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0906 - Das Vermächtnis der Hexe

0906 - Das Vermächtnis der Hexe

Titel: 0906 - Das Vermächtnis der Hexe
Autoren: Oliver Fröhlich
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ungeordnet Teile einer Modelleisenbahn stapelten.
    Die Luft roch abgestanden. Das Zelt war erleuchtet von ein paar matten Glühbirnen, die in den nackten Fassungen vom Zeltdach hingen.
    »Echte Luxuslüster!«, sagte Zamorra.
    »Dir muss es wieder besser gehen, wenn du zu solchen Sprüchen fähig bist!«, antwortete Nicole.
    »Das ist bei mir ein Reflex!«
    »Was kann Rhett hier gewollt haben?«
    »Gute Frage«, sagte Zamorra. »Ich weiß auch eine: Wo ist er jetzt?«
    »Rhett?«, rief Nicole noch einmal. Sie zeigte zu einem düsteren Gang. »Da muss es ins Nebenzelt gehen. Lass uns da noch mal nachsehen.«
    Zamorra folgte Nicole. Sie kamen an einem aufgeklappten Schrankkoffer vorbei, der randvoll mit alten Kuscheltieren war. Manche hatten nur noch ein Auge, aus anderen quoll bereits die Füllung. Dann passierten sie einen Ständer, an dem Marionetten und Theaterkostüme hingen.
    Kaum waren sie daran vorbei, ließ ein Geräusch Zamorra zusammenzucken.
    Gefahr!
    Er kreiselte herum. Vor ihm stand ein alter Mann mit runzeligem Gesicht, der sich hinter den Kostümen versteckt hatte. Sein graues, wirres Haar war so licht, dass Zamorra eine Unzahl von Leberflecken auf der Kopfhaut entdecken konnte.
    Die Augen des Mannes sprühten Zamorra den blanken Hass entgegen. Noch bedrohlicher als der Blick wirkte allerdings die Axt, die er zum Schlag erhoben hatte!
    Zamorras Instinkte übernahmen die Kontrolle über seinen Körper. Als wäre er ein unbeteiligter Zuschauer, beobachtete Zamorra mit Erstaunen, wie sein Arm hochschnellte und das Handgelenk des Angreifers packte.
    »Warum ausgerechnet jetzt?«, keuchte der alte Mann. »So kurz vor ihrer Rückkehr!«
    Zamorra hatte keine Ahnung, wovon der Alte da faselte. Er hielt es auch für keinen geeigneten Zeitpunkt, darüber nachzudenken.
    Der Alte verstärkte den Druck, wollte sich aus Zamorras Griff befreien. Bei Zamorras derzeitiger Verfassung würde ihm dies auch bald gelingen!
    Die andere Arm des Professors schoss hoch.
    Es musste doch gelingen, diesen alten Kerl zu entwaffnen! Er fasste nach dessen Fingern und versuchte, ihm die Axt zu entwinden.
    Da fuhr ihm plötzlich ein höllischer Stich durch Arm, Schulter und Brust.
    Herzinfarkt! , zuckte es ihm durch den Kopf, auch wenn das wegen des Wassers aus der Quelle des Lebens gar nicht möglich war.
    Zum wiederholten Mal an diesem Tag begann die Umgebung um ihn zu tanzen, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Das Handgelenk und die Finger des Alten schienen anzuschwellen und entglitten Zamorras Griff. Er spürte einen Luftzug, als die Axt über seinen Kopf sauste:
    Nicht getroffen! , jubelte Zamorra innerlich, noch immer blind.
    Sein Jubel versandete, als ihn ein eigenartiges Gefühl umspülte. Obwohl er mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, fiel er. Tief, immer tiefer.
    Weit über sich hörte er Nicoles Schrei.
    »Nein!!!«
    Laut, so unendlich laut klang der Schrei.
    Dann vernahm er ein trockenes Knacken und Knistern. In die unendliche Schwärze vor seinen Augen mischte sich das Zucken blauen Lichts. Da wurde ihm klar, was gerade geschah: Nicole feuerte den E-Blaster auf den Angreifer ab!
    Das trockene Knack-Geräusch war charakteristisch dafür, wenn der Blaster auf Paralyse umgeschaltet war und flirrende, sich verästelnde Blitze verschoss. Doch warum war dann nicht er, Zamorra, vom Blaster getroffen worden? Er hatte doch direkt vor dem Angreifer gestanden.
    Stattdessen erklang Nicoles Entsetzensschrei. »Oh, nein! Nicht dort hin! Nicht auf ihn!«
    Plötzlich bebte der Boden unter gewaltigem Tosen. Eine Druckwelle erfasste Zamorra und schleuderte ihn mehrere Meter davon. Es fühlte sich an, als wäre ein Düsenjet neben ihm abgestürzt.
    Was geschah hier? Warum sah er nichts?
    Eine Urgewalt packte ihn am Kragen und riss ihn in die Luft, setzte ihn aber gleich darauf wieder ab. Er kam auf einem weichen, warmen Untergrund zu liegen.
    Endlich klarte sich sein Blick. Die Dunkelheit wurde verdrängt von einem Meer aus funkelnden Sternen, die Zamorra vor den Augen tanzten. Als auch sie verblassten und er sich aufsetzte, sah er, was geschehen war.
    » Merde !«, fluchte er.
    Nicole hatte tatsächlich den alten Mann niedergeschossen. Er lag regungslos auf dem Boden. Dort jedoch befand sich Zamorra nicht mehr! Nun wurde ihm auch klar, warum der Körper des Angreifers mit der Wucht eines Düsenjets neben ihm eingeschlagen war. Weil er im Verhältnis zu Zamorra genau diese Ausmaße hatte!
    Der Professor saß auf Nicoles Handfläche. Er
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