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093 - Wenn die Knochenmänner tanzen

093 - Wenn die Knochenmänner tanzen

Titel: 093 - Wenn die Knochenmänner tanzen
Autoren: Larry Brent
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den
Souvenirs noch Platz fanden.
    Gerard und
Roswitha waren interessiert, die Höhlen kennenzulernen.
    Er war ein
Afrika-Fan und ließ das große Spanien praktisch links liegen. Aber bei der
Vorbereitung der Reise waren sie auf den Ort Purullena gestoßen und hatten sich
vorgenommen, ihn sich anzusehen.
    An manchen
Höhlen waren Holzschilder angebracht, auf denen mit weißer Farbe dreisprachig
der Satz stand: »Werfen Sie einen Blick in die Höhle!«
    Der Eingang
war niedrig. Man mußte sich ducken. Im Raum brannten Kerzen und Petroleumleuchten.
Doch dies war wohl mehr Show, denn auf dem Felsen hatte Gerard eine hohe
Fernsehantenne entdeckt. Die ließ darauf schließen, daß es hier auch
Elektrizität gab.
    Die
Flimmerkiste lief nicht ohne Strom.
    Aber die
Höhle war echt. Daran gab es keinen Zweifel.
    Das Innere
war weiß gekalkt und sauber.
    Ein Ehepaar
mittleren Alters wohnte hier. Beide waren nette Leute, der Mann dick, rund und
freundlich, die Frau ehemals eine rassige Schönheit, die langsam verblühte.
    Obwohl gleich
neben dem Eingang ein langer, klobiger Tisch stand, auf dem ebenfalls Keramika
ausgelegt waren, hatte man nicht das Gefühl, unbedingt etwas kaufen zu müssen.
    Das Paar
stand lächelnd abseits, bot nichts an, drängte niemandem etwas auf.
    Roswitha ging
auf einen Vorhang zu, der den angrenzenden Raum abtrennte und wollte einen
Blick dahinter werfen.
    »No, Senora«,
sagte da die Frau und lächelte.
    Hier begann
der Privatbereich, und der war für sie als Nichtzigeuner tabu. Aber man zeigte
ihnen einen kleinen Nebenraum, als sie zu verstehen gaben, daß sie die Höhle in
ihrem wirklichen Zustand sehen wollten.
    Es handelte
sich offensichtlich um den Wohnraum. Bastgeflochtene Stühle und ein dunkler
Eichentisch standen in der Mitte, in der Ecke eine Liege, daneben ein Tisch,
darauf ein Fernsehapparat. Auch waren die Wände weiß getüncht.
    Die Andrés
kamen mit dem Paar ins Gespräch, und es entwickelte sich eine freundliche
Unterhaltung.
    Als sie sich
verabschiedeten, kamen sie doch nicht umhin, etwas zu kaufen, obwohl sie ihre
Reisekasse so wenig wie möglich strapazieren wollten. Sechs lange Monate lagen
noch vor ihnen.
    Sie blieben
durch das ausführliche Gespräch, das sie mit ihrem holprigen Spanisch führten,
länger als vorgesehen.
    »Ich hoffe
nur, daß sie die lange Reise durchsteht«, meinte Roswitha, während die
Zigeunerin die große, farbenprächtige Vase in altes Zeitungspapier einwickelte.
    »Sie wird es
überstehen, Senora.«
    Der
Aufenthalt in Purullena hatte eine ganze Stunde in Anspruch genommen.
    Als Gerard
André seinen Wagen durch die Berge steuerte, merkte er erst, wie dunkel es
geworden war.
    Er gähnte.
    »Müde?«
fragte Roswitha.
    »Nach zehn
Stunden Fahrt ist das kein Wunder.«
    »Ob wir noch
bis Granada durchhalten?« Er zuckte die Achseln. »Vorgenommen jedenfalls hab
ich’s mir.« Die kurvenreiche, felsige Strecke war nicht leicht zu fahren. Erst
recht nicht bei Dunkelheit.
    Sie waren
noch sechzig Kilometer von Granada entfernt. Nach zehn Kilometern hatte Gerard
das Gefühl, schon hundert gefahren zu sein.
    Er verwarf
ungern einen Plan, aber er fühlte sich zu müde zum Weiterfahren. »Wir geben auf«,
sagte er gähnend. »Sollten wir auf ein Hotel stoßen, werden wir übernachten.
Wenn wir morgen früh gleich bei Tagesanbruch aufbrechen, kommen wir schneller
vorwärts, als wenn wir jetzt weiter im Schneckentempo durch die Dunkelheit
kriechen.«
    Er war kein
Freund von Nachtfahrten. »Zeitlich kommen wir dann immer noch zurecht«, fuhr er
fort. »Wir werden auf alle Fälle pünktlich in Algeciras sein.«
    Ihre
Entscheidung, eine Unterkunft zu suchen, sollte schicksalbestimmend werden.
     
    ●
     
    Kein Ort,
keine Siedlung nach weiteren zehn Kilometern. Einmal entdeckten sie rechts auf
den Bergen ein altes Haus, das offenbar bewohnt war. Schwacher, kaum
wahrnehmbarer Lichtschein schimmerte hinter einem Fenster, ließ auf Kerzen-
oder Petroleumlicht schließen.
    Auf keinen
Fall gab es da Elektrizität.
    Ganz
unverhofft – im Bereich der Scheinwerfer – stand ein uraltes, verwittertes
Schild:
    Hotel El
Toro.
    »Da ist ja
etwas, na also!« sagte Gerard beinahe erleichtert.
    Auf dem
Schild unterhalb des Namens stand in großen, geschwungenen Buchstaben
dreisprachig der Hinweis: Rooms, Zimmer, Habitacione’.
    Wo die Straße
einen Knick machte, zweigte auch der schmale, unbefestigte Weg nach links ab,
der zum Hotel El Toro führte.
    Rund
zweihundert Meter von der
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