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0917 - Laertes' Grab

0917 - Laertes' Grab

Titel: 0917 - Laertes' Grab
Autoren: Volker Krämer
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die Kontrolle über ihr Bewusstsein an den Eindringling abzugeben.
    Es war nicht Rola, die reagierte - es war der Schmarotzer, der sich in ihrem Kopf eingenistet hatte. Zamorra spürte ganz deutlich, wie er oder es sich in die vorderste Reihe drängte.
    Natürlich war es Rolas Stimme, die nun erklang, doch sie hatte ihre Färbung gänzlich verändert. Es war eindeutig ein männliches Wesen, dass nun zu Zamorra sprach. Die Stimme klang dunkel und brüchig, als hätte sie nicht damit gerechnet, je wieder zu erschallen.
    »Zamorra? Bist du es wirklich? Bei den Lichtgöttern von Uskugen - dich schickt der Himmel. Nur du kannst mir jetzt noch helfen…«
    Zamorra sprang von seinem Sitz in die Höhe, Artimus van Zant - der die ganze Zeit über nervös bei der Tür gestanden hatte - stieß sich von dort aus ab und riss den Mund auf, als würden gebratene Tauben durch den Raum fliegen. Beide Männer bekamen nicht mehr als verblüffte Ausrufe über die Lippen, die keinen wirklichen Sinn ergaben.
    Zu verblüfft waren sie, zu geschockt.
    Aber es war kein Traum, keine Illusion - der ungebetene Gast in Rola DiBurns Bewusstsein, der Nassauer, der sich in das Ich der jungen Frau geschlichen hatte, war niemand anderes als… Dalius Laertes!
    ***
    Es mochte sein, dass diese Welt, die man den Kristallplaneten nannte, irgendwann in der Vergangenheit diesen Namen verdient hatte, doch heute war das ganz sicher nicht der Fall. Es war nur schwer zu beschreiben, aber diese Welt schien zu stagnieren, hatte sich eine Patina aus den Erinnerungen an glorreiche Zeiten zugelegt, unter der sie erstarrt schien.
    Das absolute Zentrum dieser Welt war nach wie vor der Palast der ERHABENEN, in dem nun schon eine geraume Zeit lang Nazarena Nerukkar herrschte. Und das tat sie mit eiserner Hand.
    Vielleicht war das der einzige Weg, um sich für eine gewisse Zeit an der Spitze der DYNASTIE DER EWIGEN zu halten. Jederzeit war es möglich, dass aus den Reihen der Alphas einer ausscherte, der es geschafft hatte seinen Dhyarra-Kristall der 10. Ordnung mittels Para-Potential auf die 13. Ordnung aufzustocken.
    Wenn das geschah, dann kam es zum Kampf zwischen ERHABENEM und dem Herausforderer, den am Ende nur einer überleben durfte. Nerukkar selbst hatte sich gleich gegen zwei Konkurrenten durchsetzen müssen, denn damals war der Platz des ERHABENEN unbesetzt und gleich drei Alphas hatten ihre Kristalle erfolgreich aufgestockt. Sie hatte unbarmherzig und ohne Gnade gekämpft und gesiegt, so wie man es von einem ERHABENEN erwarten durfte.
    Und nun verkroch sie sich mehr oder weniger dauerhaft in ihrem Palast.
    Nur wenigen Personen gewährte sie Audienz. Das mochte durchaus seine Gründe haben.
    Er, Starless, gehörte zu diesen Auserwählten. Doch das bedeutete natürlich nicht, dass er ohne Kontrollen in den Palast kam. Diese Prozedur musste er über sich ergehen lassen, legitimierte sich dabei ohne jede Schwierigkeit.
    Er sah die Blicke der Wachtposten. Sie alle kannten ihn - und sie fürchteten ihn, verabscheuten seine Person. Was mochte wohl überwiegen? Angst oder Ablehnung? Es war ihm im Grunde gleich. Die EWIGEN mochten Angehörige fremder Rassen nicht. Schon gar nicht die Exemplare, die sich über sie erhoben, deren Position ja im Grunde einem EWIGEN zugestanden hätte.
    Starless hatte offiziell den Posten eines Beraters der ERHABENEN, was die EWIGEN hier im Palast absolut nicht akzeptieren mochten. Warum musste Nerukkar sich einen Fremden dazu holen? Gab es nicht genügend schlaue Köpfe in der DYNASTIE? Starless schlug oft offene Abneigung entgegen, und die Tatsache, dass es noch kein Attentat auf ihn gegeben hatte, resultierte sicher aus der Furcht der EWIGEN vor ihm.
    Sollten sie sich nur fürchten.
    Hätten sie gewusst, welche Position Starless tatsächlich innehatte, wäre diese Furcht nur noch gesteigert worden.
    Er betrat den Palast mit seinen unendlichen Gängen, deren Decke so hoch war, dass man sie erst sehen konnte, wenn man den Kopf weit in den Nacken legte. Beinahe so, wie in den Kirchen der Menschen… ein kaltes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. Er hatte viel Zeit in Kirchen verbracht. Das war lange her, aber die Erinnerungen waren nach wie vor klar und deutlich.
    Alles hier wirkte kahl und düster. Starless fragte sich, warum Nazarena Nerukkar nicht mehr aus ihrem Herrschersitz machte. Doch wahrscheinlich waren solche Dinge für sie nicht von Belang. Bei seinen letzten Aufenthalten im Palast hatte Starless bemerkt, dass die ERHABENE
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