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0906 - Das Vermächtnis der Hexe

0906 - Das Vermächtnis der Hexe

Titel: 0906 - Das Vermächtnis der Hexe
Autoren: Oliver Fröhlich
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das Bewusstsein, bevor ich aufschlage? Warum erinnere ich mich selbst in einem Augenblick, von dem man sagt, das ganze Leben ziehe noch einmal an einem vorbei - warum erinnere ich mich selbst in so einem Augenblick an nichts Neues aus meinen früheren Leben? Und noch einmal: Wird es weh tun?
    Es tat weh!
    Aber anders, als Rhett es sich vorgestellt hatte.
    Ein scharfer Schmerz durchfuhr sein Steißbein, der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen. Das war aber auch schon alles.
    Wie…?? Verdutzt sah Rhett sich um. Warum war er nicht tot?
    Er saß auf dem Asphalt, auf dem der Spielzeugmacher sein Zelt aufgeschlagen hatte. Neben sich sah er den Tisch, von dem er gerade gestürzt war.
    Er war wieder groß!
    Er war keine hundert Meter gestürzt, sondern höchstens einen! Der Schrumpfzauber war erloschen und das keinen Moment zu früh!
    Aber warum?
    Rhett wollte aufstehen und stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab. Dabei fühlte er ein Knirschen unter der Handfläche.
    Hastig zog er die Finger weg - und sah das zerbrochene Porzellanpüppchen, das dem Geist der Hexe eine letzte Heimat geworden war. Da sie kurz vor Rhett abgestürzt war, war sie auch eher aufgeschlagen.
    Im Augenblick ihres Zerbrechens, im Augenblick ihres Todes musste der Zauber erloschen sein.
    Rhett sah sich um. Wo war der Besitzer des Zelts? Vorhin hatte er sich doch noch lautstark zu Wort gemeldet! Hatte er vielleicht die Flucht ergriffen?
    Bevor Rhett näher darüber nachdenken konnte, hörte er eine Mädchenstimme sagen: »Wo sind wir? Warum sitzen wir auf einer Spielzeugeisenbahn?«
    Die Antwort kam von einer Stimme, die Rhett kannte. Jack! »Ich weiß es nicht. Aber wir sollten hier verschwinden, bevor jemand es bemerkt!«
    Rhett musste grinsen. In lautstarkes Lachen brach er jedoch aus, als er aus dem Nachbarzelt eine andere, ihm wohl vertraute Stimme hörte: die von Nicole!
    »Du weißt, ich liebe dich, Chérie. Aber könntest du bitte von meiner Hand aufstehen?«
    ***
    17.02.1809
    Als die Hexenjäger Jakob und Wilhelm Henriettes Laden verließen, schlug ihnen die Kälte des Winters entgegen.
    »Warum bist du überhaupt zu der bösen Frau in den Laden gegangen?«, fragte Wilhelm den kleinen Johannes, den er an der Hand führte.
    Der Junge sah zu Boden und scharrte mit dem Fuß im Schnee. »Ich hab mich von zuhause weggeschlichen, weil ich mir die Spielsachen ansehen wollte.« Er hatte Tränen in den Augen. »Ich hatte letzte Woche Geburtstag, aber meine Eltern sind zu arm, um mir Geschenke zu kaufen. Ich wollte die Sachen wenigstens mal anschauen. Im Schaufenster war ein so schönes Puppenhaus.« Er hustete. »Die Frau kam aus dem Laden und hat mich gefragt, ob ich nicht ein viel schöneres Puppenhaus sehen möchte. Sie hat gesagt, sie hat eines, das nur aus Süßigkeiten besteht. Das könnten wir uns anschauen und dann davon naschen, hat sie gesagt.«
    »Ein Haus aus Süßigkeiten«, wiederholte Wilhelm. In seine Augen hatte sich ein verträumter Ausdruck geschlichen. »Ein Haus aus Süßigkeiten.«
    Der Junge nickte.
    Wilhelm sah seinem Bruder Jakob in die Augen. »Ich glaube, mir ist gerade eine Idee für ein weiteres Märchen gekommen. Am besten gehe ich schon mal nach Hause und schreibe es auf, während du den Jungen zu seinen Eltern bringst.«
    Jakob nickte. »Wie du meinst.«
    Wilhelm beugte sich zu Johannes hinunter. »In Zukunft läufst du nicht mehr einfach so davon, mein Freund, sondern hörst besser auf deine Eltern.«
    Johannes Gesicht wurde schamrot. »Ja. Natürlich. Und vielen Dank, dass Ihr mir geholfen habt, Herr…«
    »Grimm«, antwortete Wilhelm und lächelte. »War mir doch ein Vergnügen.«
    ***
    Gegenwart
    Nicole kam ins Arbeitszimmer und wedelte mit einer Zeitung.
    »Hier«, sagte sie zu Zamorra. »Das musst du dir anhören: Jack und Margret Logger, die seit letzten Montag vermisst wurden (wir berichteten), sind wieder aufgetaucht. Sie gaben an, der Inhaber eines Zelts für Spielwaren habe sie entführt. Inwieweit diese Angaben der Wahrheit entsprechen, wird derzeit von der örtlichen Polizei geprüft. Über die Zeit ihrer Abwesenheit können oder wollen die Kinder jedoch keine Aussage machen. Ein Psychologe wurde eingeschaltet. Von dem Inhaber des Spielwarengeschäfts, der sein Zelt ohne behördliche Genehmigung auf dem Karnevalsmarkt aufgebaut hatte, fehlt bisher jede Spur. «
    Sie warf die Zeitung auf den Tisch.
    »Na? Was sagst du?«
    »Von dem werden sie auch keine Spur mehr finden! Schließlich ist er
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