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0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
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Ende zu bereiten.
    Es musste Kämpfe gegeben haben. Aber wo waren die Toten und Verwundeten? Hatte man sie in die Häuser geschafft? Befanden sich darin die überlebenden Dorfbewohner und Awales Krieger?
    Zamorra umrundete die Pfützen und arbeitete sich durch den aufgeweichten Boden auf eine der Hütten zu.
    Er hatte sie noch nicht ganz erreicht, als es in dem bislang tot daliegenden Dorf lebendig wurde. Krieger traten hervor. Sie bewegten sich sehr schnell und geschickt durch den Matsch und kreisten Zamorra ein. Sie bedrohten ihn mit kurzen Speeren und wuchtigen Streitäxten.
    »Du kommst aus dem Schlachthaus des Ekeke«, sagte einer der Männer. Zamorra verstand ihn klar und deutlich. Der Zauber, der dafür gesorgt hatte, dass er sich mit Awale verständigen konnte, wirkte auch hier.
    »Wer bist du, und was tatest du in Ekekes Mordhaus?«, fragte der Krieger. »Warum trägst du so seltsame Kleidung, wie sie kein Mensch zuvor gesehen hat?«
    »Das sind viele Fragen auf einmal«, erwiderte Zamorra und lächelte freundlich. »Darf ich eine Gegenfrage stellen? Du bist Oleuwo, der Stellvertreter des Eso, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe gemeinsam mit Eso Awale gegen Ekeke gekämpft. Mein Ziel ist es, ihn zu vernichten. Denn er ist das Böse an sich.«
    Oleuwo sah ihn nachdenklich an.
    »Ich bin Professor Zamorra«, fuhr der Dämonenjäger fort. »Professor ist mein Titel, Zamorra mein Name. Ich komme aus…« Er zögerte nur eine Sekunde und entschied, dass es vielleicht zu viel verlangt war von dem-Yoruba, zu akzeptieren, von wann Zamorra kam. »Aus einem fernen Land«, fuhr er fort. »Sehr, sehr weit von hier. Wir haben dort andere Sitten und Gebräuche, wir kleiden uns anders als ihr…«
    »Die Sonne meint es nicht gut mit deinem Volk«, sagte Oleuwo. »Seid ihr dort alle so totenbleich wie du?«
    Zamorra nickte. »Ja«, fügte er hinzu, weil er nicht wusste, ob die Yorubas dieser Zeit die Geste kannten.
    »Ekekes Ruf ist offenbar schon sehr weit vorgedrungen, dass jemand aus dem sehr fernen Land der Totenbleichen hierher kommt, um ihn zu töten«, sagte Oleuwo. »Wo ist unser Eso?«, wollte er dann wissen.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Zamorra. »Er verschwand vor meinen Augen, wie auch Ekeke verschwand. Ich hoffe, dass Awale noch lebt. Er ist ein guter Mann.«
    »Was willst du jetzt tun, Professor Zamorra?«
    Der zuckte mit den Schultern. »Ekeke suchen und töten. Wenn ich ihn leben lasse, wird er weiter Kinder auf dem Opfertisch schlachten und die Unsterblichkeit erlangen. Ich habe ihn in der Zukunft gesehen. Es darf nicht geschehen.«
    »Du kannst in die Zukunft schauen?«
    Verplappert! , durchfuhr es Zamorra.
    »Manchmal«, schränkte er ein. »Unter besonderen Bedingungen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich dir das glauben soll«, sagte Oleuwo und ließ offen, ob er Zamorras vermeintliche Fähigkeit meinte oder seine Einschränkung.
    »Aber wir werden dir helfen, wenn du Hilfe brauchst, Professor aus dem fernen Land der Totenbleichen.«
    Zamorra lächelte und verneigte sich.
    »Ich nehme die Hilfe gern an.«
    ***
    Wilkins ließ den Krieger in das Botschaftsgebäude bringen. Etwas bestürzt musste er feststellen, dass das gesamte Konsulat vom Dschungel umwuchert war. Ob sich hinter dieser pflanzlichen Mauer noch die Stadt Lagos befand und wie sie unter Umständen jetzt aussah, konnte er nicht erkennen.
    »Wenn du diese Magie entfesselt hast, Zamorra, lass ich dich köpfen und aufhängen«, murmelte er. Mehr und mehr wuchs in ihm die Überzeugung, dass es Magie tatsächlich gab. Und wie stark diese Magie war!
    Er wandte sich wieder vom Fenster ab und bot dem Krieger einen Sitzplatz an. Dazu ließ er ihm ein Glas Wasser bringen.
    »Holen Sie mir jemanden her, der Yoruba spricht«, ordnete er dann an. Sicher hatte sich die Sprache in den letzten 200 Jahren entwickelt, wie es überall auf der Welt geschah, aber die Grundzüge würden für eine Verständigung ausreichen.
    Hoffte er.
    Eine halbe Stunde später bereits tauchte ein dunkelhäutiger Mann in Räuberzivil auf. »Mann«, sagte er. »Haben Sie einen Schnaps für mich? Dass ich mitten in der Stadt durch Dschungellandschaft kämpfen muss, hungrig angestarrt von Giftschlangen, Skorpionen und großen Spinnen, habe ich noch nie erlebt und mir selbst in meinen wildesten Alb träumen nicht vorstellen können… ist das Shangos Zauber? Nein, kann es nicht sein, so was macht der nicht…«
    »Es ist eine andere Magie«, sagte der Botschafter.
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