Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
ich erfuhr später, daß man mich zum Hotel verfolgt hatte. Sie warteten nur, bis ich meinen Koffer gepackt hatte, denn es gehörte zu Rileys Spezialitäten, die Leute, die er im Hotel verhaftete, erst ihre Rechnung zahlen zu lassen. Die Polizei fand nicht das ganze Geld, denn Walter hatte viertausend Pfund versteckt. Bateman hatte uns natürlich verraten. Er war nicht zu den Rennen gegangen, sondern saß im Polizeipräsidium und wurde später zugezogen, um uns zu identifizieren. Walter sagte nichts, er sah ihn nicht einmal an. Er war vollkommen gebrochen und niedergeschlagen. Aber ich schaute Bateman an, und ich glaube, er fühlte schon damals, daß der Tag der Abrechnung kommen würde.
    Walter wurde zu acht, ich zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Ich sah meinen Bruder dann nur noch einmal in dem Anstaltskrankenhaus, in dem er starb. Er war damals schon so krank, daß er mich nicht mehr erkannte. Riley war auch dort, denn er wollte sehen, ob er nicht noch eine Nachricht über die viertausend Pfund erhalten könne, die nicht aufzufinden waren. Kurz bevor ich in meine Zelle zurückgeführt wurde, trat er auf mich zu und erklärte mir, daß mir ein Jahr meiner Strafe erlassen würde, wenn ich das Versteck des Geldes angäbe. Ich fühlte mich so elend, daß ich ihm das Geheimnis beinahe verraten hätte. Im letzten Augenblick überlegte ich es mir aber noch und sagte nur die halbe Wahrheit. Zweitausend Pfund waren nämlich an einer Stelle versteckt, zweitausend an einer anderen. Das Geld wurde entdeckt, und eine Woche später entließ man mich. Ich blieb dann noch einen Monat lang in Melbourne. Nach Lorna Weston brauchte ich mich nicht mehr zu erkundigen, denn ich wußte bereits, daß sie mit Bateman nach England gegangen war. Auch im Gefängnis erhält man allerhand Nachrichten. Ich hatte die feste Überzeugung, daß ich früher oder später wieder mit Bateman zusammentreffen würde. Aber sonderbarerweise hielt ich mich immer an Walters Warnung und kaufte niemals eine Feuerwaffe, selbst während ich auf Rache sann. Alle Post, die aus England für mich ankam, ging damals an eine bestimmte Adresse in Melbourne, und als ich sie dort abholte, fand ich unter den Briefen einiger Freunde auch ein großes, langes Kuvert.
    Im Gefängnis dachte ich in der ersten Zeit manchmal darüber nach, wie wohl mein Examen ausgefallen sein mochte, aber später verlor ich das Interesse daran, da mir doch eine ehrliche Karriere versagt zu sein schien. Nach dem Bekanntwerden meiner Verurteilung würde ich von der Liste der Ärzte gestrichen werden. Ich überlegte mir nicht, daß die australischen Behörden nichts von einem Marford wußten, sondern nur einen Tommy Furse kannten. Erst als ich den Briefumschlag öffnete und die Zeugnisse herauszog, kam mir dieser Gedanke. In England war ich immer noch Dr. Marford, ein Mann, der sein Examen gut bestanden hatte. Ich konnte sofort mit einer Praxis beginnen. Diese Aussichten gaben mir neuen Mut, denn ich war von meinem Beruf begeistert.
    So nahm ich denn die zweitausend Pfund und fuhr nach England zurück. Unterwegs hielt ich mich einige Zeit in Ägypten auf, um alle Verbindung mit Australien zu lösen und mich von allen Leuten zu trennen, mit denen ich an Bord des Schiffes Bekanntschaft geschlossen hatte. In Kairo reichte ich meine Papiere dem englischen Gesandten ein und erhielt einen neuen Paß, weil ich erklärte, meinen alten verloren zu haben. Von dort reiste ich nach Italien, dann über die Schweiz und Frankreich nach England.
    Ende September kam ich in London an. Ich hatte den Plan, eine Kinderklinik zu gründen, denn ich liebe Kinder über alles. Sie kennen ja mein Institut in Tidal Basin. Von Anfang an hatte ich viele Patienten; sie kamen jedoch aus den untersten Volksschichten, und ich verdiente nicht viel. Die Arbeit war sehr interessant, und ich hatte noch genügend Geld, um mich unter gewöhnlichen Umständen zwei Jahre halten zu können.
    Aber eines Tages geschah das Unglück, daß Lorna Weston zu mir kam. Ich hatte sie vollständig vergessen, sie war aus meinem Leben und aus meinem Gedächtnis gestrichen. Auch die Erinnerung an Donald Bateman war verblaßt. Im ersten Augenblick erkannte ich sie nicht einmal. Aber dann lächelte sie mich an, und mein Herz wurde schwer.
    ›Was willst du?‹ fragte ich.
    Sie war ärmlich gekleidet und wohnte damals bei Mrs. Albert. Und sie sagte mir, daß sie die Miete schon vier Wochen schuldig geblieben sei.
    ›Ich brauche Geld‹, sagte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher