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0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung
Autoren: Christian Schwarz
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angeblichen Berufung nicht das Geringste zu tun habe. Du bist es nämlich immer, der über die Schwarzblütigen stolpert oder diese über dich. Wenn du das Berufung nennen willst, tu’s ruhig, aber wenn ich mein eigenes Leben lebe, dann wirst du sehen, dass mir nicht mal mehr das kleinste Dä- monchen in die Quere kommt.«
    »Nici…«
    »Ach, Nici, Nici, nenn mich bloß nie wieder so. Wie ich diesen Namen hasse. Der kann mir künftig gestohlen bleiben. Und du auch, Herr Professor…«
    Sie sprang hoch, stieß den Stuhl um, funkelte Zamorra nochmals voller Wut an und raffte dann ihre Einkaufstüten zusammen. Ohne ein Wort drückte sie sich durch die Tischreihen und an den anderen Gästen vorbei, rempelte den Kellner an, voller Absicht, wie Zamorra genau erkannte und verschwand schließlich mit großen Schritten im Menschengewühl der Promenade.
    Der Professor war aufgestanden. Er schickte ihr eine hilflose Geste hinterher, wollte ihr im ersten Reflex nach, ließ es dann aber. Er ließ sich auf seinen Stuhl zurück sinken und hasste in diesem Moment die ganzen mitleidigen Blicke, die auf ihm ruhten. Am liebsten hätte er die ganzen Gesichter ringsherum geohrfeigt.
    Ein älterer, allein am Nebentisch sitzender Mann, der einen etwas heruntergekommenen Eindruck machte, wagte es sogar, Zamorra anzusprechen. »So was ist nicht schön, Monsieur, da kann ich aus eigener Erfahrung mitfühlen. Wenn ich Sie ein wenig trösten darf: Meine Verflossene hat das genauso gemacht und mich dann verlassen.« Er lächelte schmierig. »Und was soll ich Ihnen sagen? Es hat mir nicht geschadet. Wir hatten uns ohnehin nie verstanden und nachdem sie erst mal weg war, hatte ich plötzlich das Paradies. Das hat bis heute angehalten.«
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihre Weisheiten für sich behalten könnten«, wies der Professor den Mann in ungewöhnlich scharfer Form zurecht. Während der beleidigt schwieg – Entschuldigung, ich wollte ja nur helfen, aber das hat man nun davon – wanderten Zamorras Gedanken kurz in die Vergangenheit zurück.
    Nici und ich, wir gehören zusammen, da beißt keine Maus den Faden ab.
    Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass diese fürchterliche Veränderung, diese Entfremdung, mit der gottverfluchten Blechscheibe zusammenhängt. Asmodis, mein Freund und Kupferstecher, es wird immer dringender, dass du das Amulett wieder auf Kurs bekommst. Wer weiß, wo das sonst noch endet. Denn es wird immer schlimmer. So schrecklich wie jetzt war’s noch nie. Mann, was für eine Szene. Aber Nici kann nichts dafür.
    Scheiße, Scheiße. Ich hoffe, sie beruhigt sich wieder. Eine Auszeit von mir.
    Unmöglich, das macht sie nicht, das kann sie einfach nicht tun. Das wäre der Super-GAU. Nein, ich bin sicher, sie kommt wieder zu sich. Und ich besuche Caermardhin und mache Asmodis Dampf unterm Hintern. Er muss sich mehr beeilen. Oder hängt Nicis Ausbruch vorhin damit zusammen, dass er nicht mit Merlins Stern zurecht kommt?
    Zamorra bezahlte. Der Weg zwischen den anderen Gästen hindurch kam ihm einen Moment wie Spießrutenlaufen vor. Er war froh, in der Anonymität der Menschenmenge auf der Promenade verschwinden zu können. Mit schweren Schritten und einem riesigen Klumpen im Magen ging er zum Parkplatz, auf dem Nicoles schneeweißes Cadillac-Cabrio stand. Er setzte sich hinein und wartete auf sie.
    Weitere Zeit, um nachzudenken. Seit Merlin tot war, war das Amulett unberechenbar geworden. Merlins Stern hatte seinen Träger Zamorra seither nicht nur des Öfteren auf verschiedenste Weise im Stich gelassen und ihn dadurch in lebensgefährliche Situationen gebracht, es hatte sich sogar schon aktiv gegen ihn gewandt und ihm Nicoles Tod vorgegaukelt. Damit war für Zamorra der Bogen überspannt gewesen. Er hatte seine beste Waffe im Kampf gegen die Mächte der Finsternis zur Reparatur an Asmodis gegeben, gegen Nicis erklärten Willen und gegen sein Versprechen, erst mit ihr zu diskutieren, bevor er handelte. Danach hatte sie Gift und Galle gespuckt, sich allerdings damit abfinden müssen. Zamorra hoffte inständig, dass es Asmodis gelang, die Superwaffe wieder zu reparieren, wenn man es denn so nennen mochte. Nicht mal in erster Linie, weil er sie als Waffe benötigte. Nein, er kam in dieser Beziehung ganz gut ohne die Zauberscheibe klar.
    Aber zeitgleich mit dem Amulett war auch Nici komisch geworden. Unauffällig hatte sie angefangen, die Entfremdung von ihm.
    Zuerst war sie im Gewand des Scherzes und der Ironie
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