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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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Charles Fathergill? Er soll fünffacher Millionär sein.«
    »Sechsfacher«, sagte Thursby mürrisch. »Warum willst du wegen einer lumpigen Million seinen Ruf antasten?«

2
    Mr. Lindens Agent in Teheran war ein Anwalt namens Amali, ein kleiner, beweglicher Mann, der das Essen, die Musik und das Spiel liebte. Auf seine Diskretion war unbedingter Verlaß.
    Charles Fathergill führte ein Akkreditiv über viele tausend Pfund mit sich. Mr. Amali stimmte mit ihm darin überein, daß sich gewisse Berichte hinausschieben ließen, daß das Gutachten eines Ingenieurs unterdrückt werden könne und die in Gang befindlichen Bohrungen zurückgestellt werden könnten, bis Mr. Linden eintraf. »In sechs Monaten helfen uns aber alle Ausflüchte nichts mehr«, meinte Amali.
    »Nach sechs Monaten ist das gleichgültig«, erwiderte Fathergill.
    Er hatte vor, vierzehn Tage in Teheran zu bleiben und dann nach Aden weiterzureisen. Vierzehn Tage sind eine lange Zeit, und der Langeweile ist sehr schwer zu entkommen.
    Am achten Abend bestellte er den Empfangschef des kleinen Hotels auf sein Zimmer. Der Hotelangestellte, ein schlanker, drahtiger Mann mit breiten Schultern, betrat das Zimmer und verbeugte sich.
    »Ich langweile mich, mein Lieber«, sagte Mr. Fathergill. Sein Essen stand, kaum angetastet, auf dem Tisch.
    »Aha!« erwiderte Mohammed und strahlte.
    »Ich möchte mich amüsieren. Was können Sie mir empfehlen?«
    »Soll ich Ihnen das Album bringen - aber nein, das ist nichts für Sie!« Mohammed dachte angestrengt nach. »Ah, ich hab's! Etwas Neues - eine Prinzessin, Mr. Fathergill! Nein, ich schwöre Ihnen, ich lüge nicht. Sie ist russischer Abstammung. Einverstanden?« Er nickte erwartungsvoll, machte aber plötzlich ein betroffenes Gesicht. »Man muß aber sehr reich sein für diese Prinzessin ... warten Sie!«
    Er kramte in seiner Jackettasche und fand ein Bündel Briefe, setzte eine Brille auf und blätterte nachdenklich das Bündel durch. »Hier - sie heißt übrigens Irene - hören Sie zu .«
    Er las schnell vor. Charles konnte die Hälfte nicht verstehen. Zweifellos schien jedoch der Stil auf Intelligenz hinzuweisen.
    »Na schön. Schicken Sie sie 'rauf. Sie soll ein Glas Wein mit mir trinken.«
    »Ich muß schnell telefonieren«, sagte Mohammed ...
    Es war zehn Uhr, als Irene eintraf. Charles ließ seine Zeitung sinken und hob den Kopf. Sie stand unter der Tür und starrte ihn an. Sie war schlank, graziös und schön. Ihr schwarzes Haar war glatt und in der Mitte gescheitelt. Unbewußt stand er auf und bemerkte, daß ein schwaches Lächeln um ihre Mundwinkel zuckte.
    »Darf ich hereinkommen?«
    Ihre Stimme entsprach seinen Erwartungen; sie war tief und melodiös.
    »Kann ich eine Zigarette haben?«
    Sie stand am Tisch, sah auf ihn hinab, hatte das silberne Kästchen bereits geöffnet.
    »Wollen Sie nicht Platz nehmen?« sagte er abrupt. Er rückte den Stuhl so, daß sie ihm genau gegenübersitzen mußte.
    »Mohammed sagte, daß ich für Sie singen soll - wünschen Sie das wirklich? Meine Stimme ist nicht ausgebildet.«
    Er schüttelte den Kopf. »Was tun Sie eigentlich ... hier, in dieser Stadt?«
    Wieder dieses Lächeln. »Man muß leben ... Ich unterhalte mich mit den Leuten und singe für sie. Meine Karriere ist noch nicht allzuweit fortgeschritten. Sie sind mein erstes Publikum. Vielleicht wird es doch noch recht amüsant.«
    »Recht amüsant«, wiederholte er mechanisch.
    »So viele Dinge empfindet man als untragbar.« Sie hob die Brauen. »Ich habe oft in meinem Zimmer gesessen, habe den kleinen grünen Mann angesehen und überlegt ... immer wieder. Dann steckte ich ihn unter mein Kopfkissen und sagte mir: ›Wir wollen das Morgen abwarten - vielleicht lohnt es sich.‹«
    Sie belächelte seine Verwirrung, zog ihre schwarze Handtasche zu sich heran, öffnete sie und nahm ein kleines, grünes Fläschchen heraus. Es besaß die Form eines kleinen Mannes, der Hut diente als Stöpsel. Als sie das Flächchen gegen das Licht hielt, sah Fathergill, daß es mit einer Flüssigkeit gefüllt war.
    »Mit anderen Worten - Gift. Finden Sie das nicht sehr theatralisch?«
    »Ist es das?« fragte sie zurück. »Ich weiß es nicht. Professor Bekinsky hat es mir kurz vor seiner Verhaftung gegeben. Man erschoß ihn direkt vor seinem Haus in Kiew.«
    Ein nervöses Zucken lief über Fathergills Gesicht. Sehr amüsant war das nicht.
    »Wissen Sie, welches Gift es ist - Arsen ... Aconit ...?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es
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