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0908 - Das Golem-Trio

0908 - Das Golem-Trio

Titel: 0908 - Das Golem-Trio
Autoren: Jason Dark
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würde er jeden Augenblick auseinanderbrechen.
    Daran glaubte Sheila nicht. Dieses Untier war geschaffen worden, um zu töten, und mit ihrem wehrlosen Mann würde es keine Schwierigkeiten haben.
    Sie schluckte, doch ihr Hals saß zu. Sie sah, wie der Golem ein Bein anhob, es war das rechte, dann aufstampfte und sich ihrem Mann näherte, der zwischen den Tannen lag.
    Sheila und Bill hatten sich immer aufeinander verlassen können. Auch wenn sich die Frau stets Sorgen um ihren Mann machte, so gab es doch Situationen, in denen sie über sich selbst hinausgewachsen war. Wie in diesem Fall.
    Sie mußte etwas tun. Sie konnte Bill nicht den Klauen dieses Geschöpfes überlassen.
    Der Golem hatte bereits den zweiten Schritt hinter sich.
    Sheila schaute sich um. Sie suchte nach einer Waffe, es gab keine, also mußte sie etwas tun, was auch für sie lebensgefährlich war. Dem Monstrum mit bloßen Händen entgegengehen und ihn zunächst einmal von Bill ablenken. Vielleicht so lange, bis er aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte. Daß er bewußtlos war, stand für Sheila fest, sonst hätte er bereits etwas unternommen, denn sie wußte genau, daß sich ein Mann wie Bill so leicht nicht unterkriegen ließ.
    Der Golem kümmerte sich nicht um die Frau, er wollte den Mann. Er hatte ihn ziemlich weit geworfen, ein Beweis dafür, welch eine immense Kraft in diesem erdigen Körper steckte.
    Sheila zerrte die Tür auf.
    Was sonst so locker und leicht ging, war jetzt mit Schwierigkeiten verbunden. Die Luft streichelte ihr Gesicht. Sie duftete nach Frühling, nach Blumen, nach einem Hauch von Blüten und hatte sich erwärmt, das alles nahm Sheila nicht mehr bewußt wahr, für sie war der eigene Garten zu einem makabren Friedhof geworden.
    Ihre Knie zitterten schon, als sie das schützende Haus verließ.
    Kopfschmerzen erwischten sie. Sheila ignorierte sie, sie ignorierte alles, nur nicht den Golem, auf dessen nackten Rücken sie starrte.
    Er hatte sie nicht gesehen, er war auf Bill Conolly fixiert, und er stampfte weiter.
    Sheila mußte etwas tun. Sie wollte ihn stoppen. Er sollte sich um sie kümmern und nicht um Bill.
    Sie sprach ihn an. »He!«
    Der Golem schritt weiter.
    Auch Sheila ging vor. Sie verkürzte die Distanz zwischen ihnen. Wieder der Ruf. »He…!«
    Das Erdmonstrum erstarrte mitten in der Bewegung. Es hatte ein Bein vorgestreckt gehabt, blieb stehen, und der Fuß schwebte für einen Moment über den Boden. Dann wurde er wieder zurückgezogen, das Monstrum stemmte sich ab und drehte sich um.
    Es sah Sheila an.
    Ihr war auf einmal, als wäre eine feste, hinderliche Schale von ihrem Körper und auch der Seele gerutscht. Sie konnte wieder klar denken und fühlen.
    Sie war cool geworden!
    Mit einer lockeren Bewegung hob sie den rechten Arm an und schnickte mit den Fingern, damit der Golem es auch sah und eventuell hörte. »He!« sagte sie wieder.
    Er schüttelte den Kopf. Sheilas Erscheinen hatte ihn irritiert. Möglicherweise wunderte er sich auch, daß es ein Mensch wagte, sich ihm freiwillig zu nähern.
    Sheila wußte nicht, ob er sie verstand. Sie deutete ihm deshalb auch mit die Worte begleitenden Gesten an, was sie wollte. Sie winkte das Monstrum zu sich her, bewegte ihre Hand, die Finger ebenfalls und hoffte, daß er zu ihr kam.
    Noch blieb er stehen.
    »Willst du nicht?« Sheila wunderte sich selbst über die klare und nicht zittrige Stimme.
    Diesmal hatte sie ins Schwarze getroffen. Er wollte, denn er bewegte sich nicht mehr auf die Tannen zu, sondern in die andere Richtung, und da stand Sheila Conolly, ohne sich zu rühren. Wie schicksalsergeben, als sähe sie keine Chance mehr.
    Sie mußte ihn nahe genug herankommen lassen. Erst dann konnte sie etwas unternehmen. In ihrem Kopf nahm bereits ein Plan Gestalt an.
    Wenn sie den Golem vernichten wollte, dann gelang es ihr nur durch eine List. Der menschliche Geist war dem eines tumben Mordwerkzeugs überlegen, und sie wollte, daß der Mensch gewann.
    Nur keine Angst haben! Nur keine Angst zeigen! Um Himmels willen keinen Fehler begehen!
    Sie hämmerte es sich ein. Obwohl sie eigentlich weiche Knie hätte bekommen müssen, blieb sie stehen. Sie versuchte alles so kalt wie möglich zu sehen, und sie tat auch nichts, als das Monstrum einen weiteren Schritt nach vorn ging. Diesmal war er größer gewesen. Er kam so dicht an die Frau heran, daß diese bereits seinen Geruch wahrnehmen konnte.
    Er stank nach alter Erde, als hätte ein verfaultes Aroma seinen schmierigen Körper
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