Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
087 - Bei Vollmond kommt der Tod

087 - Bei Vollmond kommt der Tod

Titel: 087 - Bei Vollmond kommt der Tod
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
nicht, wenn kein Vollmond scheint.«
    Doyle fragte, ob es Pasquanell gelungen wäre, Eliot Oakland zu erledigen.
    Der Werwolfjäger lächelte dünn. »Schön wär's, aber der Kerl, der in eines der Fangeisen geriet, war mir unbekannt.« Pasquanell berichtete seinem jungen Freund, wie sich diese Begegnung abgespielt hatte.
    »Zwei tote Werwölfe«, sagte Doyle rauh. »Und keiner von beiden ist Oakland. Der streicht nach wie vor irgendwo dort draußen umher…«
    »Ich bin sicher, er weiß, daß er zwei Wolfsbrüder verloren hat«, sagte Pasquanell. »In solchen Nächten stehen die Lykanthropen miteinander in magischer Verbindung. Wenn es einem von ihnen an den Kragen geht, bleibt das dem anderen nicht verborgen.«
    »Oakland wird vor Wut rasen«, sagte Doyle.
    Pasquanell grinste. »Das wäre nicht schlecht. Wenn er wütend ist, vergißt er vielleicht ein wenig von seiner großen Vorsicht.«
    »Es wäre denkbar, daß er noch ein paar Brüder hat - und… daß er mit ihnen hierher kommt.«
    »Dann hätten wir ihn endlich aus der Reserve gelockt und brauchten ihn nicht mehr zu suchen. Mir wäre es recht, wenn er sich entschließen würde, uns anzugreifen.«
    »Und deine Verletzung?«
    »Wenn ich die Chance bekomme, gegen Oakland zu kämpfen, vergesse ich jeden Schmerz«, sagte Terence Pasquanell.
    »Was machen wir mit ihm?« fragte Doyle und wies auf Leon Harper.
    »Wir schaffen ihn aus der Hütte und begraben ihn.«
    »Man wird ihn vermissen.«
    »Machst du dir schon wieder Sorgen? Er ist seit dem Tag für die Menschheit verloren, an dem sich der dämonische Wolfskeim in ihm ausbreitete und ihn überwucherte.«
    Sie trugen Harper hinaus und begruben, ihn am Ufer des kleinen Sees. Dort war der Boden weich, so daß es nicht schwierig war, rasch ein Grab auszuheben.
    Später, wieder in der Hütte, tranken sie zusammen alten kanadischen Whisky, und Pasquanell lud seine Schrotflinte nach.
    »Ein Glück, daß du unverletzt geblieben bist«, sagte der Werwolfjäger zu seinem jungen Begleiter. »Wenn die ›Krankheit‹ erst mal fortgeschritten ist, kann ich nicht mehr helfen. Ich muß sofort etwas dagegen unternehmen.«
    »Angenommen, du wirst mal von einem Lykanthropen verletzt und verlierst für längere Zeit das Bewußtsein.«
    »Dann bin ich erledigt«, sagte Pasquanell. »Wir wollen hoffen, daß es nie dazu kommt.«
    Sie hoben ihre Becher und stießen damit an.
    »Ich hasse sie«, knurrte Pasquanell und kratzte sich mit angewidertem Gesicht im Vollbart.
    »Die Werwölfe?«
    »Sie können großen Schaden anrichten.« Pasquanell lehnte sich zurück und betrachtete Doyle. »Vielleicht hast du dich schon mal gefragt, warum ich, der jahrelange Einzelgänger, deine Bitte, dich mitzunehmen und in der Werwolfjagd zu unterrichten, nicht ablehnte.«
    Endlich, dachte Doyle. Endlich geht er mal ein bißchen mehr aus sich heraus. Endlich ist er nicht mehr so verschlossen. Endlich erfahre ich mehr über diesen geheimnisumwitterten Mann. Es hat lange gedauert, bis er auftaute. Was man mit einem einzigen Dolchstich alles erreichen kann…
    Pasquanell blickte in seinen Becher. »Ich hatte einen Bruder. Er sah dir ähnlich, war um zwei Jahre jünger als ich. Ich hatte ihn sehr gern. Wir waren ein Herz und eine Seele. Manchmal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn ganz deutlich vor mir, wie er lacht, wie es in seinen blauen Augen blitzt, wenn er wieder mal einen Schalk ausgeheckt hat. Als du aufgetaucht bist, war es, als wäre mein Bruder zurückgekehrt. Das war der Hauptgrund, weshalb ich deine Bitte nicht rundweg ablehnte. Ich hatte auf einmal meinen Bruder wieder. Er hat mir sehr viel bedeutet.«
    Pasquanell verstummte.
    Er nahm einen Schluck vom Whisky und lächelte Doyle traurig an. »Er hieß auch Simon. Ein verrückter Zufall, nicht wahr? Als ich dich zum erstenmal sah, gab es mir einen Stich. Simon ist wieder da! durchzuckte es mich, und als ich deine Bitte hörte, war es mir unmöglich, abzulehnen. Ich konnte Simon nie etwas abschlagen.«
    Der bärtige Werwolfjäger schwieg eine Weile.
    Er goß Whisky nach, trank wieder.
    Doyle wollte mehr über diesen Simon Pasquanell hören. »Du sprichst von deinem Bruder, als würde er nicht mehr leben«, sagte er.
    Pasquanell wischte sich die feuchten Lippen mit dem Handrücken ab. »Er ist tot, seit vielen Jahren schon. Ich habe ihn getötet.«
    Doyle riß entgeistert die Augen auf. »Du?«
    Der Werwolfjäger nickte ernst. »Es brach mir das Herz, aber ich hatte keine andere Wahl. Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher