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0906 - Das Vermächtnis der Hexe

0906 - Das Vermächtnis der Hexe

Titel: 0906 - Das Vermächtnis der Hexe
Autoren: Oliver Fröhlich
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zurecht.
    Kein Wunder, dass ich so schwitze, bei den Klamotten, die ich anhabe , dachte Rhett.
    Er sah noch einmal zu dem schwarzen Tuch und dachte an den Abgrund, der dahinter lag. Er wusste nicht, wie hoch der Tisch war, auf dem er gerade herumturnte, aber er vermutete, dass es gemessen an seiner derzeitigen Größe ungefähr hundert Meter nach unten ging. Doch selbst wenn er sich verschätzte, welchen Unterschied machte es schon, ob man sechzig, hundert oder hundertfünfzig Meter in die Tiefe stürzte? Das Ergebnis war das gleiche: blutiger Matsch!
    Er atmete noch einmal tief durch, dankbar, diesem Schicksal entronnen zu sein, da hörte er hinter sich das Keifen der Hexe.
    »Hab ich dich endlich, du freches Gör!«, triumphierte sie.
    Rhett kam nicht einmal dazu, sich umzudrehen. Er spürte nur einen heftigen Schlag, als die Hexe ihn ansprang und sich an ihm festklammerte.
    Rhett taumelte einen Schritt nach vorne, dann noch einen - und dann trat er ins Leere.
    ***
    »Können wir wirklich überhaupt nichts tun?«, fragte Lady Patricia.
    Nicole quälte sich ein Lächeln ab. Die Sirenen des Notarztwagens kamen immer näher. Er konnte jede Sekunde hier eintreffen. Wenn Nicole noch etwas einfallen sollte, dann musste es schnell geschehen. Denn wenn Zamorra erst einmal im Krankenwagen lag und die Sanitäter die Herrschaft über ihn hatten, hatte sie vermutlich keinen Einfluss mehr auf das, was danach geschah.
    Vielleicht könnte sie ihm mit einem Hebel die Finger brechen und ihn so von dem außer Kontrolle geratenen Amulett befreien. Bestimmt hatte jemand hier auf dem Markt einen Schraubenzieher, mit dem sie…
    Da fiel ihr ein, dass es etwas gab, das sie noch nicht versucht hatte.
    Zamorra in einem so desolaten Zustand zu sehen, hatte sie so erschreckt, dass sie an das Naheliegendste nicht gedacht hatte. Es war gut möglich, dass sie die Zeitschau nicht stoppen konnte und sich dadurch selbst in Gefahr brachte, aber das rechtfertigte kein Zögern. Zamorra würde für sie das Gleiche tun! Es war allerdings auch möglich, dass es gar nicht funktionierte.
    Nicole streckte die Hand aus und rief Merlins Stern .
    Nichts geschah!
    Das Amulett blieb störrisch und spulte weiter die Zeitschau ab, wie Nicole auf dem Mini-Bildschirm im Zentrum der Silberscheibe sehen konnte.
    Verdammter Mist!
    Doch halt! War tatsächlich nichts geschehen? Bewegten sich die Menschen in der Zeitschau nicht langsamer? Hatte Nicole zumindest die Geschwindigkeit etwas reduzieren können?
    Sie versuchte es noch einmal. Sie leerte ihren Geist und konzentrierte sich auf das Amulett. Mit aller Kraft stellte sie sich vor, wie Merlins Stern in ihrer Hand erschien. Sie erinnerte sich an das Gefühl, die Scheibe in der Hand zu halten.
    Bitte, enttäusch mich nicht!
    Und dann stieß sie den Gedankenbefehl aus.
    Diesmal gelang es! Das Amulett materialisierte in ihrer Hand. Für den Bruchteil einer Sekunde stürmten die Bilder der Zeitschau auf Nicole ein. Merlins Stern zerrte und saugte an ihr, wollte ein Loch in sie reißen, um an ihre Kraft zu kommen. Doch noch bevor Nicole sich all dieser Eindrücke bewusst wurde, waren sie auch schon wieder verschwunden und verblassten mit dem Tempo eines Traums kurz nach dem Aufwachen.
    Sie hatte es geschafft! Sie hatte es tatsächlich geschafft!
    Ihr erster Blick galt Zamorra. Seine Augen waren wieder klar - und sie sahen Nicole an! Um seine Lippen lag ein zerknittertes Lächeln.
    Mit zittrigen Fingern bedeutete er ihr, näher zu kommen. Nicole kniete sich neben ihm nieder und nahm seine Hand in ihre.
    Zamorra röchelte ein Wort, dass Nicole nicht verstehen konnte. Deshalb beugte sie sich zu ihm herab, sodass ihr Ohr nur Millimeter vor seinem Mund war.
    »Kuss!«, flüsterte er.
    Nicole lachte befreit auf. Tränen der Erleichterung rannen ihr über die Wangen. Dann kam sie Zamorras Bitte nach und küsste ihn auf die spröden Lippen.
    »Autsch!«, ächzte er.
    Nicole zuckte zurück.
    »Hab… hab mir wohl… auf die Lippe… gebissen«, zwängte er hervor. »Danke!«
    Seine Stimme klang, als hätte er mit Scherben gegurgelt.
    »Für die Rettung oder für den Kuss?«
    »Beides!«
    Nicole stemmte sich hoch und streckte Zamorra die Hand entgegen. »Kannst du aufstehen?«
    Er konnte! Auch wenn er anfangs wirkte wie ein neugeborenes Fohlen und seine Beine immer wieder unter ihm nachgeben wollten.
    In diesem Moment brachen zwei Sanitäter durch den Ring aus Menschen. Zamorra versuchte, sie davon zu überzeugen, dass es ihm gut
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