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093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben
Autoren: Claudia Kern
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mit ihm um.«
    »Pfleglich? Wie Ihr meint, Herr.«
    Black setzte über einige Karren hinweg und fiel Matthew beinahe in die Arme. Er atmete schwer und war völlig verschwitzt. Die Soldaten nahmen Aufstellung und streckten dem Koloss die Speere entgegen. Die Übermacht von zwanzig zu eins brachte ihn endlich zum Stehen.
    »Er ist…«, sagte Black atemlos, »weitaus schneller… als man glaubt.«
    Die Soldaten kreisten den Hünen ein. Er versuchte ein paar Mal auszubrechen, aber ihre Speere trieben ihn zurück.
    Matt nickte. »Wir werden schon eine Lösung finden.« Er sah Black an. »Konnten Sie etwas über Jennys Verbleib herausfinden?«
    »Nein, nichts. Nicht das Geringste«, antwortete Black, drehte sich um und ließ Matt stehen. Er wirkte irgendwie verstört.
    Matt fragte sich, was der Rebellenführer mitgemacht haben musste.
    ***
    »… und dann ist er mit fünf Deers, zwei Frekkeuschern und einer Androne abgezogen«, sagte Matt.
    Jenny lachte. »Eine teure Lösung.«
    »So viel Hartnäckigkeit musste belohnt werden.« Matt setzte sich in den Gartenstuhl und betrachtete die Werbeplakate an der Wand. Ann, so lautete der Name seiner Tochter - das Wort lag immer noch fremd auf seinen Gedanken -, schlief in ihrer Wiege.
    »Was hat dich bloß auf die Idee gebracht, deine eigene Entführung vorzutäuschen?« Matt wusste zwar in groben Zügen, was geschehen war, aber sie hatten noch keine Zeit gehabt, darüber zu reden.
    »Miouu und ich dachten, wir könnten so herausfinden, wer meine Feinde und wer meine Freunde sind. Leider scheinen fast alle meine Feinde zu sein. Der Korruptionssumpf hier ist noch schlimmer als damals zu unserer Zeit, und mit meiner Politik bin ich den verschiedenen… Interessengemeinschaften ein Dorn im Auge. Als die Situation eskalierte, wollten wir schon abbrechen, aber dann tauchtest du auf und alles beruhigte sich. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Osgaard dich umzubringen versucht.«
    »Wenigstens hast du jetzt einen Feind weniger in der Stadt.«
    Matt füllte seinen Krug aus einer Karaffe auf. »Du solltest mit uns kommen. Es ist hier viel zu gefährlich für dich und Ann.«
    Jenny seufzte. »Meine Antwort ist die gleiche wie damals. Ich bleibe. Du hast selbst gesehen, wie viel wir in drei Jahren erreicht haben. Ann soll daran teilhaben und mit mir den Aufbau erleben. Wir werden Krankenhäuser errichten, Schulen, vielleicht sogar ein Theater. Irgendwann sollen diese Menschen Eigenverantwortung übernehmen und Demokratie lernen. Aber das können sie nicht ohne mich.«
    Matt setzte den Krug ab. »Und was ist mit mir?«, fragte er.
    »Soll ich keinen Anteil am Leben meiner Tochter haben?«
    Jenny zögerte einen Moment und legte ihm die Hand auf den Arm. »Du kannst uns jederzeit besuchen. Du, Aruula und deine Freunde werden immer willkommene Gäste sein - aber nicht mehr. Du hast dein Leben, wir haben das unsere.«
    Er wusste, dass sie Recht hatte, aber es fiel ihm unerwartet schwer, sich von ihr und Ann zu trennen.
    »Okay«, sagte er schließlich, »dann werde ich ein Besucher in eurem Leben sein… aber es könnte sein, dass ich euch in nächster Zeit sogar recht häufig besuchen muss.«
    Er holte tief Luft und fragte sich, wie er Jenny die Bedrohung durch die Daa’muren am besten verdeutlichen konnte.
    »Hast du Independence Day gesehen…?«, begann er.
    ***
    Aruula hatte Maddrax und Jenny allein gelassen, obwohl beide gewollt hatten, dass sie blieb. Irgendwie empfand sie es jedoch als unpassend, und so war sie in den Garten gegangen und betrachtete die Schatten der beiden durch das geöffnete Fenster.
    Sie redeten lange miteinander, gingen zuerst auf und ab, setzten sich dann jedoch. Ihre Stimmen wehten unverständlich durch den Garten. Zweimal brachten Diener Karaffen mit Wein, einmal trugen sie ein Tablett voller Essen an Aruula vorbei.
    Als sie schließlich tat, was sie nicht hatte tun wollen, erschien es ihr beinahe natürlich. Sie winkelte die Beine an und legte den Kopf darauf. Maddrax’ Gedanken waren ihr vertraut, und es fiel ihr leicht, in seinen Geist einzutauchen.
    Er wollte Beelinn nicht verlassen, das spürte sie sofort. Er wollte bleiben und seine Tochter, die er gerade erst kennen gelernt hatte, aber doch schon liebte, aufwachsen sehen. In Gedankenbildern nahm er Jenny und Ann mit nach London oder baute ein Haus hier in der Stadt. Aruula war stets dabei, aber sie nahm keinen großen Platz ein, war mehr wie eine Selbstverständlichkeit, die keines weiteren Gedankens
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