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0903 - Der Schattenkelch

0903 - Der Schattenkelch

Titel: 0903 - Der Schattenkelch
Autoren: Oliver Fröhlich
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Magnetplatte am Gürtel löste. Er konnte doch nicht tatsächlich Pierre Robin erschießen!
    Aber er musste es tun! Wenn Robin der vierte Wirt war, musste er es tun.
    Zamorra schloss für einen Moment die Augen, dann trat er aus seinem Versteck hervor.
    Robin wandte ihm den Rücken zu und sah ihn deshalb nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Arbeitszimmer. Da er einen schlechteren Winkel zu dem Raum hatte als Zamorra, konnte er weder erkennen, was darin vorging, noch konnten die anderen Wirte ihn sehen.
    Einen guten Meter neben dem Türstock blieb er stehen und zog die Pistole aus dem Halfter.
    Zamorra runzelte die Stirn. Was wollte Robin mit der Pistole? Er benahm sich überhaupt nicht, wie Zamorra es vom vierten Wirt erwartet hätte.
    Das Pick-Set!
    Warum sollte ein Wirt mit einem professionellen Schlossknackerwerkzeug eindringen, wenn er von den anderen erwartet wurde?
    Robin drehte sich um, presste den Rücken gegen die Wand, hob die Waffe in den beidhändigen Anschlag - und sah Zamorra, der den E-Blaster auf ihn gerichtet hatte.
    Er zuckte zusammen und riss die Augen auf, doch er entspannte sich sofort wieder, als er Zamorra erkannte. Seine Lippen formten stumme Worte. Was tust du hier?
    Zamorra presste die Lippen zusammen. War Robin doch keiner von denen? Sein ganzes Verhalten, seine Mimik, seine Körperhaltung sprachen dagegen. Aber vielleicht machte er ihm nur etwas vor.
    Nein , entschied Zamorra, er hat sich schon so verhalten, bevor er mich entdeckt hat. Er ist wirklich kein Wirt!
    Eine Welle der Erleichterung spülte über den Dämonenjäger hinweg. Er ließ den E-Blaster sinken und bedeutete Robin mit einer Geste stehen zu bleiben.
    Dann wandte er sich Dòmhnall zu. Der saß auf dem Boden hinter der Skulptur, den Rücken gegen den Sockel gelehnt. Die Beine hatte er angezogen und umklammerte sie mit den Armen. Er zitterte am ganzen Körper.
    Zamorra beugte sich zu ihm hinunter. »Geht es noch?«
    Dòmhnall sah ihn an. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Muss!«, presste er schließlich hervor.
    »Ruh dich noch etwas aus. Ich sag dir Bescheid, wenn ich deine Hilfe brauche.«
    Der Clochard verzog das Gesicht zu einem dankbaren Lächeln.
    Zamorra stand auf und huschte durch die Eingangshalle zu Robin. Dabei warf er noch einen kurzen Blick ins Arbeitszimmer, wo die drei Wirte noch immer regungslos um den Kelch saßen und diesen anstarrten. Warum fingen sie nicht mit dem Ritual an? Sie brauchten den vierten Wirt doch gar nicht dazu! Worauf warteten sie?
    »Was tust du hier?«, gab Zamorra die Frage flüsternd an Robin zurück, als er ihn erreicht hatte.
    »Ich habe Paul Bassot verfolgt«, wisperte der Chefinspektor. »Er war der letzte, der den Kelch gestern untersucht hatte. Heute hat er sich krank gemeldet. Das machte mich stutzig.«
    »Du kannst ihn doch aber nicht ganz alleine beschatten! Du bist Polizist, kein Einzelkämpfer.«
    »Das musst ausgerechnet du sagen. Außerdem war ich meiner Sache nicht sicher. Auch als er mit der Tasche seine Wohnung verlassen und sich mit den anderen getroffen hatte, wusste ich nicht, ob da wirklich der Kelch drin war. Davon abgesehen, konnte ich mir auch gar nicht erklären, warum er das getan haben sollte. Er hat jahrelang hervorragende Arbeit geleistet! Also, was geht hier vor?«
    »Später!«, flüsterte Zamorra. »Jetzt müssen wir…«
    »Wen haben wir denn da?«, donnerte eine Stimme von der Galerie herab.
    Zamorra verstummte und sah hoch.
    Hinter dem Geländer der Galerie im ersten Stock stand Roger Luynes. Sein Gesicht war zu einem bedrohlichen Grinsen verzogen. Noch bedrohlicher war allerdings das Jagdgewehr in seinen Händen, dessen Lauf auf Professor Zamorra zeigte.
    »Wie kann man nur so bescheuert sein?«, hauchte Zamorra.
    »Was?«, fragte Robin.
    »Als Bassot und seine Kumpane die Villa betraten, habe ich mich keinen Moment lang gefragt, wie sie hereingekommen sind. Ich dachte, der Gärtner oder der andere Typ hatte einen Schlüssel. Aber das stimmt nicht. Jemand hat ihnen die Tür geöffnet. Der vierte Wirt ist schon lange im Haus!«
    »Ich verstehe kein Wort. Was für ein…«
    »Wenn das mal nicht der Herr Chefinspektor und der Hokuspokusfritze sind!«, dröhnte Luynes. »Habe ich nicht gesagt, dass ich Sie hier nicht mehr sehen will?«
    »Ich bin Parapsycho…«, setzte Zamorra an. Wieder wurde er unterbrochen.
    »Professor?«, fragte es links neben ihm.
    Zamorra sah zur Seite. Dort stand Valerie, das Küchenmädchen, und blickte ihn aus
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