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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch
Autoren: Jason Dark
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die Lampe senkrecht gehalten. Der runde Fleck auf dem Boden verschwand, als er sie anhob, und der weiße Strahl die Finsternis durchschnitt.
    Er traf eine Wand, aber kein normales Fenster, sondern wenig später, als er seine Richtung verändert hatte, zwei breite Schlitze unter der Decke, vor denen noch Metallgitter angebracht waren.
    So drang zumindest etwas Außenluft in diesen Raum, wobei sie sicherlich durch einen Schacht fegte, denn eine normale Verbindung zur Außenwelt gab es an dieser Seite nicht.
    Der Inspektor wagte sich weiter vor. Er ging weiterhin davon aus, daß in diesem Raum früher einmal mehrere Näher oder Näherinnen zusammengepfercht worden waren, um für einen Minimallohn zu schuften. Jetzt aber war er leer, denn man hatte sämtliche Maschinen entfernt. Nicht mal Stoffreste lagen auf dem Boden.
    »Gibt es denn hier kein Licht?« fragte Shao.
    Suko leuchtete an die Decke. Er sah eine Lampe, also mußte auch ein Schalter vorhanden sein, den Shao fand. Es war noch einer zum Drehen.
    Strom war wohl nicht vorhanden, die Lampe blieb dunkel.
    »Das hatte ich mir gedacht«, murmelte Suko. Er blieb in der Mitte des Zimmers stehen und leuchtete in die Runde.
    Keine Gefahr.
    Niemand lauerte auf sie. Ein leeres Zimmer.
    Shao lachte leise auf. »Damit hättest du nicht gerechnet - oder?«
    »Nein.«
    »Also hat Lao Fang die Pferde scheu gemacht.«
    »Das weiß ich noch nicht. Schließlich ist es das erste Zimmer, das wir untersuchen.«
    »Okay, nehmen wir uns das zweite vor.« Shao drehte sich um und ging zurück in den Flur.
    Auch Suko trat den Rückweg an, ohne sich allerdings umzudrehen. Er wußte Shao hinter sich als Deckung und strahlte nach vorn auch weiterhin in das Zimmer hinein.
    Da sah er das Schreckliche!
    Es war wie eine Projektion aus einer anderen Welt, die plötzlich aus dem Boden oder den Wänden drang. Er entdeckte eine schaurige Szene, wie zwei Menschen dabei waren, einen dritten in die Zange zu nehmen. Sie schlugen ihn zusammen. Der Mann wehrte sich nicht. Er nahm die Schläge hin und störte sich nicht daran, daß ihm das Blut aus der Nase spritzte.
    Dann fiel er zu Boden und blieb vor den Füßen seiner Peiniger liegen, die Suko nach wie vor ihre Rücken zuwandten und sich die Hände abwischten. Die Gesichter hatte er noch nicht gesehen, aber er bekam mit, wie sie sich bückten, den Zusammengeschlagenen anhoben, ihn zwischen sich nahmen und wegschleiften.
    Das Bild verschwand.
    Suko schüttelte den Kopf. Er leuchtete dorthin, wo er die Szene noch vor wenigen Augenblicken gesehen hatte, aber da war nichts mehr, gar nichts. Ein leerer Raum präsentierte sich ihm.
    Shao war wieder an ihn herangetreten und tippte ihm auf die Schulter. »Du hast gesehen, was ich sah?«
    »Sicher.«
    »Die drei Männer?«
    »Natürlich.«
    »Und jetzt sind sie weg.«
    »Ja.«
    »Woher kamen sie, wohin sind sie gegangen?« Shaos Stimme klang fremd. Ihr war anzuhören, daß sie mit diesen rätselhaften Vorgängen nicht zurechtkam. Das Bild war vorhanden gewesen. Es hatte einem Hologramm geglichen, aber beide glaubten nicht an eine wissenschaftliche Erklärung. Hier mußte sich etwas anderes abgespielt haben. Sie konnten sich vorstellen daß sie etwas gesehen hatten, das sich auf einer anderen Ebene in einer anderen Welt abspielte.
    »Wo hat sich das abgespielt?« fragte Shao leise. »Oder wo spielt es sich gerade ab?«
    Der Inspektor hob die Schultern. »Weißt du, ob es in der Vergangenheit geschah oder in der Gegenwart?«
    »Nein. Aber ich habe diesen Mann gesehen, der zusammengeschlagen wurde. Er hat sich nicht gewehrt. Es kann durchaus sein, daß er es so wollte.«
    »Meinst du?«
    »Ja, Suko.«
    »Okay, das haben wir hinter uns. Ich bin gespannt, was uns in den anderen Räumen erwartet.«
    Shao war damit einverstanden, daß sie dieses Zimmer verließen, aber dazu sollte es noch nicht kommen, denn urplötzlich bewegte sich wieder etwas vor ihnen, als wäre jemand dabei, einen Vorhang zur Seite zu ziehen.
    Wieder sahen sie die drei Männer.
    Diesmal woanders.
    Ein nebliger Hintergrund hüllte sie ein. Der Dunst war nicht so dicht, als daß sie nicht alles hätten erkennen können, und sie schauten auf einen alten Friedhof.
    Ein Grab war offen.
    Und dort hinein warfen die beiden Kerle den noch nicht toten Menschen. Er prallte auf den Boden des Grabs, und die beiden Helfer griffen nach bereitstehenden Schaufeln.
    Ihre Absicht lag auf der Hand.
    Sie wollten diesen Mann, der noch nicht gestorben war, bei
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