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0908 - Das Golem-Trio

0908 - Das Golem-Trio

Titel: 0908 - Das Golem-Trio
Autoren: Jason Dark
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umgeben. Er war einfach widerlich, und an einigen Stellen seines Körpers schauten noch die abgebrochenen Zweige hervor. Sogar ein paar Tannennadeln klebten auf der Haut, und nahe des linken Auges bewegte sich ein Wurm.
    Viel näher durfte Sheila dieses Wesen nicht an sich herankommen lassen.
    Noch ein Schritt.
    Er wollte den nächsten setzen. Sehr schnell diesmal. Darauf hatte Sheila gewartet. Er spielte in ihren Plänen eine besondere Rolle.
    Der Fuß des Monstrums hatte den Boden noch nicht berührt, als Sheila einen großen Ausfallschritt nach links machte und plötzlich zu einer huschenden Gestalt wurde.
    Sie kannte ihren Garten, und sie wußte genau, wie sie zu laufen hatte.
    Zudem war sie schon vorher mit ihren eigenen Plänen beschäftigt gewesen, die sie nun in die Tat umsetzte.
    Sheila lief schnell. Sie trug Schuhe mit flachen Absätzen, was von Vorteil war. Die Umgebung des Gartens huschte wie eine sich schnell bewegende Filmkulisse an ihren weit geöffneten Augen vorbei. Sheila wollte an nichts Negatives mehr denken, nicht an eine Niederlage, auch nicht an den Tod, und erst recht nicht daran, was geschehen konnte, wenn sie plötzlich ausrutschte und hinfiel.
    Sie mußte es schaffen!
    Nicht einmal drehte sie sich um. Sie hörte zwar die stampfenden Tritte des Golems, aber sie konnte nicht feststellen wo sie aufklangen. Ob direkt hinter ihr oder ob die Gestalt es schlauer angestellt hatte und versuchte, ihr den Weg abzuschneiden.
    Ihr Ziel waren die Tannen, zwischen denen nach wie vor Bill regungslos lag.
    Die Bäume hatten sie selbst gepflanzt. Im Lauf der Zeit waren sie gewachsen und hatten sich auch zu den Seiten hin ausgebreitet, so daß sich ihre Nadelzweige berührten. Über dem Boden bildeten sie in einer gewissen Höhe ein Dach. Der Untergrund selbst war dort stets feucht und vermoost.
    Wie ein schattiges Grab wirkte es!
    Sheila erschrak über diesen Gedanken, weil sie auch daran dachte, daß dort ihr Mann lag.
    In einem Grab?
    Nein, nein, nicht daran denken. Um Himmels willen, nur daran nicht denken!
    Wie weit war es denn noch? Kamen die Tannen denn nie näher? Sheilas Gedanken waren zu wirbelnden Strömen geworden. Sie hörte sich selbst keuchen, weil sie ihren Mund weit aufgerissen hatte. Ihr Blick zeigte Angst und Panik, und dann rutschte sie trotzdem aus, denn der Rasen war feucht. Sie fiel relativ weich, doch die Tannennadeln peinigten sie enorm. Jede freie Hautpartie wurde wie mit vielen kleinen Messerspitzen verletzt, was im Gesicht besonders schmerzhaft war.
    Damit war sie am Ziel!
    Dieses Wissen ließ sie die Schmerzen im Gesicht vergessen. Sie lag auf dem Boden, drehte sich nach rechts und sah dort die zweite Gestalt flach auf der Erde liegen.
    Ihr Bill!
    Lebte er, atmete er? Sheila wußte es nicht. Die Zeit war kostbar geworden, denn sie hörte die stampfenden Tritte des sie verfolgenden Monstrums.
    Noch immer wußte sie haargenau, was sie zu tun hatte. Sie streckte die Arme aus, bis die Hände den Körper ihres Mannes berührten. Sie suchte etwas Bestimmtes. Mit der Beretta kam sie nicht klar, aber Bill hatte seine Goldene Pistole eingesteckt. Sheila hoffte, daß er sie noch bei sich trug und nicht verloren hatte.
    Ja, sie war da.
    Die sich schnell bewegenden und tastenden Hände hatten die Waffe gefunden.
    Beinahe hätte Sheila vor Freude aufgeschrien, aber sie tat es dann doch nicht.
    Sie zerrte die Waffe hervor, kroch selbst noch einmal zurück und damit auch durch den Dreck, bevor sie den Körper herumschwang. Da kniete sie nun, mit verzerrtem, schmutzigem Gesicht, die Pistole mit beiden Händen festhaltend.
    Der Golem befand sich genau in ihrer Blickrichtung. Er ging weiter, tappte und stampfte, und bei jedem Auftreten schwankte der stinkende Körper hin und her.
    Sheilas Mund zerrte sich in die Breite. Sie mußte ihren Emotionen freien Lauf lassen, sie holte die Worte tief aus ihrer Kehle hervor, wie sie meinte.
    »Stirb, du Bestie!«
    Dann drückte sie ab!
    ***
    Die Panik war da. Vorbei die Ruhe. Plötzlich waren die Menschen in Rage geraten, und sie kümmerten sich nicht mehr um das, was ich angeordnet hatte.
    Sie waren von ihren Sitzen aufgesprungen, um sich andere Plätze zu suchen, wo sie sicherer waren. Das konnte auch klappen, denn es gab genügend freie Flächen.
    Mittendrin der Golem.
    Und mitten in diesem Chaos stand auch ich!
    Ich wollte ihn, er wollte mich, aber verdammt noch mal, es klappte nicht, denn immer wieder drängten sich zwischen uns die schreienden Menschen.
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