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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin
Autoren: Edgar Wallace
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haben Sie es auch gehört.
    Aber nun quält mich vor allem eine Frage - wie geht es dem alten Gregory? Hat er es sehr schwer genommen?«
    Marford sprach zwar fließend, aber doch irgendwie gehemmt, als ob er einen Zungenfehler hätte. Mason bemerkte zum erstenmal, daß der Mann ein wenig lispelte.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie meine Aussagen gleich protokollieren lassen«, fuhr der Doktor fort.
    Mason nickte.
    »Ich muß Sie auf die Bedeutung Ihrer Angaben aufmerksam machen, Dr. Marford - ich nehme an, daß Sie Ihr medizinisches Examen tatsächlich abgelegt haben?«
    »Ja, ich habe mein Diplom. Sie können mir viel vorwerfen, aber nicht, daß ich ein Kurpfuscher bin. Sie können sich darüber Gewißheit verschaffen - in meinem Sprechzimmer finden Sie alle Papiere.«
    »Trotzdem muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß alles, was Sie jetzt sagen, bei Ihrem Prozeß gegen Sie verwandt werden kann.«
    »Das weiß ich wohl.«
    Marford sah zu seiner Frau hinüber. Sie war näher an ihn herangetreten und warf ihm einen haßerfüllten Blick zu.
    »Dafür kommst du an den Galgen!« sagte sie atemlos. »Wie freue ich mich, daß dich die gerechte Strafe erreicht!«
    »Warum nicht?« fragte er kühl, wandte sich um und folgte Mason in das kleine Büro des Inspektors.
    »Eine anhängliche Frau«, war die einzige Bemerkung, die er über diesen leidenschaftlichen Ausbruch machte. »Die Treue, die sie ihrem unglücklichen Freund beweist, ist beinahe rührend. - Aber ich kann mich immer noch nicht beruhigen, daß ich dem armen Gregory so geschadet habe.«
    Mason zweifelte nicht an der Aufrichtigkeit dieser Worte. Wer Thomas Marford auch sonst sein mochte, auf keinen Fall war er ein Heuchler.
    Der Chefinspektor bot ihm ein Glas Wasser an, aber der Doktor lehnte es ab, setzte sich an den Tisch und bat nur, das Fenster zu öffnen, weil die Luft in dem Raum verbraucht war.
    »Sind Sie fertig?« fragte er.
    Sergeant Shale nickte. Er hatte einen neuen Stenogrammblock vor sich liegen und hielt den Bleistift schreibbereit in der Hand.

19
    »Wenn man solche Aussagen macht, fängt man gewöhnlich damit an, die Eigenschaften seiner Eltern aufzuführen und von dem Familienleben zu Hause zu erzählen. Das will ich aber unterlassen.
    Mein Bruder Walter und ich waren schon in früher Jugend Waisen. Ich war noch auf der Volksschule, als Walter nach Australien ging, um dort sein Glück zu versuchen. Er war ein anständiger Kerl und der beste Bruder, den man sich wünschen kann. Das wenige Geld, das von dem Erlös aus der Praxis meines Vaters noch auf der Bank war, übergab er einem Rechtsanwalt, damit ich eine gute Erziehung erhalten sollte. Ich möchte nur einflechten, daß mein Vater auch Arzt war. Walter fand bald Beschäftigung in Australien und schickte die Hälfte seines Monatsgehaltes pünktlich meinem Rechtsanwalt. Wann er zum Verbrecher wurde, weiß ich nicht, aber als ich fünfzehn Jahre alt war, bekam ich einen Brief von ihm, in dem er mich bat, künftig unter der Adresse von Walter Furse an ihn zu schreiben. Er hielt sich damals in Perth in Westaustralien auf. Sein voller Name war Walter Furse Marford. Ich erfüllte selbstverständlich seinen Wunsch, und kurz darauf schickte er größere Summen an den Rechtsanwalt. Ich freute mich sehr darüber, denn ich hatte bis dahin kein Taschengeld bekommen, und meine Kleidung war auch nicht die beste.
    Damals ging ich aufs Gymnasium, und eines Tages besuchte mich der Rechtsanwalt und fragte, ob ich etwas von meinem Bruder gehört habe. Ich erzählte ihm, daß ich seit vier Monaten keinen Brief erhalten habe, und er sagte, daß es ihm ebenso ergangen sei. Bevor Walter aufhörte mir zu schreiben, hatte er noch tausend Pfund geschickt. Die Briefe, in denen der Rechtsanwalt ihn fragte, wie er das Geld anlegen solle, hatte er jedoch unbeantwortet gelassen. Ich war bestürzt, weil ich meinem Bruder sehr zugetan war und mir gerade in jenen Jahren zum Bewußtsein kam, wieviel ich ihm verdankte. Ich wollte Arzt werden, und nur das Geld meines Bruders ermöglichte es mir, diesen Beruf zu ergreifen.
    Das Geheimnis seines Schweigens klärte sich später auf, als ich auf Umwegen einen Brief von ihm bekam. Er war auf blauem Papier geschrieben, und als ich den Aufdruck las, wäre ich beinahe zusammengebrochen. Walter saß in einem australischen Gefängnis! Er verhehlte mir nichts. Nach einem Banküberfall, bei dem ihm und seinen Freunden nahezu zwanzigtausend Pfund in die Hände gefallen waren, hatte
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