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093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben
Autoren: Claudia Kern
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Schließlich gab es nichts, was einer von ihnen, ob Mensch oder Katze, dagegen tun konnte. Sie waren selbst im Tod miteinander verbunden.
    Neun Leben lang.
    ***
    »Du kannst mich Kaal nennen«, sagte der Mann mit der Armbrust. »Ich und mein Kumpel Been sind ein wenig in der Klemme.«
    Ein älterer, ebenso bärtiger Mann trat zwischen den Sträuchern auf dem Dach hervor. Er trug ein Schwert im Gürtel und mehrere Dolche. Aruula hatte den Eindruck, dass er damit umgehen konnte. Beide Männer trugen Uniformen und waren barfuß.
    »Ich glaube nicht, dass ich euch helfen kann.«
    »O doch, das kannst du, und wenn du hörst, worum es geht, wirst du uns auch helfen.« Kaal bedeutete ihr mit einer Geste, sich auf den Boden zu setzen. Sie folgte der Aufforderung, wenn auch widerwillig. Stehend hätte sie eine wesentlich bessere Angriffsposition gehabt.
    »Dich nennen sie also die Hure des Königs«, sagte Kaal grinsend. Es ärgerte Aruula, dass die Bemerkung sie schmerzte.
    »Es ist mir egal, wie man mich nennt.«
    »Na klar.« Kaal sah Been an, der sein Grinsen erwiderte, aber schwieg. »Und es ist dir sicher auch egal, dass du abgemeldet bist, wenn die Königin zurückkommt. Dann leben die beiden in ihrem schönen Palast, und dich werfen sie aus der Stadt.«
    Du verstehst nichts, dachte Aruula ohne zu antworten. Sie fragte sich, worauf er hinaus wollte.
    »Wäre doch besser, sie kommt nicht zurück, oder? Dann lebst du mit deinem König in dem schönen Palast, und keiner muss je erfahren, wie es dazu gekommen ist.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Kaal grinste noch breiter als zuvor. »Jetzt wirst du doch neugierig. Also: Mein Kumpel Been und ich wollten desertieren. Die Stadtwache gefiel uns nicht mehr so gut, deshalb sind wir abgehauen. Dummerweise erwischen wir genau den Moment, wo die Stadt abgeriegelt wird, weil irgendein Idiot die Königin entführt hat. Also kommen wir nicht mehr raus. Da denken wir, verstecken wir uns eben, bis die ganze Sache abkühlt. Und stell dir vor, über wen wir stolpern, als wir uns verstecken wollen?«
    »Die Königin.«
    »Genau. Nur, dass sie nicht allein ist. Die Jungs, die sie bewachen, sehen so aus, als verstünden sie ihr Handwerk. Zu zweit würde es bei einem Kampf knapp werden, und wir haben keinen gefunden, dem wir so richtig trauen können.«
    »Warum wollt ihr mit den Entführern kämpfen?«, fragte Aruula.
    »Mann, ist doch klar!«, ereiferte sich Kaal. »Die Alte ist pures Gold wert - wenn man sie bei den richtigen Leuten abliefert. Wenn wir sie einfach nur raushauen würden, bekämen wir zum Dank ‘nen feuchten Händedruck und unsere alten Posten zurück. Aber wenn wir damit drohen, sie frei zu lassen, schnurrt die Geldkatze.«
    Aruula musste zugeben, dass es kein schlechter Plan war. Für jemanden, der skrupellos und machtgierig genug war und auch das Risiko nicht scheute.
    »Wir wollten schon allein losschlagen«, fuhr Kaal fort, »da haben wir dich am Hafen gesehen. Du kannst kämpfen, und das Gold, das wir kriegen, wenn wir den Kopf der Königin verschachern, ist dir egal. Du bekommst schließlich im Gegenzug einen Thron, richtig?« Er streckte die Hand aus. »Na, wie ist es? Bist du dabei?«
    Aruula musste sich nicht viel Mühe geben, sich zu verstellen.
    Sie ergriff Kaals Hand und lächelte. »Einverstanden.«
    »Gut.« Kaal wirkte nicht überrascht über ihre Entscheidung.
    »Dann brechen wir am besten gleich auf.« Er stockte, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen. »Noch eine Sache. Been bleibt immer hinter dir. Er ist zwar kein angenehmer Gesprächspartner, aber es gibt niemanden, der den Dolch schneller und besser wirft als er. Er tötet einen Gegner bis auf einhundert Schritt. Nur für den Fall, dass du den Thron und das Gold haben möchtest.«
    Aruula warf einen Blick auf Been, der ernst und überlegen zurückstarrte. Sie spürte, dass die Behauptung stimmte.
    Sie wandte sich ab und folgte Kaal nach unten. Been blieb hinter ihr. Seine Dolche klimperten bei jedem Schritt.
    ***
    Olaaf war ein Sklave, doch in Beelinn wusste niemand davon.
    Hier galt er als wohlhabender Geschäftsmann, als Lauscher, der seine Fähigkeiten gegen Geld anbot und stets diskret und neutral blieb. Dass er in Wirklichkeit jede Information an Siimn weitergab und seinem Herrn damit schon manchen Vorteil erkauft hatte, hätten die Reichen und Wohlhabenden der Stadt wohl selbst dann nicht geglaubt, wenn man es ihnen erzählt hätte. Zu gut war sein Ruf, zu erfolgreich sein Geschäft.
    Ihn
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