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0903 - Der Schattenkelch

0903 - Der Schattenkelch

Titel: 0903 - Der Schattenkelch
Autoren: Oliver Fröhlich
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einleiteten. Dann würden sie sie daran hindern.
    Nein, das traf nicht ganz den Kern der Sache. Das war Schönfärberei. Sie würden sie nicht nur daran hindern, sondern sie mussten sie töten! Dieser Teil widerstrebte Zamorra ganz gewaltig, aber nach langen Gesprächen hatte Dòmhnall ihn davon überzeugt, dass es tatsächlich keine andere Möglichkeit gab.
    Natürlich, sie konnten den Kelch zerstören, wenn er denn wieder auftauchte und sich überhaupt zerstören ließ. Auch so wäre Agamars Rückkehr zu verhindern. Das würde aber nichts daran ändern, dass dann immer noch die Schattenhunde als mordende Bestien durch unsere Welt streiften und ihrer Wut freien Lauf ließen. Nein, Agamars Diener mussten zerstört werden.
    Nur mussten die sich dazu hier erst einmal sehen lassen!
    Zamorras Magen knurrte. Die Croissants waren schon lange verdaut.
    »Wenn das noch lange dauert, lass ich uns eine Pizza kommen«, sagte er und nahm einen Schluck aus einer Wasserflasche, um seinem Magen wenigstens etwas zu tun zu geben. »Vielleicht hätte ich euch ein Fondue-Set mitbringen…«
    »Pssst!«, machte Dòmhnall. »Sie kommen!«
    Sofort war Zamorra wieder hoch konzentriert.
    Tatsächlich marschierten drei Menschen nebeneinander die Straße entlang, die zur Villa führte.
    »Mist«, flüsterte Zamorra. »Da fehlt einer!«
    »Kannst du sie erkennen?«
    Zamorra kniff die Augen zusammen, aber es war zu dunkel, um Einzelheiten zu sehen. Er hätte nicht einmal sagen können, ob es Männer oder Frauen waren.
    »Nein«, antwortete er. »Ist das eine Tasche, die der in der Mitte trägt? Da könnte der Kelch drin sein.«
    Die drei erreichten die Haustür, öffneten sie und traten ein. Im Licht, das aus der Eingangshalle fiel, konnte Zamorra einen kurzen Blick auf sie erhaschen. Es waren drei Männer. Einen hatte er gestern noch mit grüner Schürze und Gummihandschuhen in der Villa gesehen. Heute trug er ganz normale Straßenkleidung. Das musste der Gärtner sein, der zusammen mit dem Chauffeur die Leiche von Clement Luynes gefunden hatte.
    Der zweite war Zamorra unbekannt. Vielleicht konnte er sich aber auch nur nicht an ihn erinnern. Schließlich war es gestern in der Villa zugegangen wie in einem Taubenschlag.
    Als Zamorra den dritten Mann erkannte, entfuhr ihm ein gehauchtes Merde . Es war der Mann in der Mitte, der mit der Tasche. Bei ihm handelte es sich um Paul Bassot, den Spurensicherer, den er gestern kennengelernt hatte.
    Dann schloss die Tür sich wieder und die Lichtinsel davor erlosch.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Zamorra.
    Dòmhnall gab keine Antwort.
    Zamorra sah ihn an. Der Clochard glotzte blicklos zur Villa. Sein Mund öffnete und schloss sich, aber kein Laut kam hervor. Das Augenlid flatterte wie ein Kolibriflügel.
    Schon wieder!
    Zamorra packte ihn an der Schulter und schüttelte leicht.
    »Hey, was ist los mit dir?«
    Ein Röcheln wehte aus Dòmhnalls Mund.
    Zamorra schüttelte ihn stärker. Endlich zwinkerte der Clochard zweimal und es kam wieder Leben in seinen Blick. Er räusperte sich und lächelte Zamorra an.
    »Was ist los mit dir?«, fragte der Parapsychologe. »Was sind das für Anfälle?«
    »Ich fürchte, mir bleibt nicht mehr viel Zeit! Ich verliere zunehmend die Kontrolle über Alain Albeaus Körper.«
    »Oh!«, seufzte Zamorra. »Hältst du durch? Wir haben es ja bald hinter uns.«
    »Ich werde tun, was ich kann!«
    »Ich weiß. Waren diese drei wirklich Wirte? Ich werde niemanden töten, von dem ich mir nicht ganz sicher bin, dass er ohnehin schon verloren ist!«
    »Ja, sie waren Wirte«, sagte Dòmhnall. Mit zittriger Stimme fügte er hinzu: »Glaube ich.«
    Zamorra verdrehte die Augen. »Was denn nun?«
    »Ich kann… kann sie nicht mehr fühlen.«
    Zamorra fiel auf, dass Dòmhnalls Aussprache immer undeutlicher wurde, als wäre er betrunken.
    »Ich verliere die Kontrolle«, wiederholte der Clochard mit weinerlicher Stimme.
    Es war eine vertrackte Situation. Wenn sie jetzt hineingingen und die drei Wirte ausschalteten (wenn die drei abendlichen Besucher überhaupt Wirte waren!), würde ihnen der vierte entkommen. So wie es aussah, könnten sie ihn dann niemals mehr aufspüren, wenn sich Dòmhnall nicht wieder erholte. Und davon ging Zamorra nicht aus. Dass sich ein Toter von seinem Zustand erholte, kam nun wirklich nicht allzu häufig vor.
    Gingen sie aber nicht hinein, konnten sie das Ritual nicht verhindern, denn wenn sich Zamorra richtig an Dòmhnalls Bericht erinnerte, reichten drei Wirte
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