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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch
Autoren: Jason Dark
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tabu sein sollten. Er war einfach schlimm und zu neugierig.«
    »Das hat ihm den Tod gebracht.«
    »Sie sagen es.«
    »Können Sie nicht genauer werden?« wollte Shao wissen.
    »Warum sollte ich?« fragte Lao Fang nach einem langen Atemzug. »Wenn Sie doch seine Bekannten gewesen sind, werden Sie sicherlich mehr wissen als ich.«
    »Das kann im Prinzip zutreffen«, sagte Suko. »Aber hier ist das nicht der Fall. Paul hat uns um Hilfe gebeten. Er wollte, daß wir ihn besuchen und ihn unterstützen. Allerdings hat er uns noch zuwenig mitgeteilt. Wir haben keine Informationen, um was es sich genau drehte. Wir schwimmen noch im leeren Raum.«
    »Dann lassen Sie es bleiben. Finden Sie sich damit ab. Forschen Sie nicht weiter.«
    »Aber Paul hat geforscht!« sagte Suko.
    Lao Fang nickte.
    »Wonach?«
    »Sie wissen nichts?«
    »Zu wenig.«
    Lao Fang wollte einen Rückzieher machen. »Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen, tut mir leid.«
    »Ging es um das Totenbuch?« fragte Suko.
    Er hatte ins Schwarze getroffen, denn der Mann vor ihm duckte sich zusammen. »Totenbuch…?« hauchte er. »Sie wissen es also?«
    »Sonst wären wir nicht hier.«
    Lao Fang nickte und sprach dabei. »Ja, es ist das Totenbuch gewesen. Er wollte die Geheimnisse ergründen. Er hat es mir selbst einmal gesagt, aber ich habe ihm abgeraten. Ich wollte es nicht. Ich wollte, daß er das Totenbuch nicht anrührt. Aber er hat nicht auf mich gehört. Wer es liest, beschwört ein Unheil. In ihm steckt ein böser Geist, ein gefährlicher Dämonenschatten. Wird er befreit, befinden sich Menschen in allerhöchster Gefahr, das müßt ihr mir glauben.«
    »Sie kennen den Schatten?«
    Lao Fang hob blitzschnell beide Hände, als Shao ihn ansprach. »Nein, auf keinen Fall. Würde ich ihn kennen, dann stünde ich jetzt nicht mehr vor Ihnen. Dann wäre ich tot, mausetot. Der Schatten kennt keine Gnade. Er ist unberechenbar. Er ist befreit worden und wird wieder seinen Weg gehen, das weiß ich. Deshalb möchte ich Sie bitten, sich nicht unglücklich zu machen.«
    »Sie sind gut informiert.«
    »Das bin ich.«
    »Wie kommt es?«
    »Es ist dieser Anbau. Eine Tabuzone. Ich habe gelernt, sie nicht zu betreten. Sie werden viele kleine Zimmer finden, aber sie werden auch sehen, daß sie irgendwo leer sind. Nicht ganz leer, aber menschenleer. Sie gehören jetzt einem anderen. Alles, was früher einmal hier gewesen ist, gibt es nicht mehr. In diesen Anbau hat etwas anderes Einzug gehalten. Das sehr Böse, Vielleicht das Urböse. Ich weiß es nicht. Für mich ist er wie ein Ungeheuer, das Menschen frißt.«
    »Wir sind unverdaulich!« erklärte Shao und sah wieder das Erschrecken auf den Zügen des Restaurant-Besitzers.
    »Machen Sie sich nicht unglücklich, bitte.«
    »Lassen Sie uns vorbei.«
    Lao Fang starrte sie noch für die Dauer einiger Sekunden an. Dabei zupfte er an seiner Fliege. Er hustete, atmete scharf die Luft ein und plusterte sich irgendwo auf, als wollte er ihnen beiden den weiteren Weg versperren, dann aber sackten seine beiden Schultern weg, und er nickte ihnen zu.
    »Ich kann ihnen nicht helfen, das sehe ich schon. Wenn Sie wollen, dann gehen Sie, aber denken Sie an Ihren Freund, und denken Sie auch daran, daß Ihnen niemand helfen kann, ich auch nicht. Sie sind völlig auf sich allein gestellt.«
    »Das wissen wir.«
    Lao Fang murmelte noch einige Worte, die weder Suko noch Shao verstanden. Dann drehte er sich zur Seite und eilte davon, als wäre ein Monster hinter ihm her.
    »Packen wir's?« fragte Shao.
    »Okay. Mich hat dieser Mann neugierig gemacht. Mal sehen, was uns noch erwartet…«
    ***
    Sie hatten die Treppe hinter sich gelassen und auch die Eingangstür des Anbaus. Jetzt standen sie in dem Bau, in dem Paul Sibelius ums Leben gekommen war. Shao mußte daran denken, daß sie sich hier um einen Ermordeten kümmerten, den sie als Lebenden und auch nicht als Toten gesehen hatte.
    Aber er war so etwas wie ein Dreh- und Angelpunkt in diesem Fall. Sein Tod war mit dem Hineinwerfen eines Steins in einen bewegungslosen Tümpel zu vergleichen, dessen Oberfläche plötzlich unruhig wurde und immer mehr Wellen warf, die sich ausbreiteten.
    Beide standen in einem düsteren Bau.
    Zwar gab es Fenster, doch Licht schien nicht durch die Scheiben. Dort sickerte nur das graue Licht der Nacht hinein, vergleichbar mit einem weichen Tuch, dessen Ende sich in zahlreiche Fetzen auflöste.
    »Du hast die Lampe dabei?« Suko nickte.
    »Dann bin ich beruhigt.« Shao hatte
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