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087 - Bei Vollmond kommt der Tod

087 - Bei Vollmond kommt der Tod

Titel: 087 - Bei Vollmond kommt der Tod
Autoren: A.F.Morland
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lebten in Kingston Falls, einem winzigen Nest am östlichen Fuße der Rockies.«
    »Ich kenne es.«
    Pasquanell staunte. »Tatsächlich? Bist du schon mal da gewesen?«
    »Nein, aber wir hatten im Waisenhaus einen Jungen aus Kingston Falls.«
    »Wie war sein Name?«
    »Ron Hiebert.«
    Pasquanell schüttelte den Kopf. »Die Welt ist ein Dorf. Ron Hiebert. Seine Mutter schluckte eine Überdosis Schlaftabletten, und sein Vater erhängte sich in der Scheune. Hiebert kam zu seinen Großeltern…«
    »Und als sie starben, kam er ins Waisenhaus. Er war ein prima Kerl.«
    Pasquanell grinste. »Alle aus Kingston Falls sind prima Kerle, du siehst es an mir.«
    »Da scheint tatsächlich was dran zu sein«, sagte Doyle, ebenfalls grinsend.
    Der Docht der Petroleumlampe, die über ihnen hing, war schon ziemlich heruntergebrannt. Doyle stand kurz auf, um ihn höherzudrehen, dann setzte er sich wieder.
    Pasquanell zündete sich eine Zigarre an. Doyle bat ihn, weiter über Simon Pasquanell zu erzählen.
    Der Werwolfjäger zog die dunklen Brauen zusammen, als wäre ihm das, was jetzt kam, unangenehm; als würde es ihn selbst nach so langer Zeit immer noch aufwühlen.
    »Eines Tages«, begann er mit schleppender, gedämpfter Stimme, »war irgend etwas in Kingston Falls verändert. Zuerst dachte ich, ich würde mir das einbilden, aber dann bemerkte ich die Angst in den Augen der Menschen. Niemand wollte darüber sprechen. Alle versuchten sich mit der Furcht irgendwie zu arrangieren, aber das geht natürlich nur für kurze Zeit. Die Leute begannen einander zu mißtrauen, und sie hatten Angst vor der Nacht, vor allem dann, wenn sie den Vollmond brachte.
    Ein Werwolf war angeblich in der Nähe des Ortes gesehen worden. Ein großes, starkes, grauenerregendes Ungeheuer. Man redete davon, daß er einen Einsiedler und zwei Landstreicher grausam umgebracht hatte, und unsere Eltern schärften uns ein, nachts nicht das Haus zu verlassen. Simon, ansonsten sehr gehorsam, hielt sich für stark genug, um einen Werwolf besiegen zu können. Er kannte ein Mädchen im Nachbarort, und er sah nicht ein, warum er sie nicht mehr so oft und so lang wie bisher sehen sollte. Vater konnte reden, soviel er wollte. Simon ließ sich nicht davon abhalten, auch weiterhin mit dem Fahrrad zu seiner Freundin zu fahren.
    Eines Abends kam er verletzt nach Hause. Ein Auto habe ihn angefahren, sagte er. Mir war, als sagte er zum erstenmal nicht die Wahrheit, denn die Verletzungen sahen anders aus, eher wie Kratz- und Bißwunden. Es war in einer Vollmondnacht passiert, doch das kam mir erst später zu Bewußtsein. In einer Vollmondnacht…«
    Pasquanell brauchte wieder einen Schluck.
    »Dein Bruder wurde von dem Werwolf verletzt, nicht wahr?« sagte Doyle.
    Der Werwolfjäger nickte mit düsterer Miene. »Und das Unheil nahm seinen Lauf. Bis zur nächsten Vollmondnacht heilten die Wunden zwar, aber das Böse vergiftete in dieser Zeit den Körper meines Bruders. Es machte Simon zum Lykanthropen. Keiner von uns ahnte das.
    Als wieder Vollmond war, hatte ich bei Nachbarn zu tun. Ihre Kuh kalbte, und sie hatten mich um Hilfe gebeten. Ich half gern, denn es waren nette Leute, die schon viel für uns getan hatten. Als ich ziemlich erledigt heimkam, war es im Haus merkwürdig still. Ich nahm zunächst an, die Familie hätte sich zu Bett begeben, aber dann sah ich die schreckliche Verwüstung im Wohnzimmer - und meine toten Eltern. Ich will nicht beschreiben, wie entsetzlich die Leichen aussahen!
    Der Schmerz drohte mir das Herz zu zerreißen. Ich dachte an meinen Bruder, machte mir wahnsinnige Sorgen. Für mich stand fest, daß meine Eltern die Opfer eines Werwolfs geworden waren, und ich befürchtete, daß Simon dasselbe Schicksal ereilt hatte. Ich brüllte seinen Namen, hoffte, daß es ihm gelungen war, sich irgendwo im Haus zu verstecken. Doch es blieb totenstill.
    Ich machte mich auf die Suche, begab mich in den Keller, schaute im Erdgeschoß in sämtliche Räume, rannte zum Obergeschoß hinauf, stieß die Tür zu Simons Zimmer auf… Da wurde ich angegriffen. Der grausame Killer hatte hinter der Tür auf mich gewartet und stürzte sich auf mich. Ich kämpfte mit dem Monster um mein Leben. Man hatte mir erzählt, womit Werwölfe zu vernichten sind. Unter anderem hieß es, sie könnten kein Silber vertragen, und mein Vater besaß einen alten, schönen Dolch, ein Erbstück, das im Wohnzimmer an der Wand hing. Ich wußte, daß ich gegen das Scheusal nur eine Chance hatte, wenn es
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