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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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Mädchen«, sagte er langsam und geistesabwesend.
    Das war alles, was zwischen den beiden vorging; sie sprachen sich nicht mehr. Er bat darum, ihm ein Glas Milch auf sein Zimmer zu schicken; man entsprach seinem Wunsch.
    Als er nach oben zu seinem Zimmer ging, suchte er nach Irene, aber sie hatte sich bereits zurückgezogen.
    Das Dienstmädchen, das ihn am nächsten Morgen wecken wollte, klopfte vergeblich; es betrat das Zimmer, öffnete die Vorhänge, stellte das Tablett auf einen Tisch und bemerkte nicht, daß das Glas, in dem man ihm am Abend zuvor die Milch gebracht hatte, verschwunden war.
    »Ihr Tee, Sir«, sagte das Mädchen.
    Selbst John Linden konnte an Fathergills plötzlichen Tod nicht glauben, bis der Arzt die traurige Nachricht bestätigte.
    »Es tut mir leid, daß das Weihnachtsfest so getrübt worden ist«, sagte Irene ernsthaft und warf einen Blick in das Kaminfeuer in ihrem Schlafzimmer. Der kleine grüne Mann war bereits geschmolzen.

Der Schwächling
    Rex Madlon war ein netter Junge - einer von jenen liebenswürdigen jungen Männern, die sich leichter Freunde als Vermögen erwerben. Seine Bekannten waren in der Mehrzahl ebenfalls charmante Leute; er hatte nichts übrig für Männer mit grimmigen Gesichtern, die unmögliche Krawatten trugen und Tips für den Aktienmarkt gaben.
    Wenn er kurz vor ein Uhr in Denny Halls Büro zu erscheinen pflegte, wußte Denny sofort, daß der junge Mann ein paar Pfund für den Lunch benötigte oder um Rat für den Umgang mit verzweifelten Schneidern bat, die sich weigerten, länger als zwei Jahre auf die Bezahlung der Rechnungen zu warten.
    Denny Hall blechte gutmütig, solange es sich nicht um mehr als ein paar Pfund handelte; einmal hatte er sich sogar bereitgefunden, mit einem der Schneider einen Kompromiß zu schließen. Er mochte Madlon, um genauer zu sein, er liebte die Schwester des jungen Mannes.
    Nora Madlon amüsierte sich über den Leichtsinn ihres verehrten Bruders weniger.
    Die ihr von der Mutter hinterlassenen sechshundert Pfund pro Jahr zusammen mit den für Rex jährlich ausgesetzten achthundert hätten beiden ein angenehmes Leben ermöglicht. Aber Rex' Einkommen schien überhaupt nicht zu existieren. Auf Monate hinaus war das Geld bereits verteilt. Er hatte das verschwommene Gefühl, eine reiche Frau heiraten zu können, brachte es aber dann fertig, einer nicht ganz honorigen jungen Dame die Ehe zu versprechen. Vor der Erfüllung bewahrte ihn Denny.
    »Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll«, klagte Nora. »Er ist ein Leichtfuß, aber wenn ihm etwas zustoßen würde, wüßte ich nicht mehr, was ich tun sollte. Denny, du kannst ihm doch sicher einen Rat geben.«
    Sie saß Denny im Wohnzimmer ihres Appartements in der Queen's Gate gegenüber und sah ihn flehend an.
    »Liebling, du mußt etwas unternehmen - Rex sitzt in der Patsche. Er hat Schuldscheine ausgestellt ... Du weißt ja, Ehrenschulden ., und dieser schreckliche Kerl droht damit, sich an Onkel Lewis zu wenden.«
    Onkel Lewis war sehr alt und sehr reich - und Kirchenältester. Er hatte sehr strenge Ansichten und war gegen alles Moderne eingestellt. Die neueren Tänze hielt er für eine Erfindung des Teufels.
    »Eines Tages wird Rex wohlhabend sein, aber ich habe Angst davor, daß Onkel Lewis dahinterkommen könnte . Du weißt, dieses Mädchen und die Spielschulden.«
    Denny starrte bedrückt ins Kaminfeuer.
    Die Streiche des jungen Mannes entlockten ihm längst kein Lächeln mehr. Rex schuldete ihm bereits über fünfhundert Pfund, wovon aber Nora nichts wußte. Im übrigen war Denny kein reicher Mann.
    »Liebste, ich weiß nicht, was ich vorschlagen soll. Rex ist eben ein Verschwender -«
    Sie erstarrte. Kritik an ihrem Bruder ertrug sie nicht.
    »Nun ja, man kann doch wohl nicht behaupten, daß er sparsam veranlagt wäre, nicht wahr?« versuchte er den Frieden wiederherzustellen.
    »Rex ist kein Verschwender!« Ihre Stimme klang sehr kalt. »Er ist nur leichtsinnig und verläßt sich zu sehr auf Onkel Lewis und sein Geld. Du bist wirklich ungerecht!«
    Rex in Person störte in diesem Augenblick das Gespräch. Er kam herein, ein Bild der Eleganz - groß, schlank, blond, mit entwaffnendem Lächeln.
    Nora sah auf die Uhr; es war zwanzig nach elf.
    »Du gehst schon wieder fort, Rex? Ich dachte, du wolltest heute einmal früh zu Bett gehen?«
    Rex lachte. »Der Abend wird nicht teuer - Tanz bei Lord Levon. Ich muß hingehen - ich habe es versprochen.«
    »Sonst hast du nichts
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