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0939 - Wenn der Satan tötet...

0939 - Wenn der Satan tötet...

Titel: 0939 - Wenn der Satan tötet...
Autoren: Jason Dark
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Flucht vor, und sie zog sogar den Kopf ein, als erwartete sie harte Schläge aus dem Nichts.
    Die Tür gab wie immer die alten und unheimlich klingenden Geräusche ab, als sie bewegt wurde.
    Cecile trat einen Schritt nach draußen und wurde bereits vom Wind erfaßt, der ihre Haare hochwühlte. Der Platz vor der Kirche war menschenleer. Da sie auf der obersten Stufe einer Treppe stand, konnte sie ihn überblicken. Nur Staub trieb dahin, weil der Wind mit ihm spielte.
    Sie mußte durch den Garten, des Pfarrhauses gehen, wenn sie den kürzesten Weg nach Hause nehmen wollte, Cecile kannte sich aus. Als Kind hatte sie sich oft dort aufgehalten und immer das Obst von den Bäumen pflücken dürfen. Äpfel und Kirschen. Sogar Pfirsiche wuchsen dort, die sie so gern aß.
    Hinter ihr war die Tür wieder zugefallen. Der Wind streichelte ihr Gesicht nicht, er war richtig wütend geworden, und er trieb auch die Wolken vor sich her, als wollte er sie für alle Zeiten verscheuchen und in der Unendlichkeit verstecken.
    Am Rand der Treppe blieb das junge Mädchen stehen. Noch immer war die Hand feucht. Es konzentrierte sich dabei auf eine Stelle. Cecile zitterte plötzlich wegen einer Vorahnung.
    Bevor sie die Faust öffnete, um nachzuschauen, warf sie einen Blick zum Himmel. Sie flehte, sie hoffte, von ihm Schutz zu bekommen, und dann öffnete sie die Faust und streckte die Finger aus.
    Ihr Blick fiel auf den Handteller. Genau in der Mitte, unterhalb der Finger und oberhalb des Handballens sah sie die dunkle und leicht dicke Flüssigkeit.
    Cecile kam damit nicht zurecht. Von ihr stammte sie nicht, obwohl sie aussah, als wäre sie aus dem Handteller getreten. Sie dachte an den Händedruck des Paters, der nichts anderes als eine ungewöhnliche Buße sein sollte.
    Hatte er diese Flüssigkeit zurückgelassen? Sie war rot wie das Blut eines Menschen. Cecile schaute genau hin, und sie war sich sogar sicher, daß es sich um Menschenblut handelte. Aber ihr Blut war es nicht.
    ***
    In diesen Augenblicken hätte sie am liebsten geschrieen und wäre auch gern aus dem unmittelbaren Bereich der Kirchenmauern verschwunden, aber sie blieb vor der Treppe stehen wie angewachsen, und sie starrte dabei in eine Ferne, in der die Umrisse ineinanderliefen.
    Himmel, Erde, Horizont, das alles wurde eins. Es vermischte sich zu grauen Tönen, es gab keine Farben mehr für sie. Dieses Leben war plötzlich anders geworden, und sie hatte das Gefühl, als wäre sie von einer Zange umklammert.
    Der Boden weichte auf, aber sie ging trotzdem weiter. Hätte man ihr gesagt, sie wäre die Treppe hinabgeschwebt, so hätte Cecile dies geglaubt, denn sie konnte sich nicht daran erinnern, die Treppe hinabgestiegen zu sein.
    Als sie vor ihr stand, erwachte sie wie aus einem Traum, hob den Kopf und schaute sich um.
    Vor ihr lag der Garten und lockte sie. Cecile schritt wie in Trance auf die Obstbäume zu. Sie tat alles, ohne dabei zu überlegen, was sie machte. Sie ging nur weg. Sie setzte ein Bein vor das andere.
    Schritt für Schritt, denn der Weg kannte sie im Schlaf.
    Blut - Blut an meiner Hand!
    Der Gedanke ließ sie einfach nicht los. Das Schlimme daran war, daß es sich dabei nicht um ihr eigenes Blut handelte.
    Es gehörte einer fremden Person, einem Mann, dem Pater. Er hatte ihr die Hand gereicht, und erst nach diesem Händedruck hatte sie die Feuchtigkeit gespürt, die nicht weichen wollte. Sie war auch nicht verlaufen, sie hielt sich auf dieser einen Stelle wie ein dicker, roter Flecken Pudding.
    Über diesen Vergleich schüttelte sie den Kopf, stimmte ihm aber trotzdem zu.
    Pater Carlos hatte geblutet. Es war sein Blut, das in ihrer Hand klebte. Aber wie war das möglich?
    Er hatte sie nur angefaßt. Sie erinnerte sich sehr deutlich und glaubte, diesen Händedruck noch jetzt zu spüren.
    Dann mußte der Pfarrer an der Hand geblutet haben. Wie ein Auferstandener, der die Stigmen an beiden Händen hatte.
    »Aber das ist nicht möglich«, murmelte sie. »So etwas kann doch nicht sein - oder?«
    Sie runzelte die Stirn und fragte sich, weshalb ausgerechnet ihr das passiert war. Sie kam damit nicht zurecht. Es war alles anders geworden. In ihrer Einfalt dachte sie nicht mehr an Dinge, die man als Wunder ansehen mußte.
    Ja, sie hatte ein Wunder erlebt.
    Ein echtes Wunder!
    Denn auch das wußte Cecile aus Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern bei anderen Personen hatten Hände und Füße geblutet. Sie hatten die Stigmen des Gekreuzigten gezeigt. Das war nicht
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