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0939 - Wenn der Satan tötet...

0939 - Wenn der Satan tötet...

Titel: 0939 - Wenn der Satan tötet...
Autoren: Jason Dark
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halten. Der Pater wurde in das Zimmer hineinkatapultiert.
    Er fiel bäuchlings zu Boden, und sein Bewußtsein erlosch.
    Hinter der Tür stand ein zweiter Mann. Er löste sich von der Wand und ging mit starrem Gesicht auf die reglose Gestalt zu. Er zerrte ihr die Kapuze vom Kopf.
    Der Kopf war zur Seite gedreht, und der Mann schaute gegen das Profil des Paters.
    »Ich hatte es nur geahnt«, flüsterte er, »aber jetzt weiß ich es. Jetzt wissen wir es«, sagte er zu demjenigen, der den Pater niedergeschlagen hatte und das Zimmer betrat. »Jetzt wissen wir es, Bruder Bloch…«
    ***
    Sie hatten Pater Carlos weggebracht, und der wußte nicht, wo er sich befand. Tag und Nacht waren für ihn gleich. Er lebte in einem gruftähnlichen Gewölbe, wurde mehr schlecht als recht verpflegt, und ansonsten ließ man ihn in Ruhe. Man wechselte höchstens die Kerze aus, wenn sie zu weit niedergebrannt war.
    Er war nicht in die Hände der Polizei gelangt, sondern befand sich im Gewahrsam der Kirche, was auch so bleiben sollte, wie ihm sein Besucher, ein Bischof erklärte.
    Damit kam Pater Carlos nicht zurecht. Er hockte auf seinem Stuhl, die Hände und die Füße in Ketten, starrte den Bischof an, als könnte er die Worte nicht glauben. »Was heißt das, im Gewahrsam der Kirche bleiben?« fragte er flüsternd nach.
    Der Bischof war ein Mann mit dunklen Augen, die jetzt noch schwärzer wirkten. Er wußte, daß diese Gruft ein perfektes Versteck war. Hier konnte jemand dahinvegetieren, ohne je entdeckt zu werden. Es war das perfekte Gefängnis, tief in der Erde, Tonnen von Gestein darüber, und aus Gestein waren auch die grauen Wände.
    Strom gab es nicht. Für die Notdurft stand ein Loch zur Verfügung, das in die Tiefe führte.
    Ein Lager, ein Stuhl, auch ein Tisch. Das war alles. Der Bischof hatte auf dem Stuhl seinen Platz gefunden. Pater Carlos hockte vor ihm auf seiner Felskante. Er wirkte wie ein wildes Tier, das nur mühsam hatte gezähmt werden können. Sein Haar war nicht nur auf dem Kopf gewachsen, sondern auch im Gesicht, so daß der Kopf zusammen mit Bart und Haar aussah wie von einem Pelz umgeben.
    Nur die Augen waren deutlicher zu sehen, denn in ihnen schimmerte ein Fanatismus, der schon erschreckend war. Auch ein Zeichen, daß Carlos nicht hatte gezähmt werden können, was auch der Bischof wußte. Er war ein Mann der Kirche, er verteidigte sie, er führte sie um die Klippen herum, und er wußte auch, daß in dieser Organisation nicht alles perfekt war. Aber er war kein Mensch, der damit an die Öffentlichkeit trat, damit sich die Gegner wieder einmal die Mäuler zerreißen konnten.
    Deshalb hatte er sich einen Plan zurechtgelegt, der im Sinne der Kirche durchgeführt werden sollte.
    »Du wartest auf eine Antwort, Mörder, ich weiß«, murmelte der Bischof und nickte. »Ich werde sie dir auch geben, und sie wird dir bestimmt nicht gefallen, aber ich muß dabei an die Kirche denken und nicht an Menschen wie dich.«
    »Was soll das?«
    »Du bist ein Mörder!« stellte der Bischof fest. Er hatte eine tiefe und melodiöse Stimme, die auch gut zu einem Schauspieler gepaßt hätte.
    »Mörder!« Der Pater lachte. »Nein, ich bin kein Mörder. Ich bin jemand, der die Welt reinigen will. Befreien von der Unvollkommenheit, von dem Schlechten, dem Kranken, dem Primitiven, von der Sünde.«
    »Sprich nicht so!« fuhr der Bischof dazwischen. »Wie viele Menschen hast du schon getötet?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Es müssen viele gewesen sein. Du bist gewandert. Und überall, wo du einmal gewesen bist, hat es Tote gegeben. Männer, Frauen, sogar ein Kind, wie ich erfahren habe. Das hat mit deiner Reinigung nichts zu tun, das war Mord, und wir müßten dich dem Gesetz übergeben, was wir aber nicht tun werden. Das ist abgesprochen.«
    Carlos lachte meckernd. »Warum nicht? Warum tut ihr das nicht? Habt ihr Angst davor, daß die Kirche in ein schlechtes Licht gerückt werden könnte?«
    »Es ist unsere Sache.«
    Carlos winkt ab. »Ich weiß genau, worum es euch geht. Ihr müßt euer Image bewahren. Man kann sich mit einem Reinem wie mir, nicht belasten.«
    Der Bischof sagte nichts. Er hatte nur zugehört. Seine Finger spielten mit dem Kreuz, das vor seiner Brust hing, als wollte er durch diese Berührungen Vertrauen gewinnen. »Du kannst es sehen, wie du willst, ich habe eine andere Meinung. Ich werde den von oben abgesegneten Plan durchführen, und ich bin der Verantwortliche. Nichts wird an die Öffentlichkeit gelangen, auch nicht
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