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091 - Die Bräute des Henkers

091 - Die Bräute des Henkers

Titel: 091 - Die Bräute des Henkers
Autoren: Dämonenkiller
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offizielle Todesfälle gegeben, und die Behörden gaben sich immer mit den Auskünften des Grafen zufrieden."
    Er wollte wieder mit einer Tirade auf die Regierung beginnen, aber Coco unterbrach ihn.
    „Wie kommt man denn auf die Insel?"
    „Sie werden doch nicht auf die Paradiesinsel wollen? Eine bildschöne junge Frau wie Sie? Davon rate ich Ihnen dringend ab."
    „Mich fasziniert das Außergewöhnliche."
    Der Wirt räusperte sich. In einer Ecke des Bistros hockten zwei alte Fischer und sogen an ihren Pfeifen, während sie eine Partie Domino spielten. Sonst war das Bistro an diesem Morgen leer. Die jungen Fischer waren draußen.
    „Da wüßte ich ein paar kräftige junge Fischer, die Ihnen Außergewöhnlicheres bieten könnten, Mademoiselle", sagte der Wirt augenzwinkernd. „Und ich bin für meine Jahre auch noch recht gut beieinander."
    Es war nicht der erste Antrag dieser Art. den Coco erhielt. Sie wehrte ihn mit Eleganz ab. Leicht vorwurfsvoll schüttelte sie den Kopf.
    „Wenn das Madame erfährt. Außerdem habe ich gewiß nicht das gemeint, was Sie denken. Mich interessiert der Lebensstil auf dieser Insel. Einen Grafen, der sich wie im Mittelalter aufführt, mit Geld um sich wirft und einen ganzen Harem unterhält, findet man schließlich nicht alle Tage."
    „Sie sollten die Finger davon lassen. Hören Sie auf meinen Rat! De Calmont hat sein Schloß auf der Insel mit Bluthunden und allen möglichen Teufeleien abgesichert. Ein paar Fischer, die in früheren Jahren nachsehen wollten, ob die vielen Frauen des Grafen sich auf der Insel nicht einsam fühlen, haben ihre Neugierde bitter bereut. Michel Latour fährt alle vierzehn Tage mit seiner Barkasse hinüber und bringt Lebensmittel und die Post zur Paradiesinsel. Heute ist wieder eine Fahrt fällig." „Vielleicht kann ich mitfahren. Ich möchte mir die Insel und das Schloß nur einmal ansehen."
    „Der alte Michel nimmt Sie sicher nicht mit. Der Graf bezahlt ihn zu gut, als daß er irgendwelche Extratouren riskieren würde. Sie könnten natürlich ein Motorboot mieten oder einen von den jungen Fischern beschwatzen, Sie mit seinem Kutter hinüberzubringen. Aber lassen Sie es lieber bleiben! De Calmont schießt mit der Schrotflinte, wenn man seiner Insel zu nahe kommt. Und wenn Sie gar an Land gehen, riskieren Sie Gesundheit und Leben. Außerdem ist es auf der Insel nicht geheuer. Die alten Fischer sagen, der Teufel haust dort. Manchmal haben Fischkutterbesatzungen nachts ein unheimliches Heulen gehört. Es geht einem durch Mark und Bein."
    „Woher es kommt, weiß man nicht?"
    „Nein. Aber es stammt nicht von dieser Welt, was da heult."
    Coco hatte genug gehört. Sie zahlte für den Kaffee, verließ die Kneipe und schlenderte am Kai entlang. Ein kalter Wind blies, aber ihr Hosenanzug und die gefütterte Wildlederjacke wärmten sie.
    Nur zwei Kutter und eine Barkasse lagen am Kai vor der Mole. Die Barkasse mußte wohl die von Michel Latour sein.
    Coco betrachtete sie. Es war ein schäbiges altes Schiff mit Rostflecken. Während Coco noch am Kai stand, tuckerte ein alter dreirädriger Lieferwagen heran. Zwei Männer stiegen aus. Der eine hatte graues Haar und ein von Bartstoppeln strotzendes Nußknackerkinn. Er trug einen dicken, schwarzen Rollkragenpullover und ausgebeutelte Hosen.
    „Du kannst schon die Kisten ausladen, Jean", sagte er zu dem Fahrer des Wagens.
    Dann sprang er gelenkig über den ein Meter breiten Spalt zwischen Schiffsbug und Kai, zerrte einen hölzernen Laufsteg herbei und legte ihn über den Spalt auf die Kaimauer.
    Der Fahrer des Lieferwagens trug die erste Kiste an Bord. Der Seemann, der sicher kein anderer war als Michel Latour, ging zum Wagen und holte eine weitere. Die beiden Männer verluden in der nächsten halben Stunde die Sachen von dem Lieferwagen auf die alte Barkasse. Dann klopfte Latour dem Lieferwagenfahrer auf die Schulter, und dieser ging zu seinem Wagen.
    „Du kannst seine gräfliche Hoheit von mir grüßen, Michel!" sagte er spöttisch. „Bestelle ihm meine ergebensten Grüße!"
    „Darauf pfeift er. Bis zum nächstenmal dann, Jean! Falls etwas fehlt, komme ich schon heute abend oder morgen bei dir vorbei."
    „Wie? Du willst so bald schon wieder zur Insel hinüberfahren?"
    Der Graf erwartet wieder Nachschub. Eine junge Dame. Ich soll sie morgen mittag auf die Insel hinüberbringen."
    Der Fahrer hatte die Wagentür schon geöffnet. Er schüttelte den Kopf.
    „Was de Calmont nur mit all den Frauen will? Der Jüngste
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