Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0881 - Das Kind der Mumie

0881 - Das Kind der Mumie

Titel: 0881 - Das Kind der Mumie
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Antwort auf Band gesprochen und es immer wieder ablaufen lassen, denn meine Antworten waren stets gleich.
    Auch wenn man zu Hause hockt, vergeht die Zeit. Zudem tat ich etwas, das ich sonst unterließ.
    Schon am frühen Nachmittag stellte ich die Glotze an, zappte mich durch die Programme und bekam beinahe einen Serienkoller, wobei ich mich noch fragte, wieso es denn Menschen gab, die den lieben langen Tag vor der Glotze hockten und sich das alles antaten?
    Für mich war das nichts. Ich las lieber, doch das strengte mich noch sehr an. Ich kriegte Kopfschmerzen und legte die Magazine zur Seite.
    Shao besuchte mich und erklärte mir, daß sie und Suko am späten Nachmittag einkaufen wollten.
    »Wie schön für euch.«
    »Auch für dich, du Knurrhahn. Sollen wir dir etwas mitbringen und deinen Kühlschrank auffüllen?«
    »Nein.«
    »Aber eine Einladung zum Abendessen nimmst du doch sicherlich von mir an - oder?«
    »Gern. Was gibt es denn?«
    Shao verdrehte die Augen und zählte auf: »Da wären als Vorspeise Schnürsenkel in Aspik, als Hauptgericht dachte ich an zartes Rattenfilet, dazu Salat aus Brennesseln; über das Dessert habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
    »Laß es auch sein«, erwiderte ich mit säuerlich verzogenem Mund. »Ich freue mich schon auf die Vorspeise und den Hauptgang. Das Dessert soll dann eine Überraschung sein.«
    »Finde ich auch. Du kommst?«
    »Kann ich so ein Essen ablehnen?« fragte ich, stand vor Shao und hatte die Arme ausgebreitet.
    »Nein, kannst du nicht. Aber du solltest dich hinsetzen oder hinlegen, das ist besser für dich.«
    »Jawohl, Frau Krankenschwester.«
    »Schläge gegen den Kopf sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Da können Schäden entstehen.«
    Ich verzog die Mundwinkel und machte ein trauriges Gesicht. »Bei mir nicht mehr.«
    Lachend verließ Shao meine kleine Wohnung. Ich ließ mich wieder in den Sessel fallen, um die Glotze anzustellen. Ich wollte mir nur die Nachrichten anschauen und erlebte mit, daß es in der britischen Monarchie so richtig zur Sache ging. Da war ein Hauen und Stechen im Gange. Jeder bewarf den anderen mit Dreck, und es stellte sich die Frage, wer am meisten abbekommen hatte.
    Die gute Diana oder der immer etwas traurig und melancholisch aussehende Charles.
    Mir war es egal, denn mir konnte die ganze Clique sowieso gestohlen bleiben.
    Daß mich Shao und Suko eingeladen hatten, freute mich. Ich wußte Shaos Kochkünste zu schätzen, denn sie schaffte es immer ausgezeichnet, die asiatische und die europäische Küche miteinander zu verbinden. Das ergab eine Harmonie, die dem Magen guttat.
    Allmählich zog sich die Sonne zurück. Die ersten langen Schatten entstanden, die ich vom offenen Fenster her beobachtete, wie sie über einen Himmel glitten, der weit und tief im Westen lichterloh brannte oder so aussah, als hätte jemand die breite Klappe eines gewaltigen Backofens geöffnet.
    Das Jahr neigte sich allmählich dem Ende zu. Der heiße und schwüle Sommer gehörte der Vergangenheit an, und die Bäume hatten schon viel von ihrem bunten Laub verloren.
    Ich schloß das Fenster, drehte mich um und wollte mir etwas zu trinken holen.
    Genau in diesem Augenblick tutete das Telefon. Wieder jemand, der sich nach meinem Befinden erkundigen wollte, dachte ich und hob ab. Ich meldete mich mit ziemlich forscher Stimme und hörte das Organ meines Freundes Suko, das gar nicht so fröhlich klang.
    »John, es gibt Probleme!«
    Wenn Suko so sprach, dann kochte die Suppe wirklich. Ich spürte, wie ich mich versteifte, und auch durch meinen Kopf brandeten plötzlich einige Stiche.
    »Probleme?« wiederholte ich gedehnt.
    »Ja.«
    »Welcher Art? Moment, sag noch nichts. Wolltest du nicht mit Shao einkaufen gehen?«
    »Das haben wir auch getan, und ich rufe dich aus dem Büro des Supermarktchefs an.«
    »Dann bist du hinter einem Ladendieb her?«
    »Wenn es das nur wäre. Nein, es geht um einen Toten.«
    »Im Laden?«
    »So ist es.«
    Ich setzte mich auf die Couch. »Jetzt mal Spaß beiseite. Willst du erzählen?«
    »Deshalb habe ich dich angerufen. Ich mußte dich einfach informieren, John.«
    Was ich zu hören bekam, war einfach verrückt, das war irre, fast unglaublich, aber nur fast, und mir rann es eiskalt den Rücken hinunter, als ich von dem dritten Auge des Toten hörte.
    »Ein Psychonaut«, flüsterte ich in den Hörer.
    »Das denke ich auch.«
    »Verdammt, wie ist das möglich?«
    »Frag mich was Leichteres, John. Ich weiß es nicht.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher