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0903 - Der Schattenkelch

0903 - Der Schattenkelch

Titel: 0903 - Der Schattenkelch
Autoren: Oliver Fröhlich
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er nicht bewusstlos gewesen sein, denn noch war Agamar nicht zurückgekehrt. Doch lange konnte es nicht mehr dauern!
    Noch immer saßen die drei Wirte um den Kelch. Regungslos, teilnahmslos, leblos. Als ginge sie dies alles gar nichts an. Wahrscheinlich war es auch so, denn sie hatten ihre Aufgabe erfüllt. Das Blut aller Schattenhundträger rann in den Kelch. In dem Gefäß brodelte und blubberte es und qualmender roter Schaum quoll über den Rand.
    Hinter ihnen stand eine pulsierende Rauchsäule im Raum, zu der der Qualm aus dem Kelch zog und sich mit ihr vereinigte. Das Pulsieren erinnerte an das Schlagen eines fauligen, verderbten Herzens.
    POCH! POCH!
    Jeder Schlag verströmte Hass, Wahnsinn und Bosheit.
    Zamorra schauderte. Eine Gänsehaut perlte ihm vom Nacken den Rücken herab.
    Das war das Portal zu Agamars Gefängnis! Und es war dabei, sich zu öffnen.
    POCH! POCH!
    Mit jedem neuen Pulsieren wurde die Rauchsäule unförmiger, breiter und bauchiger.
    POCH! POCH!
    Schließlich wurde aus der Säule ein wulstiger Kokon, der nur darauf wartete zu platzen.
    Davor stand Dòmhnall und starrte das pulsierende Rauchding aus erwartungsvollen Augen an.
    Niemals würde Zamorra den Kokon rechtzeitig erreichen! Sein Blick flackerte über den Fußboden, suchte nach dem E-Blaster, aber er konnte ihn nirgends entdecken.
    Wieder raste eine Schmerzlawine über ihn hinweg und raubte ihm beinahe die Sinne.
    Er presste die Hand gegen die Schläfe.
    »Verdammt!«, keuchte er. »Warum hast du das getan.«
    POCH!
    Da öffnete sich das Tor!
    Der Kokon aus Rauch platzte auf und brannte ein Portal in die Luft. Die Ränder wirkten ausgefranst und verkohlt wie bei einem Foto, in das ein Loch hineingeschmort worden war. Im Zentrum des Lochs stand Agamar und lachte!
    Automatisch zuckte Zamorras Hand zur Brust, um das Amulett zu umklammern.
    Es war verschwunden!
    Natürlich, er hatte es zuletzt ja auch gar nicht mehr an der Kette gehabt, sondern damit den Schattenhund zerstört.
    Er wollte es gerade rufen , als er es in Dòmhnalls Hand entdeckte.
    »Du verdammter…«, begann er.
    Doch in der gleichen Sekunde verstand er!
    Dòmhnall wandte ihm den Kopf zu, nickte müde und sagte: »Muss!«
    Mit letzter Kraft sprang er durch das Portal und Agamar entgegen.
    Die Wirkung war beachtlich! Das Gefängnis war durchzogen von Lucifuge Rofocales schwarzer Magie. Beinahe zweitausend Jahre lang hatten sich darin Agamars Ausbrüche, seine Flüche, sein Groll und sein Wahn gestaut. Wie hatte Dòmhnall es so treffend bezeichnet? Eine Jauchegrube! Genau das war es: eine Jauchegrube der schwarzen Magie! Und mittendrin befand sich nun Merlins Stern .
    Das Amulett glühte schlagartig auf und produzierte ein Geflecht aus silbernen Blitzen, das Agamar und dessen Schattenreich einhüllte.
    Das Portal stürzte in sich zusammen. Die ausgefransten Ränder begannen zu brennen, doch statt sich dadurch weiter zu öffnen, zogen sie sich zusammen.
    Zamorra schaute fassungslos zu!
    Er hörte Agamars wilde Schreie des Schmerzes und der Enttäuschung.
    Nur noch wenige Sekunden, dann war das Portal für immer geschlossen und Agamar tot. Und wenn schon nicht tot, dann wenigstens auf ewig in der Schattendimension verloren.
    Genauso wie das Amulett!
    Eine heißer Schreck fuhr durch Zamorra, als ihm das einfiel. Entfernungen und Wände spielten keine Rolle, wenn er das Amulett rief , aber vor Dimensionsgrenzen musste es kapitulieren.
    Zamorra streckte die Hand vor und sandte den Gedankenbefehl aus.
    Ein Nagel schien sich in seinen Kopf zu bohren und riss ihn aus der Konzentration.
    Zamorra stöhnte auf. Er presste den Handballen gegen die Schläfe, doch der Schmerz ließ nicht nach.
    Und das Portal wurde kleiner und kleiner!
    Der Professor drängte die Schmerzen beiseite. Er brauchte das Amulett! Er durfte es nicht in einer ihm unzugänglichen Dimension verlieren!
    Erneut sandte er den Gedankenbefehl aus. Er wappnete sich gegen eine weitere Schmerzwelle und als sie heranbrandete, ließ er sie von sich abprallen, so gut es ging.
    Endlich schaffte er es. Gerade noch rechtzeitig! Nur einen Wimpernschlag, bevor sich das Portal endgültig schloss, materialisierte Merlins Stern auf Zamorras Handfläche.
    Gleichzeitig geschah noch etwas Anderes: Die drei Schattenhundwirte verpufften in stinkenden Rauchfetzen und der Kelch zerbröselte zu grauem Staub.
    »So ein Mist!«, fluchte jemand hinter ihm.
    Zamorra drehte sich um.
    Vor ihm stand Pierre Robin, der ihm den Grund für seinen Fluch
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