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093 - Wenn die Knochenmänner tanzen

093 - Wenn die Knochenmänner tanzen

Titel: 093 - Wenn die Knochenmänner tanzen
Autoren: Larry Brent
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ist,
kommt vermutlich nicht wieder. Die Leute sind anspruchsvoll, aber uns kann das
egal sein. Hauptsache, die Bleibe ist nicht zu teuer. Was wir brauchen, ist ein
warmes Bett für die Nacht, das genügt. In ein paar Tagen werden wir denken, wir
hätten in einem Luxushotel residiert. Nämlich dann, wenn wir auf freier Strecke
im Rover pennen, irgendwo hinter Tanger, irgendwo in der Wüste.
Tausendfünfhundert Kilometer kein Hotel! Bist du soweit?«
    »Ja.« Sie
steckte den Kamm weg und verschloß den Kosmetikkoffer. Gerard schraubte den
Docht der Petroleumlampe weiter herunter. Es war gespenstisch still im ganzen
Haus.
    »Das Ganze
ist mir irgendwie unheimlich«, bemerkte Roswitha wieder. »Das Hotel steht so
allein, kein Mensch sonst, und…«
    »Angst?«
wunderte er sich und riß die Augen auf. »Du hast Angst?«
    »Angst ist
nicht der richtige Ausdruck. Vielleicht könnte man eher sagen, daß es mir nicht
ganz wohl bei dem Gedanken ist, hier zu übernachten.«
    »Was machst
du erst in Afrika, meine Liebe? Wir werden kilometerweit nur auf uns selbst
gestellt sein! Wenn wir im Rover übernachten, stehen wir irgendwo am
Straßenrand, wo es Hunderte von Kilometern entfernt kein Haus und Dorf gibt.«
    Sie seufzte. »Ja,
ich weiß. Aber da macht es mir nichts aus. Nur hier – diese sieben Gastgeber in
einem menschenleeren Hotel sind mir ein bißchen suspekt.«
    Gerard nahm
seine Frau in die Arme. »Du brauchst Ruhe, siehst abgespannt aus. Wir sind
heute viel gefahren. Es ist Zeit, daß wir uns aufs Ohr legen. Wir werden jetzt
ganz schnell etwas essen und uns noch mal verwöhnen lassen, bevor es an die
eigenen Dosenrationen geht, die unseren Speisezettel für die kommenden Wochen
und Monate bestimmen.«
     
    ●
     
    Sie setzten
sich an einen Ecktisch und bestellten sich eine Sangria und Tortillas. Die
waren im Handumdrehen zubereitet und schmeckten ausgezeichnet. Die Andrés
wurden freundlich und aufmerksam bedient, und die Stimmung und die Ruhe wirkten
sich angenehm auf ihren Gemütszustand aus.
    Die Kerzen
brannten herab.
    Eines der
jungen Mädchen räumte das schmutzige Geschirr vom Tisch.
    Gerard André
sah in diesem Augenblick zum Fenster und kniff die Augen zusammen.
    Hinter der
Scheibe zeigte sich ein blasses Gesicht mit großen, dunklen Augen und starrte
in die schummrige Gaststube.
    Vor dem Hotel
stand jemand?!
    Gerade, als
er seine Frau darauf aufmerksam machen wollte und zum zweiten Mal hinsah, war
das Gesicht verschwunden.
     
    ●
     
    Gerard André
trank sein Glas leer, warf noch einen Blick durch das Fenster und erhob sich.
    »Ich bin
gleich wieder da!« murmelte er leise. Er sagte es in dem Augenblick als auch
einer der männlichen Gastgeber zum Ausgang ging und das Hotel verließ. Von
draußen klappte er die Läden zu.
    Gerard André
mußte an seinen vollbepackten Landrover denken. Er fühlte sich nicht wohl bei
dem Gedanken, daß vielleicht jemand draußen herumstrich.
    Er zündete
sich eine Zigarette an und tat so, als würde er noch einmal frische Luft
schnappen.
    Der Spanier,
dem Aussehen nach ein Bruder des jungen Mannes von vorhin, hatte seine Arbeit
beendet. Alle Fensterläden waren geschlossen. Er trug ein schmales
Lippenbärtchen und sah vornehm und distinguiert aus. Der Spanier kam ihm
entgegen.
    Gerard sah
sich um. »Da war doch eben noch jemand gewesen, Senor«, meinte er beiläufig.
    Der
Angesprochene legte die Stirn in Falten. »Ich verstehe nicht, Senor«, sagte er
leise.
    »Wer soll
hier gewesen sein?«
    »Wohnt jemand
in der Nähe?« fragte Gerard, während er auf seinen Landrover zuging und noch
mal überprüfte, ob alle Türen verschlossen waren.
    »Nein,
niemand«, antwortete der Spanier.
    »Ich habe
vorhin ein Gesicht am Fenster gesehen.«
    »Aber das ist
ausgeschlossen, Senor!«
    »Ich hab’s
gesehen.«
    »Es ist
niemand hier.«
    »Das sehe ich
auch.«
    Ein kühler
Wind kam auf. Er säuselte in den Bäumen, und die alten Zweige und Blätter auf
dem Boden raschelten.
    »Vielleicht
war es eine Spiegelung«, meinte der Spanier.
    »Eine
Spiegelung?« echote André.
    »Ja, Senor.
Es kann doch sein daß Sie Ihr eigenes Gesicht in der Scheibe gesehen haben.«
    Gerard André
wollte schon etwas sagen, schwieg dann aber und kehrte ins Hotel zurück.
    Seine Frau
erhob sich, und sie gingen die Treppe hoch.
    »Buenos
noches!« sagten die drei Zurückgebliebenen wie auf Kommando.
    »Buenos
noches«, erwiderte das Ehepaar.
     
    ●
     
    Der Wind
stärker und zerrte an den Fensterläden.
    Gerard
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