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0935 - Aibons klagende Felsen

0935 - Aibons klagende Felsen

Titel: 0935 - Aibons klagende Felsen
Autoren: Jason Dark
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sondern gingen davon aus, daß wir in den Bereich der Aibonschen Magie geraten waren.
    Magie und Wunder lagen oft dicht beisammen. Wir nahmen es deshalb als normal hin, in das Wasser gehen zu können, immer tiefer, immer weiter hinein, ohne zu ertrinken.
    Hohe Brandungswellen hätten längst über uns zusammenschlagen müssen, was auch geschah, aber das merkten wir nicht, denn wir gingen durch das Wasser wie durch einen Tunnel. Die Wogen wurden durch die Magie des Landes zurückgehalten. Wir hatten die Schnittstelle überwunden und trieben hinein nach Aibon.
    Diesmal im oder unter Wasser, wo der dunkle Schatten allmählich Gestalt annahm. Unser erster Eindruck hatte nicht getäuscht. Der Schatten, den wir vom Ufer aus entdeckt hatten, gehörte tatsächlich zu einem Boot, wie es damals die Wikinger benutzt hatten. Das Boot mußte mit den Klippen kollidiert sein, denn es war auf die Seite geschleudert worden und lag eigentlich auf dem Meeresgrund, aber Aibon hatte das Wasser zurückgetrieben.
    Wir sahen auch das große Loch im Rumpf. Bill winkte heftig. Er wollte so rasch wie möglich hindurch. Ich ließ ihn gewähren und blieb ihm auf den Fersen.
    Als er verschwunden war, schaute ich mich noch einmal um. Richtig sicher fühlte ich mich nicht.
    Die normale Welt konnte jeden Augenblick zurückkehren, und damit natürlich das Wasser, das dann tonnenschwer über uns zusammenstürzte.
    Egal, wir waren das Risiko eingegangen. Wir wollten die Lösung haben, da gab es kein Zurück.
    Auch ich kletterte in das muffige Dunkel hinein. Über uns war es nicht ganz finster. Einige Löcher im Schiffsdeck ließen leicht grünlich schimmerndes Licht durch, das Teilen unserer Umgebung einen leichenhaft blassen Anstrich verlieh.
    Wir hörten Stimmen. Von oben klangen sie. Die Frau und die beiden Männer befanden sich über uns.
    Bill hatte schon auf mich gewartet. Er stand neben einer alten Leiter, die unser Gewicht hoffentlich aushalten würde. In seiner Nähe entdeckte ich bleiche Gebeine, die Reste der Ertrunkenen, und ich sah auch, wie mein Freund mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach oben deutete und seinen Arm dabei zuckend bewegte.
    Ich nickte.
    Nur die Stimme der Frau war zu hören, und was sie sagte, gefiel uns überhaupt nicht.
    Ich stieß Bill an. »Hoch mit dir!«
    Als er den Fuß anhob, hörten wir bereits die Schreie und auch die Schüsse…
    ***
    Gregg Ralston kam nicht mehr dazu, der auf ihn zusausenden Klinge auszuweichen. Er hatte sich zwar geduckt, aber die Waffe erwischte ihn trotzdem.
    Noch nie in seinem Leben hatte er derartige Schmerzen durchleiden müssen. Der Rücken fühlte sich an, als wäre er gespalten worden, und als er von der Wucht des Treffers nach vorn getrieben wurde, dabei einige stolpernde Schritte ging, entdeckte er die Blutstropfen, die ihn umgaben, und dachte daran, daß es sein Blut war, das aus der gewaltigen Wunde im Rücken gespritzt war.
    Er wollte schreien. Eine Reaktion auf den Schmerz, aber sein Hals saß zu. Als er schließlich fiel, drang nur ein Röcheln aus seinem Mund, und er wunderte sich darüber, daß er es schaffte, sich auf den Rücken zu wälzen, wobei der Schmerz wieder wie Feuerlohen durch seinen Körper jagte.
    Zwei Dinge nahm er wahr.
    Zum einen sah er seinen Freund Ramon Infana, der die Starre überwunden hatte und einen Schritt zur Seite gegangen war. Er stand da wie eine Figur aus dem Wachsfigurenkabinett, doch im Gegensatz zu ihr bewegte er seinen rechten Zeigefinger und feuerte auf die rasende Kämpferin.
    Die Kugeln trafen nicht. Sie behinderten Svenja nicht mal, deren Umhang in die Höhe geweht worden war, als sie erneut mit der Waffe ausholte und den Griff mit beiden Händen umfaßte.
    Sie schlug zu.
    Und wieder hatte sie es auf Gregg Ralston abgesehen, der sich tatsächlich noch mit einer unwahrscheinlichen Kraftanstrengung erhoben hatte und in eine sitzende Stellung geraten war.
    Deshalb konnte er auch nicht mehr ausweichen. Wo er getroffen wurde, wußte er nicht. Ob am Hals, am Kopf oder am Körper, dieser zweite Streich hatte ausgereicht, um ihm den Tod zu bringen. Als blutendes Bündel blieb er an Deck liegen.
    Ramon Infana war entsetzt. Erstens darüber, daß seine Gegenwehr nichts gebracht hatte, und zum zweiten hatte er mit ansehen müssen, was mit seinem Freund geschehen war.
    Die Gnadenlosigkeit der Joanna/Svenja erschreckte ihn deshalb so, weil er so etwas von einer Frau einfach nicht gewohnt war, und diese Tatsache ließ ihn für Sekunden
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