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091 - Die Bräute des Henkers

091 - Die Bräute des Henkers

Titel: 091 - Die Bräute des Henkers
Autoren: Dämonenkiller
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Clärie."
    Der schlanke junge Mann nickte mürrisch.
    Dorian schnallte sich einen Seesack auf den Rücken, lud Tirso auf seine Schultern und nahm das letzte Gepäckstück unter den Arm. Dann stieg er über die Leiter ins Wasser.
    Als Dorian das Ufer erreichte, hörte er das Brummen des Bootsmotors. Urplötzlich verstummte das unheimliche Geheule.
    „Mich seht ihr nicht wieder!" rief Alphonse Clärie herüber. „Der Teufel soll euch alle miteinander holen. Ich muß verrückt gewesen sein, mich auf diese Sache einzulassen."
    Die Positionslichter des Motorboots brannten nicht. Abi Flindt machte eine Bewegung, als wollte er zum Ufer rennen, obwohl das sinnlos gewesen wäre.
    „Reg dich nicht auf, Abi!" sagte Dorian. „Clärie kommt gewiß wieder. Dafür habe ich gesorgt."
    Der Dämonenkiller stieg ans Ufer und setzte Tirso ab.
    „Herrlich!" sagte der Zyklopenjunge. „Was für ein Abenteuer!"
    Dorian antwortete nicht. Sie mußten eine geschützte Stelle finden, wo sie das Zelt aufbauen konnten. Dann hatten sie die Verhältnisse auf der Insel zu erkunden, Luguris Grab zu finden und ihn unschädlich zu machen, bevor er wiedererweckt werden konnte.
    Keine leichte Aufgabe. Dorian fragte sich, was sie auf der Insel alles erwarten mochte. Der Name Paradiesinsel war gewiß trügerisch. Hölleninsel wäre zutreffender gewesen.

    Virgil Fenton war die Nacht über in Carnac geblieben, in der gleichen Pension wie Coco. Am Morgen flog er mit dem Hubschrauber zurück nach Castillo Basajaun. Er machte sich große Sorgen um Tirso, dessen Hauslehrer er war.
    Coco sah sich am Morgen in Carnac um. Mit dreitausendsiebenhundert Einwohnern war es ein recht kleiner Ort, doch die vorgeschichtlichen Denkmäler in der Umgegend lockten Forscher und Touristen an. Aber um diese Jahreszeit kam kaum jemand her. Das Wetter war rauh, stürmisch und regnerisch.
    Es hatte sich herumgesprochen, daß Coco mit einem Hubschrauber angekommen war. Sie wurde für eine etwas exzentrische Millionärin gehalten.
    In Carnac fragte sie nach der Paradiesinsel und ihren Bewohnern. Es war nicht so einfach, hinüberzugelangen, wie sie gedacht hatte. Es gab keinen Fahrdienst, die einheimischen Fischer mieden die Insel, und Linienschiffe legten dort schon gar nicht an; dazu war das Eiland zu klein und unbedeutend.
    Der Wirt des Bistros am alten Hafen, wo Coco einen Kaffee trank, winkte ab und schüttelte den Kopf, als sie die Rede auf die Paradiesinsel brachte.
    „Ah, nein, Mademoiselle! Dort sollten Sie nicht hingehen. Die unglaublichsten Geschichten werden über den Grafen erzählt und das Regiment, das er dort führt. Wenn es nach mir ginge, hätten die Gendarmen schon längst durchgegriffen und dem Treiben dort ein Ende gemacht. Aber was soll man schon erwarten, bei der Regierung, die Frankreich jetzt hat? Doch die nächsten Wahlen kommen bestimmt. Und ich sage Ihnen…"
    Coco war an den politischen Ansichten des Hafenwirts nicht interessiert.
    „Welche Gerüchte erzählt man sich denn?" fragte sie.
    „Stellen Sie sich vor, der Departmentspräfekt soll zwei Geliebte auf Staatskosten unterhalten. Von unseren Steuergeldern!"
    „Das interessiert mich nicht. Ich meine Gerüchte über die Paradiesinsel."
    Der bärtige Wirt mit der Baskenmütze musterte Coco.
    Coco war groß für eine Frau, schlank, und ihre Brüste waren sehr beachtlich. Sie hatte schwarzes Haar, dunkelgrüne, etwas schräggestellte Augen und hochangesetzte Backenknochen, die ihrem Gesicht einen Hauch von Exotik verliehen, obwohl sie von Geburt eine Österreicherin war. Ihr interessantes Gesicht, ihre Figur und ihre Ausstrahlung schlugen ziemlich jeden normal empfindenden Mann zwischen sechzehn und sechsundsechzig in ihren Bann; der Bistrowirt machte da keine Ausnahme.
    „Charles-Henri de Calmont hat einen ganzen Harem von Frauen um sich versammelt, sagt man", erzählte er.
    Coco stand an der Theke mit dem chromblitzenden Kaffeeautomaten. Ansonsten war das Bistro zwar sauber, aber verräuchert.
    „Seit beinahe zwanzig Jahren lebt er jetzt auf der Insel. Man erzählt, er gibt den Frauen viel Geld dafür, daß sie ihm Gesellschaft leisten." Er lachte. „Aber er führt sich auch auf wie ein Feudalherr im finstersten Mittelalter. Er soll die Frauen auspeitschen und anketten. In den letzten zehn Jahren sind etliche Frauen auf der Insel gewesen. Manche haben sie wieder verlassen, andere nicht. Man weiß nicht, was mit ihnen geschehen ist. Im Verlauf von zwanzig Jahren hat es wohl auch ein paar
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