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0939 - Wenn der Satan tötet...

0939 - Wenn der Satan tötet...

Titel: 0939 - Wenn der Satan tötet...
Autoren: Jason Dark
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konnte.
    Der Pater sah es. Er lächelte. Dann hob er auch seine Hand an und umfaßte die der Beichtenden.
    Er hielt sie länger fest als gewöhnlich. Cecile kniete wie erstarrt. Sie mußte nicht mehr, was sie denken sollte, konzentrierte sich aber auf den Händedruck, der zwar fest war, ihr aber zugleich auch weich und irgendwie feucht vorkam.
    Während er ihre Hand hielt, fragte er weiter: »Wer hat alles von deinem Vergehen erfahren?«
    »Wer davon weiß?«
    »So meine ich es.«
    »Nur drei Menschen«, flüsterte sie. »Sie, Pater, Eric und ich.«
    »Aha.«
    »Aber Eric wird nichts sagen!« beeilte sie sich hinzuzufügen. »Ganz bestimmt, er hält den Mund.«
    »Meinst du?«
    »Das ist sicher.«
    »Bei euch jungen Leuten ist nichts sicher. Ihr seid noch nicht fest. Eure Wurzeln sind viel zu locker, aber vielleicht werde ich noch mit deinem Freund reden. Später…«
    Cecile wollte nicht fragen, was er damit meinte. Sie nickte nur und war froh, daß alles so glimpflich verlaufen war.
    Der Pater gab ihre Hand frei, und Cecile zog den Arm vorsichtig zurück. Sie wagte nicht, auf ihre rechte Handfläche zu schauen, die noch immer etwas feucht war, wobei sich diese Feuchtigkeit auf einen bestimmten Punkt in der Mitte konzentrierte.
    Pater Carlos schloß das Fenster wieder. Cecile erwartete eine weitere Buße, aber sie konnte sich nur wundern, als ihr der Pater mit leiser Stimme klarmachte, daß sie den Beichtstuhl verlassen und nach Hause gehen konnte.
    »Wieso?« keuchte das Mädchen.
    »Du kannst gehen!«
    »Ohne Buße.«
    »Die hast du schon getan.«
    Cecile war verwirrt und begriff die Welt nicht mehr. Sie kniete noch länger und erwachte erst aus ihrer Erstarrung, als der Pfarrer den Beichtstuhl verließ und auf sie zukam. Die Kirche war nicht groß, so hallten die Echos bis zum Altar hin.
    Als das Mädchen den Beichtstuhl verlassen hatte und zum Altar hinschaute, da blickte sie auf den Rücken des Paters, der sich nicht mal umdrehte und links vom Altar die schmale Tür zur Sakristei öffnete, in der er sehr bald verschwunden war.
    Verwirrt blieb Cecile noch in der Kirche stehen. Sie schaute nach vorn, ohne den kleinen Altar richtig zu sehen. Draußen war es bereits dämmerig geworden, und auch die Kirche füllte sich allmählich mit düsteren Schatten, die lautlos durch die Fenster krochen, so daß eine schon unheimliche Atmosphäre entstand.
    Cecile fror plötzlich. Sie mochte die Kirche, denn sie war ihr seit Jahren so vertraut, aber nun bekam sie Furcht. Auch die Stille gefiel ihr nicht. Die Bänke kamen ihr noch dunkler vor. Der Geruch von Weihrauch und Kerzenwachs lag auf ihrer Zunge, wenn sie atmete. Nahe des Altars sah sie die beiden brennenden Kerzen. Ihre Lichter wirkten wie ferne Gestirne im Halbdämmer einer fremden Welt. Blumensträuße schmückten die Umgebung des Altars, und der Gekreuzigte schaute von oben herab auf die rechteckige Platte mit dem weißen Tuch.
    So kannte Cecile die Kirche. Das war ihr alles vertraut, aber der böse Schatten, das unheimliche Fluidum, lauerte überall. Kalt strich es ihren Nacken hinab. Dort, wo sie das dunkle Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, schien es sich zu sträuben.
    Von Pater Carlos hörte sie nichts mehr. Er war in seiner Sakristei verschwunden und blieb dort. Es kam auch keine andere Person, um zu beichten. Cecile hatte sich den Termin heimlich geben lassen und auch niemandem Bescheid gesagt, nicht mal ihren Eltern und erst recht nicht Eric. Mit ihrem Problem mußte sie allein fertig werden und auch mit der ungewöhnlichen Buße.
    Ein Händedruck…
    Seltsam!
    Sie bewegte die rechte Hand und schloß sie zur Faust. Noch immer war die Flüssigkeit zu spüren.
    Oder bildete sie es sich ein?
    Durchaus möglich, denn Cecile war sehr sensibel. Es fiel ihr nicht schwer, sich Dinge vorzustellen, über die andere nur lachten. So glaubte sie auch an Besucher von fremden Planeten, und sie hatte des öfteren darüber gelesen.
    Schatten bewegten sich vor den Fenstern. Waren es geisterhafte Wesen, die in die Kirche einzudringen versuchten? Es stimmte nicht. Die Schatten waren normal. Es lag am Wind, der die Zweige der Bäume bewegte. Gegen Abend frischte er immer auf.
    Cecile schlug kein Kreuzzeichen, als die die Kirche verließ. Sie hatte es einfach vergessen. Das junge Mädchen drehte dem Altar den Rücken zu und schritt auf die Tür zu, die aus dickem Holz bestand und schwer zu öffnen war. Sie ging leise und doch schnell. Es kam ihr beinahe wie eine
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