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0893 - Der Rachegeist

0893 - Der Rachegeist

Titel: 0893 - Der Rachegeist
Autoren: Jason Dark
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die Tüte wieder aus den Händen und blieb vor ihren Füßen stehen. Sie konnte von oben herab in sie hineinschauen und erkannte, daß sich darin tatsächlich etwas bewegte. Das dünne Einpackpapier war längst zerrissen worden, und an den Innenseiten kroch etwas in die Höhe.
    Es sah dunkel aus, schmierig und auch widerlich. Glenda trat einen Schritt zurück. Ihr Mund öffnete sich. Sie war keine sehr ängstliche Person, aber was sie hier erlebte, das konnte sie einfach nicht fassen. Aus der Tüte kroch etwas dem oberen Rand entgegen, eine dunkle, zuckende Masse, die mit allem möglichen verglichen werden konnte, nur nicht mit einem Sandwich.
    Das war furchtbar. Es dampfte sogar, und es stank erbärmlich. Sie hörte auch ein leises Zischen.
    Glenda umrundete die Tüte. Sie spürte so etwas wie Panik in sich hochsteigen und hatte auch den Eindruck, daß etwas Fremdes von ihr Besitz ergreifen wollte.
    Sie wollte weg.
    Rückwärts ging sie, die Tüte dabei im Auge behaltend. Warum lachte jemand, wo doch keiner da war? Sie schaute sich um.
    Ein leerer Flur lag vor ihr. Die Kollegen befanden sich in den Büros, und das Lachen war da. So verflucht nahe, als hielte sich direkt in ihrer Nähe jemand auf.
    Ihr Atem pumpte aus dem Mund. Kälte und Hitze zugleich strömten durch ihren Körper. Zwischen sich und der Tüte hatte sie eine gewisse Distanz gebracht, aber sie behielt sie noch im Blick. Es dampfte und kroch etwas aus der Öffnung. Schwarz, widerlich und schmierig.
    Glenda ging noch weiter zurück - und schrie auf, als sie zwei Hände auf ihren Schultern spürte.
    Sie drehte sich um.
    Ein Mann schaute sie an.
    John Sinclair!
    Glenda kriegte weiche Knie und war froh, von den Händen festgehalten zu werden, sonst wäre sie zusammengebrochen…
    ***
    Natürlich hatte ich einen Verdacht, den aber sprach ich nicht aus, sondern fragte: »Himmel, Glenda, was ist los?«
    Sie schaffte zunächst eine Antwort, mußte dann aber ihren Atem unter Kontrolle bekommen. Suko war zur Seite getreten. Ich verfolgte, wie er neben einer auf dem Boden stehenden Tüte seine Schritte stoppte und sich dabei bückte.
    »John, John - das war ja furchtbar. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich kann es nicht erklären.«
    »Was denn?«
    Suko gab mir die Antwort. »Schau dir die Tüte an, John, aber nicht hier.« Er hob sie hoch. »Wir nehmen sie mit in unser Büro. Dort haben wir die nötige Ruhe.«
    »Okay, geh schon vor.«
    Ich kümmerte mich um Glenda, die fix und fertig war. Sie strich fahrig durch ihr Haar, ohne es wahrscheinlich zu bemerken. Sie schaute mal ins Leere und suchte dann Blickkontakt zu mir.
    Allmählich beruhigte sie sich wieder. In ihre Augen kehrte der normale Glanz zurück, die Angst verschwand, und sie schüttelte sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kam und sich Tropfen aus seinem Fell schüttelte.
    Dann legte sie eine Hand aufs Herz und holte noch einmal tief Luft. »John, das glaubt mir keiner, wenn ich das erzähle.«
    »Warte erst mal ab.«
    »Es ist wirklich schlimm gewesen. Auch so furchtbar und unerklärlich. Ich komme damit nicht zurecht. Du weißt, daß ich nicht eben ängstlich bin und auch schon einiges hinter mir habe, aber das habe ich noch nicht erlebt, und ich spürte zugleich eine schreckliche Drohung. Mein Gott, damit komme ich einfach nicht zurecht.«
    Sie hatte gesprochen und war von mir vorgeschoben worden. Suko erwartete uns im Vorzimmer.
    Die Tüte mitsamt Inhalt hatte er auf Glendas Schreibtisch gestellt. Sein Gesicht war ernst, als er uns anschaute und dann auf die Tüte deutete. »Schau es dir an, John. Es sieht aus wie die Lache im Keller unter dem Studio.«
    Ich trat an den Schreibtisch heran. Mein Blick war schon etwas zögerlich, und ich war auch bereit, sofort zurückzuschnellen, aber ich blieb und mußte Suko recht geben.
    Den Boden der Tüte bedeckte eine schwarze, schmierige Masse, deren Oberfläche ölig schimmerte, aber nicht dampfte. Daß diese Masse einmal aus zwei Sandwichs bestanden hatte, wollte mir nicht in den Sinn. Das war kaum zu glauben.
    Ich drehte mich zu Glenda hin um. Sie hatte sich gesetzt und tupfte Schweiß von ihrer Stirn. »Bist du in der Lage, einige Fragen zu beantworten?«
    Sie ließ das Taschentuch verschwinden. »Natürlich, John, es geht mir schon besser.«
    »Möchtest du einen Whisky?«
    »Nein, laß mal.«
    Suko nahm die Tüte weg und stellte sie auf dem Boden ab. »Das Zeug muß man entsorgen«, sagte er. Dann hörte er zu, was Glenda uns zu sagen
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