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0893 - Der Rachegeist

0893 - Der Rachegeist

Titel: 0893 - Der Rachegeist
Autoren: Jason Dark
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Büro zu durchwandern.
    Aber nicht wie jemand, der nur auf- und abgeht, er glich einem Menschen, der etwas kontrollieren wollte, der nur ging, um herauszufinden, ob sich etwas in seiner Nähe befand.
    Ich verfolgte ihn mit den Blicken. Dabei blieb es nicht, denn ich mußte mich selbst auf meinem Stuhl drehen, um ihn sehen zu können, weil er auch hinter meinem Rücken herging. Das Verhalten war alles andere als normal, aber ich hielt mich zurück, obwohl die Fragen auf meinen Lippen brannten.
    Schließlich blieb Suko hinter seinem Stuhl stehen und legte die Hände auf die Lehne.
    Unsere Blicke trafen sich, und ich fragte: »Weißt du jetzt mehr?«
    Er nickte und schüttelte zugleich den Kopf. Mit dieser schwammigen Antwort konnte ich nichts anfangen und wartete auf seine Erklärung. »Es ist so, John, und es ist auch schwer zu erklären, wobei du es kaum verstehen wirst, aber ich habe den Eindruck, als hätte sich hier etwas verkrochen. Ja, hier in diesem Büro. Als wären wir nicht mehr allein. Kannst du das begreifen?«
    »Nein.«
    »Kannst du es fühlen?«
    »Im Augenblick noch nicht.«
    »Aber ich.«
    »Wieso?«
    Er hob die Schultern. »Das ist eine gute Frage, auf die ich nur keine Antwort weiß. Hier ist etwas, hier irrt etwas herum, das sich im Unsichtbaren verborgen hält.« Er verdrehte die Augen wie jemand, der überall hinschauen wollte. »Etwas Fremdes, nicht Faß- und Greifbares, aber etwas, das sehr gefährlich ist.«
    »Ich sehe nichts.«
    Suko lächelte über meine Antwort, und ich ärgerte mich ebenfalls darüber. »Klar, da gibt es nichts zu sehen.« Suko ließ die Lehne los. Er bewegte seine Finger wie jemand, der Geld zählte. »Zu sehen nicht, aber zu fühlen.«
    Ich hütete mich, darüber zu lachen. Statt dessen wollte ich wissen, was er fühlte.
    »Etwas Fremdes. Mehr kann ich dir nicht sagen. Etwas, das nicht hierher gehört. Du müßtest jetzt eigentlich wissen, was ich meine, wenn du an das denkst, was man mir im Keller erklärt hat.«
    Ich gab die Antwort mit leiser Stimme. »Du sprichst von dem Bewußtsein, denke ich.«
    »In der Tat, John, davon rede ich. Der Körper ist tot, aber das Bewußtsein lebt weiter. So hat man es mir gesagt, so und nicht anders. Die Essenz lebt weiter. Die Essenz ist stark, sie kann Materie übernehmen, sie kann diese manipulieren, sie kann überall sein, doch wir sehen sie nicht. Das Bewußtsein ist unsichtbar.«
    »Du hast es nur gespürt.«
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    Er holte schnaufend Luft. »Das ist die Frage aller Fragen, John. Ich habe es gespürt, ich habe genau hingelauscht, obwohl ich nichts hörte. Es ist an mich herangekommen, es hat mich gestreift, wenn du das meinst.«
    »Und jetzt?«
    »Ist es weg!«
    Ich runzelte die Stirn. »Was sollten wir daraus schließen? Daß es sich zurückgezogen hat und abwartet?«
    »Zum Beispiel.«
    Ich war einverstanden mit dieser Antwort, hatte aber zugleich eine Frage: »Warum hast du es gespürt, aber ich nicht?«
    Er setzte sich wieder hin und lächelte kantig. »Darüber habe ich mir ebenfalls Gedanken gemacht.«
    »Wie hast du es denn gespürt?«
    »Alles der Reihe nach, John. Es war ein Gefühl in mir. Eine Unruhe, die es nicht zuließ, daß ich auf meinem Platz sitzenblieb. Wie schon erwähnt, ich fühlte mich kontrolliert, beobachtet, umkreist von dem Unbekannten. Das ist nicht zum Lachen, auch wenn es sich verrückt anhört, aber ich kann dir nichts anderes sagen. Es hat mich schlicht gesagt umlauert.«
    »Und weiter?«
    »Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    »Seltsam, Suko. Ich habe nichts gespürt. Ich will um Himmels willen deine Worte nicht anzweifeln, aber ich frage mich, warum ich nichts bemerkt habe.«
    »Du und ich, wir sind nicht gleich.«
    »Das weiß ich. Wie meinst du das genau?«
    »Ist schwer zu sagen. Ich gehe mal davon aus, daß sich Dorian Durands Bewußtsein vor dir in acht nimmt.«
    »Warum?«
    »Du besitzt etwas, mit dem es erstens nichts anfangen kann, und was es zweitens als feindlich einstuft.«
    »Du meinst das Kreuz.«
    »Was sonst?«
    Da konnte er recht haben. Was wir da im Keller des Fitneßcenters erlebt hatten, war archaisch und böse gewesen. Völlig gesetzlos, programmiert auf die dunkle Seite der Existenz aller Lebewesen, die Folge einer Übersättigung der Menschen, die schließlich nach neuen und verkehrten Wegen gesucht haben und deshalb den Club der Mystiker oder der Höllensöhne gründeten. Es stand im krassen Gegensatz zu den Kräften meines Kreuzes. Sie waren so
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