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093 - Wenn die Knochenmänner tanzen

093 - Wenn die Knochenmänner tanzen

Titel: 093 - Wenn die Knochenmänner tanzen
Autoren: Larry Brent
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Morna sah Larrys Schatten an der
Wand. Die Schwedin beeilte sich, das zu tun, was sie vorhatte. Dazu brauchte
sie etwas mehr als fünf Minuten. Immer wieder schielte sie nach der
Badezimmertür, brachte ihre Vorbereitungen an Larrys Bett zu Ende, ohne daß er
hinzukam.
    Auf
Zehenspitzen huschte sie wieder zurück, zog den Schlüssel ab und verschloß die
Tür von ihrer Seite. Dann kleidete sie sich langsam aus.
    Im
angrenzenden Zimmer hörte sie Larry gurgeln. Kurz danach klickte der
Lichtschalter im Bad.
    Die
Zwischenwände waren dünn, man hörte jedes Geräusch.
    »Hallo,
Schwedengirl?« fragte er von der anderen Seite.
    »Ja?«
    »Ich habe
frisch geduscht und bin nicht nur sauber, nein, ich bin von Kopf bis Fuß rein.
Du wirst deine Freude an mir haben.«
    »Und du an mir!«
    »Das hört man
gern.« Die Klinke bewegte sich, dann ein leiser, überraschter Ausruf. »Da hat
einer die Schlüssel geklaut, blonde Fee! Paß auf, vielleicht liegt einer unter
deinem Bett auf der Lauer und ist darauf aus, meinen Platz einzunehmen.«
    »Keine Angst,
Darling! Ich verwahre den Schlüssel gut und verteidige meine Ehre! Ich wünsche
dir eine gute Nacht!«
    »Ich komme
mir vor wie der Hauptdarsteller in einer amerikanischen Ehekomödie. Nur mit dem
Unterschied, daß wir nicht miteinander verheiratet sind. Was fange ich mit dem
angebrochenen Abend an? Du weißt, daß ich furchtbare Angst habe allein zu
schlafen. Der Gedanke daran, daß du so nah bist und doch so fern…«
    »Du
entwickelst ja ein richtiges poetisches Talent, sieh einer an! Übrigens
brauchst du nicht allein zu schlafen.«
    »Ich wußte,
daß du ein Herz für mich hast.«
    »Du hast
bereits Gesellschaft in deinem Bett.«
    Larry Brent
wandte sich um. Da lag etwas in seinem Bett – groß wie ein Mensch und
zugedeckt. Er zog das Laken zurück. In dem Augenblick vernahm er Mornas Stimme
hinter sich. Die reizende Schwedin stand auf der Schwelle der Verbindungstür
und lächelte.
    »Ihre Formen
sind üppig, nicht wahr? Idealmaße, mein Lieber, da komme ich nicht mit. Ich
wünsche dir eine gute Nacht – mit deiner aufblasbaren Gespielin!«
     
    ●
     
    Dumpf hallten
zwölf Glockenschläge der alten Uhr durch das abgelegene Haus. Mitternacht!
    Gerard und
Roswitha André schliefen. Sie hörten nichts. Im El Toro aber ging etwas vor.
Gespenstische Kräfte erwachten zum Leben. Aus allen Ritzen und Spalten schien
das Bösartige, Unheil volle zu kriechen, mischte sich mit der Luft und schaffte
eine eigenartige, beklemmende, dämonische Atmosphäre. Dieses Haus war verhext
und verflucht! Ein Windstoß fuhr um das unheimliche Hotel, die Fensterläden
klapperten.
    Unheimlicher
Singsang löste sich aus dem Wind, der mit einem Mal nicht nur außerhalb in
unmittelbarer Nähe des Hauses herrschte, sondern auch im Innern.
    Die Klänge
eines Flamenco ertönten. Die Musik schwoll an, Kastagnetten klapperten, ein
Gitarrist spielte virtuos.
    Höllenatem
wehte durch die Räume.
    Ein
seltsames, graugrünes Licht glomm auf.
    Und dann
kamen sie!
    Einer nach
dem anderen.
    Sie traten
aus einem Hinterzimmer – sieben skelettierte Gestalten in schwarzen, langen
Kapuzengewändern.
    Der
unheimliche Zug bewegte sich auf die schmale, nach oben führende Treppe zu.
Unter den Kapuzen von vier zu einem unheimlichen Leben erwachten Skeletten war
deutlich die lange, dunkle Haarflut wahrnehmbar, die aus der knöchernen
Schädeldecke wuchs. Es waren Frauen.
    Langsam und
mit tänzelnden Bewegungen stiegen sie die Stufen empor, die zu dem Zimmer
führten, in dem die beiden Gäste des Geisterhauses ahnungslos schliefen.
    Die Stufen
knarrten. Die Schauergestalten schlurften durch den Korridor und versammelten
sich vor der Zimmertür.
    Der Wind
wurde stärker. Der Flamenco, von unsichtbaren Musikern gespielt, erfüllte die
Luft. Unten aus dem Gastraum vernahm man leises, gedämpftes Stöhnen.
    Aber die
sieben untoten Gastgeber reagierten nicht darauf.
    Sie spürten
die Nähe des warmen Blutes, der lebenden, atmenden Körper.
    Eine
Knochenhand legte sich auf die Klinke. Der Riegel sprang zurück, wie durch
Geisterhand, der Schlüssel drehte sich von innen im Schloß, als betätige ihn
ein Unsichtbarer.
    Die Tür wurde
nach innen gedrückt. Quietschend bewegte sie sich in ungeölten Scharnieren.
    Die
Kapuzengestalten betraten das finstere Zimmer. Der warme Atem der Menschen
mischte sich mit der Kälte der Luft, die jetzt einströmte. Roswitha André
bewegte sich unruhig, aber sie wurde nicht wach. Ein
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