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0917 - Laertes' Grab

0917 - Laertes' Grab

Titel: 0917 - Laertes' Grab
Autoren: Volker Krämer
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alten Kampfgefährten Kylions, lag hier in den nackten Felsboden gebettet. Kylion selbst hatte die Grabplatte gefertigt. Das war sicher an die zweieinhalb Jahrhunderte her. Mator war einer der ersten männlichen Neslin gewesen, der durch die Raserei ums Leben gebracht wurde, durch das Rasen und Wüten seiner eigenen Frau.
    Weibliche Neslin waren bekannt dafür, dass sie während einer Schwangerschaft unberechenbar sein konnten - und ihre Kräfte standen denen der Männer keinen Deut nach; das Gegenteil war der Fall, denn die Neslin-Kämpferinnen hatten stets den Ruf gehabt, an Grausamkeit und Gnadenlosigkeit unübertroffen zu sein.
    Unfruchtbar war der falsche Begriff, denn die Frauen wurden schwanger. Doch ausnahmslos verloren sie die Früchte ihrer Leiber vorzeitig. Wenn Kylion genau nachdachte, so konnte er sich nur an eine einzige wirkliche Geburt erinnern. Doch nur wenige Stunden später starb der Säugling. Er blieb das einzige Kind, das die Sonne dieser Welt erblickt hatte… wenn auch nur für so kurze Zeit.
    Kylion dachte an Gewena, seine Frau. Vor einigen Tagen hatte sie ihre erneute Schwangerschaft bemerkt. Beide wussten, was nun kommen musste. Still und leise hatte Kylion die Parzelle verlassen, die von den beiden bewohnt wurde. Wie lange er fortbleiben musste, konnte er nicht genau sagen, doch - wie immer - würde Gewena ihn suchen und finden, wenn es vorüber war.
    Es kam über die Frauen wie ein böses Fieber - und so schnell verschwand es oft auch wieder.
    Er hoffte nur, dass er immer rechtzeitig diese Flucht antreten konnte, denn er war davon überzeugt, dass er Gewena ansonsten töten musste… wenn ihm das überhaupt gelingen konnte. Er hatte Seite an Seite mit Gewena gekämpft. Er wusste nur zu gut, wie schier unüberwindlich sie war. Zudem wollte er nicht gegen seine eigene Frau kämpfen. Die beiden hatte schon lange vor der Flucht auf diese Welt eine ganz besondere Beziehung aneinander gebunden.
    Kylion lenkte seine Schritte zum Zentrum des Plateaus. Hier würde er es sich so bequem wie nur möglich machen. Hier, direkt neben dem ersten Grab , ließ Kylion sich nieder. Hier fand er immer die Ruhe, die er benötigte, wenn er die Flucht aus seiner Heimstätte angetreten hatte.
    Das erste Grab hatten die Neslin hier vorgefunden, als sie diese Welt für sich erkundeten. Der Planet hatte keine eigene Zivilisation hervorgebracht - zumindest noch nicht. Dennoch hatten sie hier dieses Grab gefunden. Irgendwer hatte diese Welt also schon vor ihnen betreten. Es fanden sich keine Anhaltspunkte, um wen es sich dabei gehandelt haben konnte. Dennoch beschlossen die Neslin damals, diesen Ort auch für ihre Toten zu erwählen.
    Und so war es geschehen.
    Kylion versuchte zu meditieren, doch seine Gedanken waren zu intensiv, um wirklich zur Ruhe kommen zu können.
    Wir sind noch 10.000… nur noch 10.000…
    Viele von ihnen hatten bereits ein hohes Alter erreicht. Es war also absehbar, dass die Population in Zukunft viel schneller schwinden würde.
    Und dann?
    Kylion versuchte seine fragenden Gedanken einfach zu unterdrücken, sie nicht mehr in den Vordergrund treten zu lassen.
    Es misslang ihm…
    ***
    Professor Zamorra hatte direkt nach Artimus van Zants Anruf den kurzen Weg gewählt.
    Die Regenbogenblumen in den Katakomben von Château Montagne waren ein fantastisches Vehikel, um große Strecken ohne Zeitverlust zu überbrücken. Das funktionierte freilich nur für die Orte auf dieser Welt, an denen ebenfalls eine Kolonie der mannshohen Blumen existierte.
    In den USA, im Haus von Robert Tendyke, war dies der Fall - und von dort aus war es ein Katzensprung bis zur alten Villa, die als Sitz von no tears diente. Ehe der Professor den Raum betrat, in dem - unter den Strahlen einer Mini-Sonne - die Regenbogenblumen blühten, warf er einen Blick in Richtung des unerforschten Bereichs der Kellergewölbe. Sie zu erforschen war seit Jahren ein festes Ziel des Parapsychologen. Doch irgendetwas hatte ihn stets davon abgehalten. Es war die Befürchtung, dort etwas wecken zu können, das man besser nicht anrühren, nicht stören sollte.
    Ein Gefühl nur, ja, aber schon oft hatten sich Zamorras böse Vorahnungen dann später als Realität erwiesen. So sehr er seinen Blick auch zu fokussieren versuchte, so wenig konnte er erkennen. Einfacher gesagt - er blickte in absolute Dunkelheit, die nicht gewillt war, ihren dicken Schleier auch nur ansatzweise zu lüften.
    Du musst schon näher kommen…
    Zamorra war sicher, dass er
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