Schreibtischplatte seitlich eine Klingel habe. Damit gebe ich immer das Zeichen, wenn der nächste Patient hereinkommen kann. Alles andere war nachher leicht.«

20
    Dr. Marford lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Ein trauriges Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Sind Sie müde, Doktor?« fragte Mason.
    »Ja, sehr, sehr müde.«
    »Ich habe noch gar nicht gewußt, daß Sie lispeln.«
    Marford überhörte die Bemerkung.
    »Erzählen Sie mir doch, wie Sie nach Annerford kamen«, bat er. »Ach, jetzt weiß ich es! Sie haben Miss Harman aufgesucht, und sie hat Ihnen erzählt, daß ich schon Grund und Boden für das neue Tuberkuloseheim gekauft habe. Deshalb fuhren Sie hin.«
    Mason nickte.
    »Wollen Sie sonst noch etwas wissen?« fragte der Doktor.
    Der Chefinspektor überlegte lange.
    »Ich glaube nicht. Höchstens könnten Sie mir noch die Namen der beiden Hehler in Antwerpen und Birmingham nennen, denen Sie die gestohlenen Steine verkauften.«
    Marford schüttelte langsam den Kopf und lächelte dann ironisch.
    »Das wäre doch gegen die Regel.«
    »Shoey hat wohl etwas gemerkt? Wußte er es? Oder war er eingeweiht?«
    »Er kann sehr gut kombinieren. Sooft ich ihm begegnete, warf er mir einen merkwürdig verstehenden Blick zu.«
    »Ich habe vorhin erwähnt, daß Sie lispeln, Doktor - früher habe ich das nie wahrgenommen.«
    »Ich lisple auch nicht.« Märford lehnte sich noch tiefer in den Sessel zurück. »Ich habe auch keinen Sprachfehler. Aber ich bin auf das Unvermeidliche gefaßt, und seit den letzten anderthalb Stunden trage ich eine kleine Glasphiole im Mund, die Zyankali enthält.«
    Drei Detektive warfen sich auf ihn, aber sie kamen zu spät.
    Ein Zucken durchlief Marfords Körper, und ein schmerzlicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Dann wurde er steif und bewegte sich nicht mehr.
    Mason sah ihn erschüttert an.
    »Er hat das Spiel zum Schluß doch noch gewonnen«, sagte er heiser. »Und was für ein Spiel!«
    Er wandte sich plötzlich ab und verließ den Raum. Ohne Hut trat er auf die Straße und atmete frische Morgenluft ein.
    Im Osten dämmerte der junge Tag.
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