Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
093 - Der Höllengreif

093 - Der Höllengreif

Titel: 093 - Der Höllengreif
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
heran und hieb mit Verderben bringender Urgewalt gegen den linken Vorderreifen.
    Dayle Gilliat sprang das Lenkrad förmlich aus den Händen. Es drehte sich wirbelnd, und das Fahrzeug kam von der Straße ab, streifte einen Baum.
    Sally schrie und klammerte sich am Sitz fest, während der Wagen gegen ein Hindernis prallte und von diesem hochgestoßen wurde. Dayle konnte es nicht verhindern.
    Das Auto hob auf Sallys Seite vom Boden ab, drehte sich um und landete auf dem Dach. Glück im Unglück war für die beiden jungen Leute, daß sie angegurtet waren.
    Dadurch blieben sie unverletzt.
    Dayle Gilliat löste seinen Gurt und drehte sich um. »Bist du okay?« keuchte er.
    Sally schluchzte und zitterte.
    »Bist du okay?« fragte Dayle noch einmal.
    »Habe ich dich nicht gebeten, langsamer zu fahren?« stieß Sally Haddon heiser hervor. »Warum hast du nicht auf mich gehört?«
    »Es tut mir leid«, sagte Dayle.
    »Ich kriege den Gurt nicht auf.«
    »Warte, ich helfe dir«, sagte Dayle und befreite das Mädchen. Sie rutschte gegen ihn, klammerte sich an ihm fest.
    »Wir müssen raus aus dem Wagen«, sagte Dayle.
    »Wir werden in einer Sekunde naß bis auf die Haut sein. Warum hast du nicht auf mich gehört?«
    »Geh mir damit bitte jetzt nicht auf den Geist, Sally. Der Unfall ist passiert. Ich kann mir nicht erklären, wie es dazu kam. Wir müssen uns damit abfinden. Komm, wir kriechen jetzt aus dem Wagen und warten in diesem Haus, bis das Gewitter vorbei ist.«
    »In diesem Spukhaus? Da gehe ich nicht rein, Dayle.«
    »Liebe Güte, es stimmt ja gar nicht, was ich gesagt habe. Es ist ein Haus, ein ganz gewöhnliches Haus. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Außerdem bin ich ja bei dir. Was sollte dir da schon passieren?«
    Die Türen ließen sich nicht öffnen. Die Karosserie war total verzogen. Dadurch klemmten die Türen, aber Dayle wußte sich zu helfen. Er öffnete das Seitenfenster, und Augenblicke später kroch er in den rauschenden Regen hinaus.
    Der Boden war schlammig, und das Regenwasser schien aus riesigen Eimern auf den jungen Mann ausgeleert zu werden. Dem nächsten Blitz folgte ein krachender Donner, und aus dem Auto drang das ängstliche Schluchzen des Mädchens.
    Dayle Gilliat streckte Sally beide Hände entgegen. Sie griff danach, und er zog sie behutsam auf sich zu. Im Nu klebte ihnen das Haar auf dem Kopf und die Kleider am Körper.
    Dayle richtete sich mit seiner Freundin auf. Er machte sich wegen des Wagens keine Gedanken. Entweder man konnte ihn wieder in Ordnung bringen, oder er kaufte sich einen neuen.
    Als er sich mit Sally Haddon umwandte, war ihm für einen Moment, als würde er eine graue Gestalt im Regen stehen sehen, doch als es dann blitzte, war die Stelle leer.
    Er redete beruhigend auf das Mädchen ein, während er es auf das Haus zuführte. Grau und bedrohlich ragte Cahoo Hall vor ihnen auf. Eine Trutzburg des Bösen.
    Schwarze, unheimliche Schatten lagen unter vorspringenden Dächern und Erkern. Die Zweige eines Feuerdorns kratzten über die nasse Mauer. Ein Geräusch, das einem durch Mark und Bein ging, entstand dabei.
    »Du darfst mich dort drinnen nicht allein lassen, Dayle«, stieß Sally Haddon aufgeregt hervor. »Sonst sterbe ich vor Angst.«
    »Ich werde keinen Schritt von deiner Seite weichen«, versprach er. »Du brauchst dich wirklich nicht zu fürchten.«
    »Was ist, wenn das Gewitter die ganze Nacht anhält?«
    »Wir werden uns dort drinnen ein Feuer machen, unsere Kleider ausziehen und uns in warme Decken hüllen. Du wirst sehen, es wird noch eine urgemütliche Nacht werden. Ich bin froh, daß dir nichts passiert ist.«
    Sie erreichten den tiefen Schatten eines weit vorstehenden Dachs, stiegen Stufen hoch. Jeder ihrer Schritte war von einem knirschenden Geräusch begleitet.
    Sally fröstelte. Sie war nahe daran, mit den Zähnen zu klappern. »Wohnt hier niemand?« fragte sie.
    »Nein, das Haus steht seit langem leer.«
    »Warum?«
    »Gott, warum stehen alte Häuser leer? Weil niemand sie haben will, weil sie zumeist zu groß sind, weil sie zuwenig Komfort bieten und weil man zuviel Geld investieren müßte, um sie wieder auf Trab zu bringen.«
    »Da läßt man das Haus lieber verfallen?« sagte Sally.
    »Wir wollen uns darüber nicht den Kopf zerbrechen. Hauptsache, es bietet uns heute Schutz vor dem Gewitter. Alles andere braucht uns nicht zu interessieren.«
    Der Wind spielte mit einer offenen Tür. Das schaurige Knarren, das dabei entstand, jagte Sally eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher