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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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Linden ... er schüttelte sich.
    Der Schnee fiel in großen Flocken, als sein Wagen vor dem Portal hielt, und da erschien John Linden, rundlich und gut gelaunt; an den getäfelten Wänden hingen Mistelzweige - und dann kam Molly, verlegen, mit niedergeschlagenen Augen, neben ihr Thursby Grant - Charles unterdrückte sein Erstaunen mit Mühe. Und schließlich erschien noch eine Fremde - eine schöne, schlanke Frau, in weißem Kleid, mit dunklen Haaren und dunklen Augen, und ...
    »Sie kennen ja Mrs. Linden noch gar nicht«, rief John jovial. »Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß man auch in meinen Jahren noch romantische Abenteuer erleben kann? Wir sind uns im Zug vor Triest begegnet. Irene, Liebling!«
    Irene, Liebling!
    Da war sie, graziös, selbstsicher, eine Prinzessin.
    Ihr Blick begegnete dem seinen. Nur der winzigste Funke des Erkennens glomm auf und erstarb sofort wieder.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Linden.«
    Er nahm ihre Hand und küßte sie.
    »Kommen Sie, Fathergill, wir zwei genehmigen uns jetzt in meinem Arbeitszimmer einen Schluck.«
    Charles nippte an seinem Portweinglas und lauschte.
    »Äh ... wegen Molly. Ich habe nachgedacht - es macht Ihnen doch nichts aus, wenn wir uns jetzt sofort aussprechen?«
    Fathergill schüttelte den Kopf. Er war auch dafür, die Affäre Molly Linden zu bereinigen.
    »Meine Frau - sie stammt übrigens aus Rußland und hieß Irene Dalruski - hat während des letzten Krieges sehr viel durchmachen müssen. Ich erzähle Ihnen später einmal davon. Wo war ich stehengeblieben -? Ach so, meine Frau möchte, daß Molly den Mann heiratet, den sie wirklich liebt. Na ja, Sie kennen ja die Frauen. - Haben Sie übrigens schon Vera kennengelernt - die Schwester meiner Frau, ein nettes Mädchen ...«
    Charles Fathergill war beim Abendessen sehr schweigsam. Der schönen Frau am oberen Ende der Tafel schenkte er kaum Aufmerksamkeit. Molly vermutete, der Verlust seiner Braut sei für diesen Zustand verantwortlich, und sie weinte sich diese Nacht in den Schlaf.
    »Sie wollen sich sicher einmal mit meiner Frau unterhalten«, meinte John Linden. »Wir müssen ganz enge Freunde werden.«
    Die Gastgeberin und der Gast lösten sich aus der lärmenden Gruppe um den Weihnachtsbaum.
    »Nun, meine Liebe?« Charles Fathergill schloß die Tür. Sein Herz schlug etwas schneller als gewöhnlich.
    »Nun?« Sie setzte sich nicht.
    »Du hast ja dein Ziel erreicht, nicht wahr?« sagte er, und als sie nickte, fügte er hinzu: »Ich habe halb Europa nach dir abgesucht.«
    Sie erwiderte gelassen seinen Blick.
    »Warum?«
    Für einen Augenblick verschlug es ihm die Sprache.
    »Warum wohl?« meinte er. »Wir beide werden doch gute Freunde werden, nicht wahr?«
    »Das hoffe ich. Du kommst doch gewiß nicht mehr hierher, wie?« »Warum denn nicht? Linden ist ein sehr guter Freund von mir.«
    Sie nickte. »Eben deswegen. Ich habe sehr viel von dir gehört, ohne zu wissen, von wem gesprochen wurde.«
    Er lächelte geschmeichelt.
    »Glaubst du immer noch, daß Wissen Macht ist?«
    Er nickte. »Und der kleine grüne Mann?« lachte er.
    »Hast du dich seiner entledigt?«
    Sie verneinte. »Ein- oder zweimal nahm ich mir vor, ihn zu begraben und alles dazu, was sich für mich mit ihm verbindet, aber irgend etwas hielt mich zurück.«
    Es blieb lange Zeit still. Vom anderen Zimmer drang Gelächter herüber.
    »Ich habe hier eine sehr hübsche Wohnung in Carl ton House Gardens. Ich hoffe, daß du mich besuchen wirst. Sehr oft sogar.«
    Sie erwiderte nichts. Er wiederholte leise seine Einladung.
    »Du meinst, daß mir nichts anderes übrigbleiben wird?«
    Sie sah sich um. »Eigentlich müßte Mohammed hier sein, um die nötigen Vereinbarungen zu treffen.«
    Er atmete erleichtert auf. Sie versuchte also erst gar nicht, sich zu wehren.
    »Und wenn ich nicht die Zeit finde, deine schöne Wohnung aufzusuchen, wirst du dann meinem Mann etwas zu erzählen haben?«
    Er zögerte nicht. »Allerdings. Du wirst dich fragen: Was hat das alles für einen Sinn? Die Frage ist nicht neu. Ich erwidere jetzt wie damals: ›Wissen ist solange von Wert, wie man es gebraucht. Eine Drohung, es anzuwenden, bleibt sinnlos, wenn man den Willen dazu nicht hat.‹ Nicht aus einem kleinlichen Rachegefühl heraus, sondern als logische Konsequenz ...«
    »Ich verstehe.« Sie wandte sich zur Tür. »Ich wollte mir nur ganz sicher sein. Jetzt komm und laß uns mit den anderen feiern. Hast du meine kleine Schwester schon gesehen?«
    »Ein liebes
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