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0939 - Wenn der Satan tötet...

0939 - Wenn der Satan tötet...

Titel: 0939 - Wenn der Satan tötet...
Autoren: Jason Dark
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Zugleich brannte die rechte Handfläche, als würde sich die Haut dort auflösen. Cecile erinnerte sich, daß sie angesprochen worden war. Er hatte sie mit einer Sünderin verglichen, und sie hatte auch seine Stimme gehört, aber nicht herausgefunden, wem sie nun gehörte. Der Stoff der Kapuze hatte viel von ihrem Klang genommen und sie auch so neutral werden lassen.
    Was tun?
    Nichts, gar nichts.
    Sie sollte sich etwas einfallen lassen, sie wollte auch nachdenken, was ihr jedoch nicht gelang, denn ihr Schädel war einfach leer, oder irgendwas blockierte das Denken.
    Ihr Atem ging schwer. Der Schweiß hatte sich aus den Poren gedrückt und näßte wieder ihr Gesicht.
    Die Luft empfand sie als schlimm. Sie schien mit einem bösen Hauch erfüllt zu sein, als wollte sie ihr den eigenen Atem nehmen.
    Angst machte sie starr. Ihr Mund war trocken. Die Kehle war es ebenfalls, und die Augen brannten.
    Cecile wußte nicht, woran es lag. Vielleicht am intensiven Starren, denn ihren Blick konnte sie nicht von dieser Gestalt nehmen, die so nahe vor ihr stand.
    Das Blut tropfte weiter von ihrer Hand. Sie glaubte, es zischen zu hören, als es den Boden berührte, aber das bildete sie sich wohl nur ein. Alles war anders geworden. In ihrem Innern hockte die Angst wie ein mörderischer Druck. Die Räume zwischen den Bäumen verengten sich. Cecile überkam der Eindruck, als wäre ihre gesamte Umgebung in Bewegung und würde sich nach den unhörbaren Befehlen dieser unheimlichen Gestalt richten.
    Sie war ihr Mörder!
    Ja, dieses erste Wissen hatte sie auch jetzt nicht verlassen. Dieser Kuttenmensch war ein Mörder, obwohl sie an ihm keine Waffe entdecken konnte. Allein der Anblick hatte sie schon geschafft, und sie hörte auch wieder die Stimme.
    »Sünderin, verfluchte! Verdammte Sünderin! Du hast es getan! Du hast diesen Frevel begangen, der nur mit deinem Tod gesühnt werden kann. Du bist schlecht. Die Welt ist schlecht, und sie muß von Menschen wie dir gesäubert werden. Ich will die Welt so haben, wie es im Paradies versprochen wurde. Sie muß wieder rein werden. Die Menschen müssen in allem perfekt sein, und ich bin auserkoren worden, um dafür zu sorgen.«
    Er ging auf sie zu.
    Ihre Hand brannte. Das Blut tropfte nicht mehr, Es klebte jetzt an der Haut und schien zu verkrusten.
    An Flucht dachte Cecile Aubry nicht. Sie wußte, daß sie nicht wegkommen würde. Die Bäume würden sie mit ihren Zweigen einfangen, da gab es einfach keine Chance mehr.
    Sie mußte bleiben.
    Und dann?
    Die Gestalt schwebte auf sie zu. Cecile hörte sie nicht, nur das leise Rascheln des Kuttenstoffs. In Höhe des Mundes, wo die Kapuze die Lippen bedeckte, bewegte sich der Stoff durch den heftigen Atem des Mannes. Zwei Schlitze waren für die Augen frei gelassen worden. Die junge Französin konnte hineinschauen, nur war es schwer für sie, die Augen überhaupt zu sehen.
    Dunkle Pupillen, dunkel wie der Stoff, aber mit einem kalten Schimmern oder Glitzern versehen.
    Dann packte eine Hand zu.
    Cecile stöhnte auf. Nicht nur wegen des harten Griffs, sie wußte genau, daß ihr damit die letzte Möglichkeit zur Flucht genommen war. Was der Vermummte einmal besaß, das würde er so leicht nicht mehr loslassen, und deshalb unternahm sie erst keinen Versuch, sich gegen den Griff zu wehren.
    Die Hand drückte sie nach hinten. Cecile stolperte. Dann fiel sie hin und hatte trotz des Aufpralls das Gefühl, schweben zu müssen.
    Sie lag auf dem Rücken und starrte nach oben. Dabei stand ihr Mund offen. Es löste sich kein Schrei, nur ihr heftiges Atmen war zu hören. Hoch über sich sah sie die Wolken über den immer dunkler werdenden Himmel segeln, als sollten sie in ein unheimliches Totenreich geführt werden, in dem sie sich sehr bald mit Cecile Aubry trafen.
    Das lange Messer des Vermummten zuckte hin und her, deshalb fürchtete sie sich so wahnsinnig.
    Sie hätte schreien können und müssen, aber sie tat es nicht. Cecile blieb stumm vor Entsetzen, verfolgte das Aufblitzen der Klinge, sah den Schatten, das Aufblitzen, den Schatten…
    Es wechselte sich ab, als sich die Klinge auf dem Weg nach unten befand. Dahinter sah Cecile die unheimliche Gestalt, und sie hörte die Worte, die von der Hölle und der Verdammnis sprachen.
    »Deine Buße, du Sünderin! Es wird deine Buße für die Beichte sein.«
    Cecile Aubry war in diesem Augenblick mental sehr klar. Mit einer schon für sie schlimmen Überdeutlichkeit wußte sie, wer sich hinter der Kapuze verbarg. Nur
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