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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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nicht. Er nannte es ›Erkenntnis‹ - an Humor fehlte es ihm nicht.« Sie sah nachdenklich vor sich hin und lachte dann auf. »Möchten Sie nicht lieber doch, daß ich singe?«
    »Nein ... Aber dieses Thema ist doch recht deprimierend, nicht wahr?«
    Er begann über sich zu sprechen. Sie lauschte ernsthaft. Wunderbar, diese Frau, dachte er, während er unaufhörlich redete - einfach phantastisch.
    »Sie sind ein rücksichtsloser Mensch«, meinte sie nach einer Weile. »Wenn Sie etwas erreichen wollen, würden Sie sich wohl durch nichts aufhalten lassen?«
    »Durch nichts. Wissen ist nur dann Macht, wenn es zum Wohl des Besitzers ausschlägt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist seltsam - Sie scheinen kein Ziel zu haben. Sie wollen nirgendwohin, Sie wollen um jeden Preis einfach etwas Besseres.«
    Ihre Mißbilligung schmeichelte ihm.
    »Haben Sie denn irgendein Ziel?«
    Sie nickte. »Ja, ich möchte ein bißchen Sicherheit ... ein bißchen Glück haben. Die Sicherheit, die ein braver Arbeiter seiner Frau geben kann.«
    »Um genau zu sein also: Heirat?« meinte er und lächelte.
    Sie nickte langsam und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus.
    »Ja ... warum nicht? Ich habe übrigens eine kleine Schwester hier in Teheran.« Sie sah ihn an. »Da tut man eben manches und legt um ihretwillen den kleinen grünen Mann unter das Kissen.«
    Sie schien etwas Unangenehmes abzuschütteln. Ihre Stimme klang plötzlich ganz fröhlich. »Soll ich singen, oder wollen wir uns weiter unterhalten?«
    »Wir haben schon zuviel geredet«, erwiderte Fathergill. Er ging zum Fenster und schloß die Vorhänge.

3
    Einige Monate später schrieb ein bekanntes Rechtsanwaltsbüro an Mr. Linden. Wie man gehört habe, besitze er Ländereien, unter denen Öl vermutet werde. Man vertrete einen Klienten, der diesen Boden zu kaufen wünsche.
    Mr. Linden erwiderte erfreut, man solle das Angebot doch in Pfund Sterling ausdrücken.
    Es gab viele Gründe, warum ihn iranisches öl nicht mehr interessierte und warum er sich bereitfand, an Stelle einer ungewissen Zukunft eine sichere Rendite zu akzeptieren.
    Mr. Fathergill, der inzwischen Paris erreicht hatte, studierte den Brief der Anwälte mit mildem Interesse. Seltsam, dachte er, wieviel Arbeit, wieviel Besorgnis nutzlos und sinnlos vertan wird, weil man das Ende nicht absehen kann. In den Monaten, die zwischen seiner Reise nach Teheran und der Rückkehr nach Paris vergangen waren, hätte er sich zum Millionär machen können, und jede seiner Banken glaubte, sein größtes Konto zu besitzen.
    In Ankara hatte er einen Mann getroffen, der von Geschäften einiges verstand. Fathergill kaufte ein Stück Land und eine von der türkischen Regierung ausgestellte Konzession. Zu seinem Glück erwies sich die Gegend als fündig, ein Syndikat bot ihm eine beträchtliche Summe, und Fathergill akzeptierte. Die Ölquellen in Persien waren zu einer Nebensache geworden ... aber es gab ja auch noch Molly.
    »Das wird unangenehm werden«, sagte sich Charles Fathergill und fingerte nachdenklich an seinem Schnurrbart.
    Denn Mr. Linden hatte wieder geheiratet. Diese Nachricht war in einem der förmlichen Briefe Mollys enthalten gewesen. Sie verschwieg jedoch, daß John Linden sich bereit erklärt hatte, Thursby Grant wieder als regelmäßigen Besucher zuzulassen.
    Auch John Linden schrieb einen Brief. Er lud Fathergill ein, doch herüberzukommen und Weihnachten mit der Familie zu verbringen.
    ›Ich verkaufe meine Ölquellen - irgendein Trottel will sie kaufen. Man hat mir einen guten Preis dafür geboten.‹
    Charles reiste am nächsten Tag nach London ab. An sich hätte er es vorgezogen, die Weihnachtsfeiertage in Paris zu verbringen. Der Zug war überfüllt, das Meer bei der Überfahrt unruhig. Mr. Fathergill kam verärgert in London an. Zu dieser Jahreszeit wäre es in Paris schöner gewesen - oder in Teheran. Irene! Ein dunkler Traum. Die Erinnerung ließ ihn nicht los. Eine Woche nach der Abreise aus Teheran war er zurückgekehrt, um sie zu suchen. Mohammed wand sich entschuldigend hin und her. Die Dame habe Teheran verlassen; er wisse nicht, wo sie sei. Aber er verfüge über die Adresse eines hübschen, jungen Mädchens .
    Charles Fathergill hatte den Kopf geschüttelt. Er erkundigte sich überall nach ihr, stellte Nachforschungen nach ihr an ... nichts.
    Grimmig stapfte er in seinem elegant eingerichteten Wohnzimmer hin und her, die Hände in den Taschen.
    Wimbledon ... Truthahnbraten ... Plumpudding ... Molly
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