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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch
Autoren: Jason Dark
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lebendigem Leib begraben…
    ***
    Manchmal wird das Leben zu einem Drama übelster Art und Weise. Und ich war dabei, wieder eines dieser Dramen zu erleben, nur spielte sich die Szene leider nicht auf einer Bühne ab, sondern in der Realität und auch unmittelbar vor mir.
    Ich sah den Schrecken, und er kam mir persönlich vor, als würde er sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne mehrmals wiederholen. In Wirklichkeit aber hatte er sich nur einmal abgespielt. Es war eben nur der tiefe Schrecken, der dafür sorgte, daß ich ihn so brutal mitbekam, denn es wurden meine Hoffnungen radikal zerstört.
    Der Schatten war schneller gewesen. Und er hatte seine Klinge in den Rücken meines Schützlings gestoßen. Aus dem Selbstmord war ein heimtückischer, brutaler Mord geworden, und die Frau vielleicht schon die Tote - kippte auf mich zu.
    Sie fiel normal gegen meine Arme, doch mir kam es vor, als würde sie sich in einem Zeitlupentempo bewegen, damit ich alles doppelt und dreifach zu sehen bekam.
    Ihr Gesicht hatte sich verändert. Nicht allein wegen des aus dem Mund strömenden Bluts, nein es ging einzig und allein um den Ausdruck, der sich so stark verändert hatte.
    Wie gern wäre Carol Holmes freiwillig in den Tod gegangen. Das war nicht mehr möglich. Der Begleiter hatte sie brutal verraten und ebenso zugeschlagen.
    Die Gesichtszüge waren erstarrt. Das war kein Gesicht mehr! Ich schaute gegen eine wächserne Maske, die durch Blut an der unteren Seite bedeckt war. Und es sprudelte weiterhin aus ihrem offenen Mund Blut, als ich die Frau mit einer reflexhaften Bewegung auffing und sie hielt.
    Vielleicht hätte ich mich um den Schatten kümmern sollen, jetzt waren meine Hände besetzt, und ich sah, wie das Messer aus dem Rücken der Frau hervorgezogen wurde.
    Ein echtes Messer, das von diesem verdammten Begleiter gehalten wurde.
    Ich ließ die Frau fallen.
    Der Griff nach dem Kreuz geschah automatisch, aber ich hätte ihn mir sparen können. Ich war ein Mensch, mein Gegner war ein Schatten, und er hatte sämtliche Vorteile auf seiner Seite.
    Er jagte weg.
    Nicht mal meßbar für mich. Er huschte in die Luft und über meinem Kopf löste er sich plötzlich auf.
    Für mich sah es so aus, als würde er explodieren und sich dabei in zahlreiche schreckliche und monströse Gestalten aufteilen, die mir persönlich unbekannt waren, aber nicht einer gewissen Sheila Conolly, denn sie hatte die Schatten ebenfalls entdeckt, als sie durch den Pool schwamm.
    Mich griffen sie nicht an. Sie verteilten sich hoch über mir und wurden eins mit der normalen Luft und schließlich mit den tiefliegenden Wolken, die über der Stadt die Decke bildeten.
    Er war entwischt. Er hatte seine Aufgabe erledigt, aber nur teilweise, denn das Totenbuch befand sich nach wie vor in meinem Besitz. Es lag auf dem Beifahrersitz des Rover, und ich würde es auf keinen Fall aus den Händen geben.
    Meine Wut war kaum zu beschreiben. Sie verwandelte sich in Haß gegen diesen schrecklichen Begleiter, der mir in diesem Moment wirklich unfaßbar erschien.
    Wer einer Aufgabe nachging wie ich, der mußte seine Gefühle im Zaum halten, auch wenn es ihm schwerfiel. Ich riß mich zusammen, meine Gedanken drifteten von diesem Schatten weg, denn die Tote war jetzt einfach wichtiger.
    Ich schaute auf sie nieder.
    Auch ohne eine nähere Untersuchung stellte ich fest, daß sie nicht mehr am Leben war. Der Stoß mit dem verdammten Messer hatte ihr den Tod gebracht, und ich sah auch die Wunde, die das Messer im Rücken der Frau hinterlassen hatte. Dann rollte ich die Tote herum, um einen Blick in ihr Gesicht zu werfen.
    Kein Gesicht, eine Maske des Todes, die noch die Qual ihrer letzten Augenblicke des Lebens zeigte, denn eines war sicher: Auch Carol Holmes war von dieser mörderischen Attacke überrascht worden.
    Man hatte ihr keine Chance gelassen, sich zu wehren.
    Ich saß da, wollte denken, doch mein Kopf war leer. Ich fand einfach keine Chance für einen neuen Gedanken. Ich starrte die Tote an und sah sie trotzdem nicht. Der Schweiß tropfte mir von der Stirn.
    Die Schwüle und die Luft waren kaum auszuhalten, und irgendwo kam ich mir auch verloren vor und fühlte mich ebenfalls als Verlierer.
    Welchen Fehler hatte ich begangen?
    Objektiv konnte ich mein Verhalten nicht beurteilen, ich mußte es subjektiv sehen und war mir im Prinzip keiner Schuld bewußt. Aber vielleicht hätte ich noch mehr auf Carol achten sollen. Ich hatte sie möglicherweise nicht ernst genug genommen. Ich
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