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093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben
Autoren: Claudia Kern
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folgte der Fährte.
    ***
    »Normalerweise«, sagte Klauss, während sie die Treppe hinuntergingen, »sind wir sehr vorsichtig, wenn es um Neuzugänge geht. Aber bei dir habe ich einfach ein gutes Gefühl.«
    Die Stimme des Universal-Translators übersetzte die Worte fast ohne Verzögerung. Black fiel erneut auf, dass wenige Menschen mehr als einen Blick darauf warfen. In einer Ruinenstadt wie Beelinn war die Erinnerung an technische Errungenschaften vielleicht noch lebendiger als auf dem Land.
    Nur vereinzelt hatte er das Wort Kobold in der Taverne gehört.
    Klauss blieb vor einer halb verrosteten, mit Holz ausgebesserten Eisentür stehen. Die Männer, die hinter Black gingen, sahen nervös die Treppe hinauf, als rechneten sie jeden Moment mit Verfolgern.
    Das Klopfzeichen, mit dem Klauss um Einlass bat, war so kompliziert, dass Black es sich nicht merken konnte. Dreimal wiederholte er es, dann wurde die Tür einen Spalt aufgezogen.
    Ein diffuses Licht erhellte den Aufgang und ließ die Gesichter der Männer grau aussehen. Black hörte, wie Trommeln geschlagen wurden und Flöten eine Melodie dazu spielten.
    »Feiert ihr?«, fragte er überrascht. Wenn die radikalen Menen tatsächlich etwas mit Miss Jensens Entführung zu tun hatten, war das ein sehr indiskretes Verhalten in einer so delikaten Situation.
    Klauss nickte. »Was soll man denn sonst tun? Morgen kann schon alles vorbei sein.«
    Er ergriff Blacks Hand und zog ihn in den Raum, der hinter der Tür lag. Die vier anderen folgten ihm. Der fünfte Mann schloss die Tür und verriegelte sie sorgfältig. Neben ihm lehnte eine Keule an der Wand.
    Der Raum erwies sich als weiterer, von Fackeln erhellter Gang. An seinem Ende sah Black flackerndes Licht. Klauss ließ seine Hand nicht los und zog ihn mit sich. Die Musik wurde lauter, Stimmen mischten sich darunter. Die Menen schienen gut gelaunt zu sein. Black hörte Gelächter und halb gebrüllte Witze, dann trat er auch schon ein - und blieb abrupt stehen.
    Das Erste, was seien Aufmerksamkeit fesselte, war die Kugel voller Spiegelscherben, die von der Decke hing und sich langsam drehte. Kerzen waren im Kreis darum angebracht und sorgten mit ihrem Licht für flackernde Reflexe. Das Wort Discokugel tauchte aus den Tiefen von Blacks genetischer Erinnerung auf.
    An der hinteren Wand stand eine kleine Bühne mit zwei Trommlern und einigen Flötenspielern. Sie bewegten sich im Takt ihrer Musik, ebenso wie die Tanzenden, die sich aneinander schmiegten. Einige trugen Leder wie Klauss, andere hatten ihre nackten Oberkörper mit Öl eingerieben. Wieder andere trugen Phantasieuniformen oder Umhänge in Regenbogenfarben. Es war keine einzige Frau zu sehen.
    »Was genau soll das darstellen?«, fragte Black irritiert. Der Verdacht, der in ihm aufstieg, zog ihm die Kopfhaut zusammen.
    Klauss senkte den Blick. »Ich weiß, es ist nicht viel, aber mehr haben wir in den letzten Jahren nicht erreicht. Wir nennen es unsere kleine Liebesoase.« Er winkte den Musikern zu. Die Flöten erstarben zuerst, dann folgten die Trommeln und schließlich die Unterhaltungen.
    »Hört mal alle zu!«, rief Klauss in die Menge. »Ich habe Besuch mitgebracht. Seid artig zu ihm und verschreckt ihn nicht. Sein Name ist Black. Er kommt aus einer anderen Stadt und hat dort wahnsinnig viel für unsere Sache getan. Was genau, kann er euch selbst erzählen.«
    Alle Augen wandten sich Black zu. Er trat vor und räusperte sich.
    »Meine Herren«, sagte er. »Ich befürchte… äh, hier liegt ein Missverständnis vor. Wenn Sie nichts dagegen haben, ziehe ich mich jetzt zurück und überlasse Sie -«
    Weiter kam er nicht. Ein Krachen und Poltern unterbrach ihn.
    Die zerborstene Keule des Türstehers flog in den Raum, dann folgte der Mann selbst. Taumelnd kam er auf die Füße.
    »Da draußen ist ein Ungeheuer!«, schrie er und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
    »Wo ist er?«, donnerte eine Stimme über ihn hinweg. »Wo sind der Dämon und sein Kobold?!«
    O nein, dachte Black.
    ***
    Poll hatte tatsächlich Recht gehabt, das erkannte Aruula, als sie den Geruch des Flusses wahrnahm. Man versteckte Jenny am Hafen.
    »Ist der beste Ort für ein Versteck«, flüsterte Kaal, während sie sich durch Gassen und Hinterhöfe schlugen, um den Patrouillen zu entgehen. »Manche Schiffe liegen seit Jahren hier und sind durch Unterwassergänge miteinander verbunden. Es ist wie ein Labyrinth.«
    Er hatte einen entsetzlichen Mundgeruch, der Aruula zurückweichen ließ. Trotzdem
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