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0935 - Aibons klagende Felsen

0935 - Aibons klagende Felsen

Titel: 0935 - Aibons klagende Felsen
Autoren: Jason Dark
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Gesicht zeigte einen etwas breiten Ausdruck. Westwood trug ein braunes Sakko, das sicherlich teuer gewesen war, eine dunkelgraue Hose und ein schwarzes Hemd ohne Krawatte, dessen Knöpfe geschlossen waren. Ich sah, daß der Mann schwitzte.
    Wir hatten alle Platz genommen. Auf dem Tisch stand ein Kassettenrecorder, der wohl gleich eingeschaltet werden würde.
    Sheila kam mit einem Tablett auf uns zu. Sie brachte Weingläser und Wein aus der Toscana.
    Sie stellte das Tablett ab und bat Bill, einzuschenken. Dabei sprach keiner von uns ein Wort. Ich empfand die Stille schon als seltsam oder belastend, aber auch ich hielt mich zurück. Schließlich wußte ich nicht, um was es ging.
    Sheila nahm ebenfalls Platz und setzte sich zu mir auf die Couch. Wir tranken uns zu, und jeder war schon nach diesem ersten Schluck zufrieden.
    In dem großen Zimmer war es recht dunkel, fast gemütlich, wenn da nicht diese merkwürdige Stimmung gewesen wäre.
    »Nun«, sagte Bill, »auch mir wäre es lieber gewesen, wenn wir uns aus einem anderen Grund hier zusammengefunden hätten, aber es gibt nun mal Probleme, und ich denke mir, daß du, John, uns helfen kannst, sie zu lösen.«
    Bill hatte mich angeschaut. Ich nickte und sagte: »Gern, um was geht es denn?«
    »Das werden Sie gleich erfahren«, erklärte Marvin Westwood. »Ich will es nicht zu lange machen, aber es geht um meine Tochter Joanna, die entführt wurde.«
    »Ach.«
    »Ja, Mr. Sinclair. Man hat sie entführt, und ich habe mich dazu entschlossen, die Polizei nicht einzuschalten. Ich wollte mit den Kidnappern den Deal allein durchziehen.«
    »Um wieviel Geld ging es dabei?«
    »Es war genau eine Million Pfund.«
    »Die Sie gezahlt haben?«
    »Bis auf den letzten Penny.«
    Darauf trank ich erst mal einen Schluck Wein. »Das ist eine Menge, Mr. Westwood.«
    »Ich weiß. Und es ist mir nicht leichtgefallen, soviel Geld aufzubringen.«
    »Darf ich Sie fragen, was Sie beruflich machen?«
    »Ich habe eine Firma für Unternehmensberatung und bin recht gut im Geschäft. Nun ja, wie ich schon erwähnte, ich habe die Summe gezahlt und war fest davon überzeugt, daß mir die unbekannten Kidnapper meine Tochter zurückgeben würden.«
    »Was sie aber nicht taten.«
    »So ist es.«
    Die nächste Frage lag auf der Hand. »Wie hoch beliefen sich die folgenden Forderungen der Kidnapper?«
    Marvin Westwood lehnte sich nachdenklich in seinem Sessel zurück. Sein Gesicht sah aus, als würde er in die Ferne schauen. Er antwortete, und seine Stimme war dabei leiser geworden. »Es gab keine Forderungen, Mr. Sinclair. Die Gangster haben das Geld kassiert, und damit war für sie der Fall erledigt. Ich hatte sie zuvor nicht gesehen und anschließend auch nicht. Ich weiß nicht, wer meine Tochter entführt hat.«
    »Reden Sie weiter - bitte.«
    »Meine Tochter ist nicht zurückgekehrt.«
    Dieser Satz setzte bei mir die Überlegungen fort. Normale, logische Gedankengänge. Diesmal sprach ich leiser. »Darf ich daraus schließen, daß man Ihre Tochter getötet hat, obwohl Sie die geforderte Summe zahlten, Mr. Westwood?«
    Er lächelte, und ich merkte, daß ich mit meiner Vermutung falsch lag. »Das hätte ich an Ihrer Stelle ebenfalls angenommen. Aber dem ist nicht so.«
    »Sondern?«
    »Meine Tochter will nicht mehr zu mir zurück. Sie hat mich angerufen.« Er deutete auf die Kassette.
    »Sie werden ihre Stimme gleich hören. Sie er klärt, daß sie dort bleiben möchte, wo sie sich befindet.«
    »Sie ist noch in diesem Versteck?« fragte ich ungläubig.
    »Davon kann man ausgehen.«
    Bill Conolly hob die Hand. »Es ist wohl besser, wenn wir uns jetzt das Band anhören. Da wird dir einiges klarwerden, John.«
    »Schön, ich freue mich darauf.«
    Bill beugte sich vor. Der ausgestreckte Zeigefinger schwebte sekundenlang über der Taste, bevor er sie nach unten drückte. Dann lehnte er sich zurück und nahm die gleiche Haltung ein wie Sheila und ich. Nur der Gast saß da wie auf dem Sprung. Fast auf der Kante des Sessels, eine Hand um den Stiel des Glases geklammert, die andere lag unruhig auf seinem Knie.
    Zunächst hörten wir nichts, was von Bedeutung gewesen wäre. Nur ein flaches Rauschen, dann aber erklang eine weiche, wohltönende Mädchenstimme an unsere Ohren, und Marvin Westwood stöhnte auf. Er hatte ein Tuch hervorgeholt, um damit über sein Gesicht zu wischen.
    »Hi, Daddy, hier spricht dein Goldstück. Bevor du dich aufregst, Dad, will ich dir sagen, daß es mir gutgeht. Die Typen haben das
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