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0939 - Wenn der Satan tötet...

0939 - Wenn der Satan tötet...

Titel: 0939 - Wenn der Satan tötet...
Autoren: Jason Dark
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übereinandergestapelten Gartenstühlen, dann endlich hatten wir die Hauswand erreicht.
    Noch nicht das Fenster, denn auf das schoben wir uns seitlich zu. Es reichte bis zum Boden. Ein Teil war als Tür abgeteilt, das nahmen wir aus den Augenwinkeln wahr. Am wichtigsten jedoch war die breite Scheibe, obwohl sie uns keinen Durchblick bot, weil das Rollo davor hing und die Lamellen ziemlich dicht schlossen.
    Hinter mir stieß Suko einen leisen Pfiff aus. Ich drehte mich um. Mein Freund deutete auf einige Glasstücke am Boden. Ich husche zu ihm und sah auch das große Loch in der Terrassentür. Der Satanist mußte es geschlagen haben, um in das Haus zu gelangen.
    Auch vor der Tür hingen die Lamellen, aber für uns greifbar und durch keine hinderliche Scheibe mehr getrennt. Wir würden sie auseinanderziehen und in den Raum schauen können, in dem etwas passierte, denn wir hörten eine Stimme.
    Der Abbé sprach nicht.
    Carlos schwieg ebenfalls.
    Nur einer redete.
    Es war Marco.
    Zuerst verstanden wir seine Worte nicht. Bei etwas mehr Konzentration konnten wir hören, was er sagte.
    Er sprach ein Gebet!
    ***
    Das bekam auch Carlos mit. Zuerst hatte er nicht gewußt, was die Worte bedeuteten. Es war zu lange her, und er hatte diese Texte zudem aus seiner Erinnerung gebannt, doch schon nach den ersten vier, fünf Zeilen lief er rot an.
    Da arbeitete die Kraft in seinem Innern. Da spürte er, wie sich sein Blut erhitzte, als sollte es sich in feurige Lava verwandeln.
    Er stierte ins Leere. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, und er fragte sich, ob er nun träumte oder wach war, denn das durfte nicht wahr sein, das wollte er nicht hören.
    »Herr, Allmächtiger, der du das Leben und der Tod bist, wirst uns Menschen nicht im Stich lassen, denn wir sind nach deinem Ebenbild erschaffen worden. Du wirst dafür Sorge tragen, daß wir die grüne Au erreichen, daß das Wasser des Lebens für alle Zeiten fließen wird, das uns stärken wird und uns…«
    Ein Fluch unterbrach den Betenden, und Marco schwieg erschreckt. Der Satanist hatte sich gedreht.
    Er stierte den Liegenden aus starren Augen an. Sein Mund stand offen. Er röchelte irgend etwas, dann schüttelte er den Kopf. »Hör auf, verflucht! Hör endlich auf! Ich will es nicht mehr hören, verstanden?«
    Marco war gefesselt. Aber in diesen Augenblicken fühlte er sich frei. Es mochte an den Worten des eigenen Gebets liegen, und er schaute ohne Furcht in das Gesicht des anderen. »Das magst du nicht, wie?« fragte er. »Du willst es nicht hören. Es stört dich, und er muß dich auch stören, denn der Teufel ist besiegt worden. Das weißt du selbst, du willst es nur nicht mehr akzeptieren, doch tief in deinem Innern denkst du anders, denn gegen sein eigenes Wissen kann man nicht ankämpfen. Es steckt zu tief in einem Menschen. Es sind die existentiellen Fragen des Mysteriums Glauben, denen du nicht ausweichen kannst…«
    Der Satanist brüllte wie ein Tier, und dabei riß er seine Waffe in die Höhe. »Ich werde dich köpfen!« brüllte er, schlug aber nicht zu, denn hinter seinem Rücken entstand ein schepperndes Geräusch, das ihn im letzten Augenblick von der Tat abhielt.
    Er fuhr herum.
    Im Raum standen zwei Fremde.
    Und beide zielten mit Pistolen auf ihn!
    ***
    »Wenn du dich bewegst, Carlos, schießen wir!« Ich hatte die Worte so deutlich gesprochen, daß er sie auch hören konnte, aber er war jemand, der zunächst mit seiner Verwunderung und Überraschung fertig werden mußte, denn er hatte sich einfach zu sehr überschätzt und zu sicher gefühlt.
    Den Bischof und den Pfarrer zu töten, war ihm leichtgefallen, da war man ihm noch nicht auf die Spur gekommen. Nun aber saßen ihm zwei gnadenlose Jäger im Nacken, von denen er bereits gehört hatte, denn er erinnerte sich an die Worte des jungen Mannes.
    Wir schauten ihn uns an. Zum erstenmal sahen wir ihn in natura vor uns, und er entsprach genau den Beschreibungen, die wir von ihm bekommen hatten. Eine dunkle Jacke, eine ebenfalls dunkle Hose.
    Es fehlte nur der weiße Kragen, um ihn als Priester durchgehen zu lassen, aber auch so wirkte er wie ein Mann der Kirche.
    In seinem Gesicht wuchsen Bartschatten, die aussahen wie ein schwarzer Halbkreis. Der Blick seiner Augen war böse. Tiefe, dunkle Pupillen, ein verzogener Mund, eine leicht gebräunte Haut.
    Ein Mann um die Dreißig. Niemand sah ihm an, daß er eigentlich doppelt so alt sein mußte.
    »Ich wußte, daß ihr uns nicht im Stich lassen würdet!«
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